Schlechte Signale für die Wirtschaft

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Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich weiter verschlechtert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Juli weiter gefallen − dies ist der dritte Rückgang in Folge. Die Unternehmen waren insbesondere mit den laufenden Geschäften merklich unzufriedener. Auch die Erwartungen der befragten Firmen gaben laut ifo Institut erneut nach. „Die Lage der deutschen Wirtschaft verdüstert sich“, kommentiert Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts die aktuellen Zahlen. Im Verarbeitenden Gewerbe sei der Treiber für die Entwicklung die deutlichschlechtere Bewertung der aktuellen Lage. Die Unternehmen würden immer weniger neue Aufträge erhalten. Die Kapazitätsauslastung sank weiter ab und lag damit erstmals seit mehr als zwei Jahren unter ihrem langfristigen Mittelwert. Im Dienstleistungssektor waren die Unternehmen merklich weniger zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage. Im Handel hat sich insbesondere der Ausblick der Unternehmen verdüsterte. Auch ihre laufenden Geschäfte bewerteten die Händler schlechter.

S&P: Wirtschaft im Rückwärtsgang

Die Privatwirtschaft Deutschlands ist im Juli nach Aussage der Wirtschaftsforscher von  S&P Global geschrumpft. Ausschlaggebend hierfür seien der beschleunigte Rückgang der Industrieproduktion und die weitere Verlangsamung des Wachstums im Servicesektor. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist drehten gemäß der aktuellen Befragung erstmals seit Beginn des Jahres ins Negative. Dies habe ach zur Folge gehabt, dass sich das im zweiten Quartal verzeichnete kräftige Plus der Beschäftigtenzahlen wieder abschwächte. Der Anstieg der Einkaufs- und Verkaufspreise verlangsamte sich ein weiteres Mal. Da der Servicesektor beim Neugeschäft erstmals seit einem halben Jahr wieder Verluste hinnehmen musste und sich der Auftragsrückgang in der Industrie beschleunigte, wies der Gesamt-Auftragseingang laut S&P im Juli das höchste Minus seit über drei Jahren aus. Verantwortlich hierfür waren laut Befragten eine Reihe von Faktoren, darunter die Ausgabenzurückhaltung der Kunden, der Abbau von Lagerbeständen, die hohe Inflation und steigende Zinssätze.

Auch die Exportneuaufträge gingen in beiden Sektoren zurück. Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, kommentiert: “Das ist ein schlechter Start in das dritte Quartal für die deutsche Volkswirtschaft. Der Flash-PMI ist in die Schrumpfungszone abgerutscht. Der Abschwung wird nach wie vor vom verarbeitenden Gewerbe angeführt, während sich die Verlangsamung des Wachstums im Dienstleistungssektor, die im letzten Monat begann, im Juli fortsetzte. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in einer Rezession befindet, ist gestiegen. Denn unser BIP-Nowcast für das dritte Quartal, der die neuesten HCOB PMI-Zahlen berücksichtigt, deutet auf ein negatives Wachstum hin.

ZEW-Index sinkt ab

Die Expertinnen und Experten für Konjunktur blicken erneut pessimistischer auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft: Nach der aktuellen Prognose des ZEW Mannheim wird Deutschland das Jahr in Rezession abschließen. Die Wirtschaft des Eurogebiets soll sich dagegen wesentlich besser entwickeln. Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte jedoch im nächsten Jahr wieder wachsen und die Eurozone aufholen. Auch die hohe Inflation erlebt erst 2024 einen deutlicheren Rückzug. Aktuell prognostiziert das ZEW sie für das gesamte Jahr 2023 einen Rückgang des realen BIP Deutschlands in Höhe von 0,3%, im Vormonat waren sie noch von Nullwachstum ausgegangen. Für 2024 geht die Prognose von 1,3% im Vormonat auf jetzt 1,2% geringfügig zurück.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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