Private-Equity-Klima hellt sich auf

Private Equity-Markt weiter im Aufwind
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Auf dem deutschen Private-Equity-Markt ist das Geschäftsklima erneut leicht gestiegen. Nach den aktuellen Zahlen des German Private Equity Barometers legt das Geschäftsklima im vierten Quartal 2023 um 8,9 Zähler zu – bleibt aber weiter auf einem negativen Niveau. Nach Ansicht der Autoren der Untersuchung bleibt damit die Investorenstimmung zum Jahresende „unterkühlt“. Aber sowohl das Lageurteil als auch die Geschäftserwartungen konnten sich jeweils verbessern. Damit seien die Geschäftserwartungen für den Start ins neue Jahr etwas optimistischer als die aktuelle Geschäftslage auf dem deutschen Private-Equity-Markt. Zwar stünden nach den neuesten Erhebungen die meisten Klimaindikatoren noch immer tief im Minus, es sei aber eine breite Aufwärtsentwicklung zu erkennen.

Der Nachfrageindikator zur Höhe des Dealflows sowie die Marktumfeldindikator zum Zinsniveau konnten zulegen. Die Investorenstimmung bezüglich des Zinsniveaus zieht im Schlussquartal am stärksten an. Das hat nach Ansicht der Autoren damit zu tun, dass viele westliche Zentralbanken seit dem Spätsommer 2023 die Leitzinsen nicht weiter erhöhten. Je länger die Zinsen stabil bleiben, desto eher schwinde die Sorge vor weiteren Zinserhöhungen. Das German Private Equity Barometer wird unter den Mitgliedern des Bundesverbands Beteiligungskapital, den Mitgliedsinvestoren des Deutsche Börse Venture Networks sowie weiteren Beteiligungsgesellschaften mit Sitz in Deutschland vierteljährlich erhoben.

„Frischer Wind“ bei Investitionstätigkeit

Ulrike Hinrichs
Ulrike Hinrichs

Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erklärt zu den Ergebnissen des German Private Equity Barometers: „Das Geschäftsklima auf dem deutschen Private Equity-Markt legt zum Jahresende zwar erneut leicht zu, an der schlechten Stimmung ändert dies aber kaum etwas. Insgesamt ist das Marktklima stark eingetrübt, abgesehen von einer hohen Zufriedenheit mit Einstiegsbewertungen als Lichtstreif. Bemerkenswert ist, dass sich die Beurteilung des Zinsniveaus vermutlich aufgrund der Zinserhöhungspausen der Notenbanken deutlich verbessert hat. Das hebt auch die Stimmung hinsichtlich Möglichkeiten der Akquisitionsfinanzierung. Angesichts der offenbar günstigen Einstiegsbewertungen könnte das frischen Wind in die Investitionstätigkeit bringen.“ Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Beteiligungskapital  (BVK) fügt an: „Die nochmalige Stimmungsverbesserung im deutschen Private-Equity-Markt setzt sich fort und die leichte Aufhellung bei nahezu allen Marktindikatoren macht Hoffnung auf 2024. Noch fehlen wirkliche Impulse. Die Marktteilnehmer setzen auf die in Aussicht gestellten Zinssenkungen. Spätestens dann dürfte sich die Marktstimmung kräftig aufhellen.“

Small- und Mid-Cap Buy-out-Markt sehr aktiv

Die aktuelle Midmarket-Buy-outs-Statistik der Deutschen Beteiligung AG (DBAG) sieht für das abgelaufene Jahr trotz der herausfordernden Gesamtlage eine hohe Aktivität. Insgesamt habe es im Segment Small- und Mid-Cap Buy-out 34 Management-Buy-outs (MBOs) gegeben. Dies entspreche allerdings einem Rückgang von 21% gegenüber dem Vorjahreszeitraum und das Volumen aller Transaktionen sank hingegen nur leicht auf 3,9 Mrd. EUR. „Der perfekte Sturm aus geopolitischen Anspannungen, stark gestiegenen Energiekosten, Lieferengpässen, sowie die Zinswende, haben den M&A-Markt stark beeinflusst“, sagt Tom Alzin, Sprecher des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG.

Primary-Deals, also Transaktionen, die nicht unter Finanzinvestoren stattfinden, bilden nach der Analyse weiter den größten Teil. Mit rund einem Viertel der Transaktion sei der IT-Services und Software-Sektor eine der Fokus-Branchen im mittelständischen MBO-Markt. Im abgelaufenen Jahr kam es im mittelständischen MBO-Markt zu acht Nachfolgetransaktionen, die Hälfte davon hat die DBAG strukturiert. In der Auswertung werden ausschließlich Transaktionen berücksichtigt, bei denen Finanzinvestoren Unternehmen mehrheitlich unter Beteiligung des Managements erworben haben und die einen Transaktionswert für das finanzschuldenfreie Unternehmen  von 50 bis 250 Millionen Euro aufweisen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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