„Wir haben offen kommuniziert“

Die Bekum Maschinenfabriken GmbH gehört zu den weltweit führenden Herstellern für Extrusions-Blasformanlagen. 2014 musste eine Restrukturierung her – ungünstige wirtschaftliche Randbedingungen machten eine Neuausrichtung des 1959 gegründeten Unternehmens notwendig. 

Welche Zugeständnisse musste die Belegschaft machen?

Mit der Konzentration auf nur noch zwei Produktionsstandorte in Österreich und den USA waren wir gezwungen, in Berlin etwa 40 Mitarbeiter abzubauen. Betriebsbedingte Kündigungen konnten wir leider nicht vermeiden. Um die wirtschaftlichen Nachteile zu mildern, haben wir zusätzliche Mittel für die Bildung einer Transfergesellschaft zur Verfügung gestellt. Unsere Auszubildenden konnten ihre Ausbildung in anderen Betrieben fortsetzen. Wir haben dann in unseren österreichischen Standort sieben Mio. Euro investiert und dort 60 Mitarbeiter neu eingestellt, darunter auch Mitarbeiter, die zuvor in Berlin beschäftigt waren. Letztlich haben sämtliche Mitarbeiter im Zuge der Restrukturierung ihren Arbeitslohn in voller Höhe erhalten, wenn auch erst im Nachgang. Auch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit haben wir vollständig zurückgezahlt.

Wie ist das Unternehmen jetzt aufgestellt?

In Österreich hatten wir bis zur Restrukturierung ausschließlich Großblasanlagen gebaut. Jetzt werden dort auch kleinere Verpackungsmaschinen, etwa zur

Werk von Bekum: Mittlerweile gibt es nur noch zwei Produktionsstandorte (© BEKUM Maschinenfabriken GmbH)
Werk von Bekum: Mittlerweile gibt es nur noch zwei Produktionsstandorte. (© BEKUM Maschinenfabriken GmbH)

Herstellung von Nahrungsmittel-, Pharma- und Kosmetikverpackungen, produziert. In Berlin sind wir an einen neuen Standort gezogen, wo wir künftig die Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb und Service weltweit abwickeln. Wir sind jetzt dabei, die Prozesse zur effektiven Abwicklung der Maschinenaufträge und Projekte neu zu gestalten, das Unternehmen auch in Bezug auf ein geeignetes Produktprogramm, die Marktposition und andere Kostenstrukturen neu aufzustellen.

Im März 2016 hat man das Unternehmen aus dem Insolvenzverfahren entlassen. Ist damit der Restrukturierungsprozess abgeschlossen?

Ja, die Insolvenz in Eigenverantwortung, die es ja erst seit 2012 gibt, ist für uns abschlossen. Jetzt stehen Themen wie Standardisierung, Kosten- und Prozessoptimierung auf der Agenda. Auch werden wir permanent die Fertigungstiefe überprüfen.

Welche Ziele haben Sie für die nächste Zeit?

In zwei bis drei Jahren wollen wir unseren Umsatz auf 80 Mio. Euro steigern. Zudem steht ein Generationswechsel im Unternehmen an. Der jüngste Sohn des Firmengründers Michael Mehnert, der 2014 nach abgeschlossenem Maschinenbaustudium ins Unternehmen eingestiegen und heute einer der Geschäftsführer in Traismauer ist, und ein älterer Sohn, Andreas Mehnert, der für das Wachstum in Asien verantwortlich ist, werden das Unternehmen als Familienbetrieb weiterführen.


Zur Person

Andreas Kandt ist Geschäftsführer der BEKUM Maschinenfabriken GmbH. Nach seinem Maschinenbaustudium an der Technischen Universität Berlin arbeitete er von 1981 bis 1994 bei BEKUM. 19 Jahre später kehrte er nach Stationen bei anderen Unternehmen in Deutschland und den USA wieder zu BEKUM zurück und begleitet den Restrukturierungsprozess des Unternehmens. Heute arbeiten in der BEKUM-Gruppe weltweit über 330 Mitarbeiter an drei Standorten. 2015 wurde ein Umsatz von 60 Mio. Euro erreicht. www.bekum.de

Autorenprofil

Torsten Holler ist Gastautor.

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