Neue Marke für Transformationsbegleitung im Mittelstand

Think-and-Do-Tank für Klima, Umwelt und Entwicklung auf Wachstumskurs

Foto: © Hurca!– adobestock.com

Die adelphi consult GmbH berät Unternehmen bei der nachhaltigen Transformation und will mithilfe von DPE neben dem öffentlichen Sektor nun auch Unternehmen in der Privatwirtschaft bedienen. 

Im August 2022 haben von Deutsche Private Equity (DPE) beratene Fonds eine Mehrheitsbeteiligung an der adelphi consult GmbH erworben. Die in Berlin ansässige Denkfabrik gestaltet als unabhängige Beratung für Klima, Umwelt und Entwicklung seit 22 Jahren nachhaltige Transformation für Kunden aus allen Bereichen der Wirtschaft und Politik. Der Schwerpunkt ihrer Beratung lag bisher im öffentlichen Sektor – jetzt will adelphi mithilfe von DPE weiterwachsen und sein Engagement in der Privatwirtschaft weiter ausbauen.

Strategieplanung bei adelphi: Neue Submarke phiyond zur gezielten Ansprache von Unternehmen aus dem Privatsektor; Fotos: © Jan Rottler/adelphi

Dem Einstieg der deutschen Beteiligungsgesellschaft DPE bei adelphi ging eine längere Suche voraus. adelphi führte Gespräche mit ausgewählten Finanzinvestoren und mit strategischen Investoren. Man entschied sich dann aktiv gegen ein strategisches Investment und für eine Partnerschaft mit einem Private-Equity-Investor: „Die intern und extern etablierte Marke adelphi soll auch in Zukunft erhalten bleiben. Wir sehen unsere Marke als ein echtes Asset, das in den kommenden Jahren eigenständig weiterwachsen wird“, erklärt Nikolas Bradford, Partner und Head of Private Sector bei adelphi. Im Rahmen der Verhandlungen konnte zwischen adelphi und DPE eine besondere Vertrauensbasis aufgebaut werden, was die Entscheidung für den Münchner Finanzinvestor begünstigte.

Auch für DPE bot sich mit adelphi eine spannende Partnerschaft. „DPE ist ein Wachstumsinvestor und wir sehen im Bereich der nachhaltigen Transformation von Unternehmen aufgrund der regulatorischen Anforderungen einen stark wachsenden Markt sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor“, sagt Andreas Schmid, Partner bei DPE. Im öffentlichen Bereich sei adelphi hervorragend aufgestellt, mit einer Top-3-Marktposition im deutschen Raum und einer sehr guten Positionierung im internationalen Raum. In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten habe adelphi große Projekte in öffentlichen Ausschreibungen gewonnen, die sich als profitabel erwiesen hätten. „Das Basisgeschäft ist aufgrund der Abhängigkeit von der öffentlichen Hand über mehrere Jahre planbar und somit krisenresistent“, erläutert Schmid die Investitionsentscheidung. Die Chance, in den Ausbau des Privatsektorgeschäfts zu investieren, verleihe dem Investment noch zusätzliches Potenzial.

Wachstum auch durch Zukäufe und neue Partnerschaften

Andreas Schmid, Foto: © DPE

Im besonderen Fokus des gemeinsamen Wachstumskurses stehen nun der Ausbau von Personal und die Schaffung von Transparenz in den eigenen Prozessen. Die drei Gründer von adelphi, Alexander Carius, Mikael Henzler und Walter Kahlenborn, bleiben weiterhin mit 30% am Unternehmen beteiligt. Sie haben adelphi über die vergangenen Jahre auf 350 Experten hochskaliert. In der jetzigen gemeinsamen Investitionsphase soll die Anzahl der Mitarbeiter auf rund 500 anwachsen und die Umsätze nach Möglichkeit verdoppelt oder verdreifacht werden. Ein wichtiger Meilenstein dafür sei die Professionalisierung des Finanzbereichs von adelphi, wie Schmid betont: „Durch mehr Zahlentransparenz, aber auch Digitalisierung, neue Strukturen und Prozesse soll adelphi noch wirtschaftlicher werden.“ Zeitgleich gelte es, das Privatsektorgeschäft so schnell wie möglich aufzubauen. „Wir sehen hier neben organischem auch anorganisches Wachstumspotenzial, das durch Zukäufe, aber auch Partnerschaften mit anderen größeren Beratungen gehoben werden kann.“

Marke phiyond für Transformationsbegleitung im Mittelstand gegründet

Im Fokus: Personal und Transparenz, Fotos: © Jan Rottler/adelphi

Für die gezielte Ansprache der Unternehmen aus dem Privatsektor wurde im September dieses Jahres eine neue Submarke namens phiyond gelauncht. Bradford legt dabei großen Wert auf den Aspekt der Zukunftsfähigkeit: „Wir wollen nachhaltiges Engagement nicht als einen Zwang für Unternehmer darstellen, sondern als eine echte Chance, sich nach vorne zu entwickeln. Wenn Menschen das Wort Nachhaltigkeit hören, dann denken sie immer automatisch an ein grünes Verhalten oder an Umweltschutz – das stimmt auch, ist aber nicht alles. Per se heißt Nachhaltigkeit, dass etwas übermorgen noch besteht“, so Bradford. „Wir wollen die Denkweise unserer Kunden beeinflussen: weg vom ‚Müssen‘, hin zum ‚Wollen‘ und ‚Können‘.“


„Es geht um die Sicherstellung der eigenen Zukunftsfähigkeit“

Interview mit Nikolas Bradford, Partner und Head of Private Sector, adelphi consult GmbH

Unternehmeredition: Bis wann sollte der Mittelstand spätestens mit der nachhaltigen Transformation beginnen?

Nikolas Bradford; Foto: © adelphi

Nikolas Bradford: Mittlerweile sind sich auch die mittelständischen Unternehmen darüber im Klaren, dass die Anforderungen der nachhaltigen Transformation früher oder später alle Marktteilnehmer betreffen und sich keiner entziehen kann. Einige stellen sich bereits der Herausforderung, andere stehen noch völlig am Anfang. Im Jahr 2024 gilt die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bereits für berichtspflichtige Unternehmen, ab dem Geschäftsjahr 2025 dann auch für Großunternehmen und ab 2026 für börsennotierte kleine und mittlere Unternehmen. Wir gehen davon aus, dass die EU-weite Berichtspflicht in diesem Zeitraum von derzeit 11.600 auf 49.000 Unternehmen anwachsen wird. Daher es wichtig, dass Unternehmen jetzt handeln und sich der Herausforderung stellen.

Was genau kommt auf die Unternehmen zu und wie hoch ist der Aufwand?

Zentrale Neuerungen sind zum Beispiel eine stärkere Quantifizierung der Berichtsinhalte, verpflichtende externe Berichtsprüfung, doppelte Wesentlichkeit, verpflichtende Integration in den Lagebericht sowie die Veröffentlichung in einem einheitlichen elektronischen Berichtsformat. Die Unternehmen müssen wissen, wann welche Punkte für sie relevant sind. Es ist je nach Unternehmensgröße und -komplexität innerhalb von ein paar Tagen oder einem Monat machbar, den Standort hinsichtlich der Regulatorikerfüllung zu bestimmen und mit der Umsetzung zu starten. Die erfolgreiche Implementierung geht sehr stark mit der Verankerung der Nachhaltigkeitsverantwortung im Unternehmen einher. Zukunftsfähigkeit ist ein sehr wichtiges Thema, das definitiv im Vorstand verantwortet werden muss. Für die Transformation braucht es in Deutschland allein circa 15.000 Nachhaltigkeitsverantwortliche in Unternehmen. Hier sehen wir eine Art Fachkräftemangel auf Seniorebene. Vor allem ist es wichtig, die Transformation zur Nachhaltigkeit nicht als ein Projekt zu sehen, das man mal für acht Wochen verfolgt und dann abschließt – es geht um eine laufende Anpassung an die Marktbedingungen und eine iterative Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit des eigenen Geschäftsmodells, gepaart mit Innovation.

Wie beurteilen Sie die Perspektiven?

Aktuell findet ein Umdenken statt, vor allem im Hinblick auf die Verbindung von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Man denkt jetzt langfristiger und ganzheitlicher. Es geht heute immer mehr um die Bedingungen in den Lieferketten, den Carbon Footprint oder die Eignung zur Wieder- und Weiterverwendung. Dieses Umdenken ist auch für die Rekrutierung von Mitarbeitern relevant.

Lieber Herr Bradford, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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