Der Fremdmanager und ich

Familienunternehmen wissen, dass sie Fachwissen und Professionalisierung brauchen. Viele holen sich deshalb Fremdmanager ins Team. Die Rollen sind dabei aber klar verteilt.

Familienunternehmen und Fremdmanager, geht das zusammen? Allein diese Frage wird kontrovers diskutiert. Noch brisanter wird es, wenn sie gemeinsam in der Geschäftsführung sitzen. Um herauszufinden, wie die Zusammenarbeit läuft, haben die Prüfgesellschaft PwC, das Wittener Institut für Familienunternehmen sowie die Intes Akademie für Familienunternehmen 163 Geschäftsführer sowie Aufsichts- und Beiratsmitglieder von deutschen Familienunternehmen befragt. Knapp drei Viertel der Umfrageteilnehmer waren Familienmitglieder mit Führungsfunktion.

Das Wichtigste vorab: 90 Prozent der Familienunternehmer sind zufrieden mit ihren gemischten Geschäftsführerteams. 80 Prozent haben damit schon mehr als fünf Jahre Erfahrung. Die Familienunternehmen holen externe Manager meist wegen der fachlichen Expertise in die Geschäftsführung. Das war für 73 Prozent der Fall. 53 Prozent wollen ihr Unternehmen professionalisieren, 49 Prozent das Wachstum vorantreiben. 38 Prozent beriefen einen Fremdmanager zur Nachfolgeregelung.

Fremdmanager als Impulsgeber

Die Rollen in einem gemischten Geschäftsführerteam sind klar verteilt: Bei 41 Prozent der Unternehmen gibt der Familiengeschäftsführer die Marschrichtung vor, der externe steuert das Fachwissen bei. Besonderes Augenmerk legen die Familien dabei etwa auf den Finanzbereich des Unternehmens. Zwar wird dieser oft von einem externen Geschäftsführer geführt, das Letztentscheidungsrecht liegt aber bei der Familie.

Die Auswahl der Fremdmanager erfolgt in 56 Prozent der Fälle durch die Familie und den Beirat (30 Prozent). Dabei wird besonders auf die Chemie im Geschäftsführerteam geachtet. Denn die Zusammenarbeit ist meist vertraulich: 77 Prozent der Befragten sind sich sicher, dass die Vertrauensvorschüsse in die Kollegen gerechtfertigt sind. 70 Prozent arbeiten eng mit den Geschäftsführerkollegen zusammen und wollen, dass sie sich auch persönlich einbringen. Konflikte bleiben aber nicht aus: In jedem fünften Team gibt es Streit wegen unterschiedlicher Persönlichkeiten, 17 Prozent geraten häufiger wegen unterschiedlicher Vorgehensweisen aneinander. In 57 Prozent der Fälle tritt der Familiengeschäftsführer dann als Schlichter auf, 43 Prozent bemühen das Vier-Augen-Prinzip.

Persönliche Gespräche sind auch wichtig, damit die Stimmung im Team gut bleibt. Doch 67 Prozent der Familienmanager setzen auch auf gezieltes Team Building. 64 Prozent nehmen sich persönlich Zeit, den oder die Neue kennenzulernen und wählen ihr Geschäftsführerteam sorgsam aus. www.pwc.de 

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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