Einschnitte bei Lanco Integrated

Erst insolvent, dann drei Jahre lang von einem Interim-Manager geführt, schließlich Verkauf an einen Maschinenbauer aus den USA: Für die Mitarbeiter der Firma Lanko Integrated, früher OKU, hat sich in den letzten sechs Jahren bei Weitem mehr als nur der Unternehmensname geändert – Zeit für eine erste Bilanz.

Parallel zur intensiven Kundenpflege und Neuakquise mussten in Winterbach die ersten schmerzhaften Schnitte der Restrukturierung vollzogen werden. „Wir haben Anfang Mai 2010 das Insolvenzverfahren eröffnet und gleichzeitig über die Hälfte der Mitarbeiter entlassen, um die Kapazitäten dem Auftragsbestand anzupassen“, sagt der damalige Interim-Manager Hieber. Auch die Produktion wurde den bestehenden Bedürfnissen angeglichen, angemietete Hallen geräumt und ein vollkommen neues, komprimiertes Produktionslayout aus dem Boden gestampft. „Das war beeindruckend“, erinnert sich Hieber. „Wir hatten hier gute Produkte und gute Leute, die verstanden haben, dass sie ranmüssen, um ihre Arbeitsplätze zu sichern.“

Trotz der Treue zahlreicher Stammkunden und eines Großauftrags, der kurz nach der angemeldeten Insolvenz aus Nordamerika eintraf, musste das Unternehmen auch Talsohlen durchschreiten. „Einige Kunden sagten: Wir wünschen euch alles Gute, aber so können wir nicht kaufen, gerne wieder, wenn es euch besser geht. Da fragte man sich schon manchmal, wie es je wieder besser werden soll“, erinnert sich Pfleiderer.

Messestand von OKU: Der Name war in der Branche wohlbekannt und gut gelitten (© Lanco Integrated GmbH & Co. KG)
Messestand von OKU: Der Name war in der Branche wohlbekannt und gut gelitten. (© Lanco Integrated GmbH & Co. KG)

Herausforderung mit Lanco angenommen

„Es gab zwei Gespräche“, blickt der heute 48-jährige Bernd Klingel zurück. „Beim zweiten, direkt vor Ort, habe ich gemerkt: Die Leute sind hochmotiviert und wollen jemand in ihrem Team haben, der das mit ihnen durchsteht und sie wieder zum Erfolg bringt, und derjenige wollte ich unbedingt sein.“

Zunächst packte Klingel die IT-Infrastruktur im Unternehmen an. „Wir sind ständig mit den Kollegen aus dem Ausland über Videotelefonie in Kontakt, das geht nur mit ordentlichem Internet“, sagt Klingel. Auch ein gemeinsames CAD-System wurde geschafften, um Konstruktionsprojekte in internationaler Zusammenarbeit anzugehen. „Natürlich schien die Sprache zunächst eine Hürde zu sein, aber wir haben In-House-Kurse organisiert, die auf rege Beteiligung stießen.“ Durch den Austausch von Kollegen zwischen den verschiedenen Standorten soll weiter an der Einheit geschliffen werden.

Mit einem Auftragsvolumen von etwa 17 Mio. Euro bewegt sich Lanco Integrated in Deutschland im Moment langsam wieder Richtung sicheres Fahrwasser. Schwankungen der Branche und Nachwirkungen der Insolvenz zehren jedoch weiterhin am Team von Bernd Klingel. Durchgestanden ist die Sache noch nicht.

Kurzprofil Lanco Integrated Europe

 Gründungsjahr 2013
 Branche Maschinenbau
 Unternehmenssitz  Winterbach (b. Stuttgart)
Umsatz 2015 18 Mio. Euro
 Mitarbeiterzahl  ca. 120

www.lanco.net

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