„Aus einer Position der Stärke suchen“

Um das gewaltige Wachstum der vergangenen Jahre zu halten, holte sich Mymüsli einen Investor an Bord. Er soll das Unternehmen bei der weiteren Internationalisierung unterstützen und helfen, das Multichannel-Geschäft weiter aufzubauen. Die Mehrheit soll jedoch auch künftig bei den Gründern liegen.

Mittlerweile haben Sie 47 Shops in der DACH-Region und Schweden. Wie viele Läden wollen Sie bis zum Jahresende eröffnen?

Bis dahin sollten es mehr als 50 sein. Demnächst eröffnen wir zum Beispiel einen in Freiburg. Wichtig ist für uns die Lage. Die zahlt sich immer aus. In Deutschland sollen insgesamt heuer noch zwei bis drei weitere dazukommen. Mittlerweile sind wir europaweit in sechs Ländern vertreten. Ehrgeizig, aber behutsam wollen wir unsere Expansion forcieren.

Es ist ein Trend, dass Unternehmen, die über einen längeren Zeitraum ausschließlich das Internet als Vertriebskanal nutzten, „echte Verkaufsstellen“ eröffnen. Macht Mymüsli dies aus Imagegründen?

Nein. Jedes Geschäft sollte profitabel sein. Ansonsten baut man sich einen riesigen Kostenblock auf, der schnell zu groß wird. Wir schauen, dass unsere eigenen Kanäle, also Läden und Website, deutlich über die Hälfte des Umsatzes erwirtschaften. Mymüsli gibt es ja auch in Supermärkten, zudem haben wir ein B2B-Geschäft, etwa Direktlieferungen an Büros.

Bunter Mix: Die Anlagen zum Müsli-Mischen wurden von der Hausbank finanziert. Der Investor dient auch als Sparringspartner (© mymüsli GmbH)
Bunter Mix: Die Anlagen zum Müsli-Mischen wurden von der Hausbank finanziert. Der Investor dient auch als Sparringspartner. (© mymüsli GmbH)

Mittlerweile haben Sie auch Kaffee, Tee und Orangen im Angebot. Stößt das Wachstum mit Müsli an Grenzen?

Nein, überhaupt nicht. Der Anteil der neuen Produkte am Umsatz ist relativ klein. Das hat viel mit Leidenschaft zu tun. Unser Fokus liegt klar auf Müsli. Wir wissen, dass wir uns auf einige wenige Dinge konzentrieren müssen, ansonsten verzetteln wir uns.

Was waren bislang die größten Hürden?

Wir hatten nie den einen fiesen Gegner oder das eine große Problem. Bei uns waren es vielmehr die kleineren Schwierigkeiten, denen viele junge Unternehmen begegnen: Lieferungen, die nicht ankamen, Wachstumsschmerzen oder Eröffnungstermine von Läden, die plötzlich alle auf einen Tag fallen.

Kann das gewaltige Wachstum, das Sie in den vergangenen Jahren hatten, nicht auch schnell zum Problem werden?

Man ist nie davor gefeit, Fehler zu machen und Entscheidungen zu korrigieren. Es wird in den kommenden Jahren sicherlich auch Stolpersteine geben. Bislang waren wir gut darin, diese zu erkennen. Behalten wir das bei, sind wir auf einem guten Weg.

Wie sieht Mymüsli im Jahr 2017 aus?

Wir sind momentan in einem Prozess des Erwachsenwerdens. Das ist wie in einer Schule: Wir haben das Gebäude, 800 Schüler und die Lehrer. Jetzt haben wir auch den Lehrplan. Wir wollen noch effektiver und besser organisiert sein. Unser internationaler Fußabdruck soll dann deutlich größer sein und das Zusammenspiel unserer Vertriebskanäle noch besser funktionieren.


Zur Person

Vor neun Jahren gründete Max Wittrock zusammen mit zwei Studienfreunden Mymüsli in Passau. Aus einem kleinen Start-up entwickelten sie bis heute ein mittelständisches Unternehmen mit rund 800 Mitarbeitern. Bestellungen kommen online, aber auch aus den eigenen Läden. Bis zum Jahresende will Mymüsli in der DACH-Region 50 eigene Stores haben. In Deutschland sollen in diesem Jahr noch zwei eröffnet werden. www.mymuesli.com

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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