„Nach Anfangsverlusten arbeiten wir profitabel“

Als Europas erstes gemeinnütziges IT-Systemhaus wurde AfB mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2012 ausgezeichnet. Was waren die Gründe?

Wir sind in den Bereichen Social, aber auch Green IT ein Vorzeigeunternehmen der Branche geworden, weil wir unsere Konzepte und auch unsere Strategien nicht auf kurzfristige Trends, sondern auf langfristige und nachhaltige Konzeptionen aufbauen und dies auch immer wieder mit neuen Projekten unter Beweis stellen.

Kalkulieren Sie genauso knallhart wie traditionelle Unternehmen?

Wir unterscheiden uns hierbei nicht von anderen Unternehmen. Unsere Kunden finden sicherlich unser Konzept gut, aber wir müssen dies mit Qualität und Leistung auch täglich zeigen. Im Verkaufsbereich bei Endkunden muss der Preis stimmen, sonst sind wir nicht marktkonform.

Sie haben mittlerweile 200 Beschäftige und arbeiten profitabel. Wohin geht die Reise?

Unser Ziel ist es, 500 Arbeitsplätze für behinderte Menschen zu schaffen. Der Markt ist da und wir wollen mit neuen Niederlassungen in München, Hamburg, Frankfurt und Dortmund auch in diesem Jahr weiter wachsen. Mit neuen Geschäftsideen wie im Handysegment wollen wir unsere Kunden in allen IT-Bereichen unterstützen.

Wie gelingt es Ihnen, eine Balance zwischen Menschen mit Behinderung und ohne zu schaffen?

Bei uns gilt die Regel, dass jeder zweite Arbeitsplatz ein Arbeitsplatz für einen behinderten Mitarbeiter ist. Wir unterscheiden hierbei nicht nach der Behinderung, sondern nach guten und weniger guten Mitarbeitern. Natürlich tickt ein Unternehmen mit 50 Prozent Menschen mit Behinderungen etwas anders, aber wir leben die Inklusion und sprechen nicht täglich darüber.

Ist die Philosophie des Unternehmens Wachstum desselben oder geht es um das Wachstum der Idee?

Wir können nur Arbeitsplätze schaffen, wenn uns große Unternehmen gebrauchte Computer zurückgeben. Andererseits geben sie uns die Geräte nur zurück, wenn wir in der Region des Kunden auch Arbeitsplätze für behinderte Menschen schaffen. Von daher ist Wachstum für uns eine Notwendigkeit und die Voraussetzung dafür, dass wir unsere Ziele erreichen.

Mal ehrlich: Gutes tun und Geld verdienen, passt das zusammen?

Bisher hat man eine gemeinnützige Firma mit folgenden Attributen belegt: Hinterhof, tun was Gutes, langhaarig und leben von Spenden. Man hat einem gemeinnützigen Konzept einfach nicht zugetraut, nach wirtschaftlichen Kriterien zu operieren, und niemals gedacht, dass ein gemeinnütziges Unternehmen sich am Markt wirtschaftlich behaupten kann. Warum sollte eine Firma die 50 % Menschen mit Behinderungen beschäftigt, nicht auch wirtschaftlich erfolgreich sein, also Leistung bringen? Der einzige Unterschied zu anderen Unternehmen ist die Tatsache, dass wir keine Steuern auf den Gewinn abführen, sondern diese Gelder für unsere Zukunft verwenden können.

 

Zur Person

Paul Cvilak/AfBPaul Cvilak hat die Firma AfB 2004 mit zwei Mitarbeitern als gemeinnütziges Unternehmen gegründet. Heute hat AfB Niederlassungen in zehn deutschen Städten sowie in Frankreich, Österreich und der Schweiz. Mit 200 Mitarbeitern betreut AFB DAX-Konzerne, aber auch Mittelstandsfirmen sowie Kommunen und Ministerien. In München sind mindestens 40 Arbeitsplätze für behinderte Menschen geplant. Alle Mitarbeiter erhalten unbefristete Arbeitsverträge. www.afb-group.eu

 

 

Kasteninfo AfB

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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