Mit regionaler Marke aus der Krise

„Der Bedarf an regionalen Markenprodukten wird noch steigen“

Interview mit Sebastian Kühn, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, EWG Eberswalder Wurst GmbH

Unternehmeredition: Herr Kühn, welche Kundengruppen sprechen Sie in erster Linie an?

Kühn: Es sind vorwiegend Menschen im Alter 40plus, die unsere Marke bewusst kennen. Für die künftige Entwicklung wollen wir natürlich auch jüngere Verbraucher ansprechen. Inzwischen liefern wir 15% unserer Wurst in die alten Bundesländer, Schwerpunkt ist aber immer noch eindeutig Ostdeutschland. Wir haben beispielsweise in Ostberlin einen Bekanntheitsgrad von 95%, in Westberlin von 78%. Die Konzentration auf unsere Kernprodukte und die Marke bleibt bestehen. Wichtig ist, dass wir unseren regionalen Geschmack mit der traditionellen Rezeptur beibehalten.

Unternehmeredition: Wie sehen Sie denn die Nachfrageentwicklung für Ihre Produkte?


Kühn:
Zunächst einmal sind wir deutschlandweit gesehen noch relativ klein – die Nummer 95 aller Wurst- und Fleischhersteller, wobei darunter auch viele Großschlachter sind. Pro Woche verkaufen wir ca. 200.000 kg Wurst und etwa 350.000 kg Fleisch. Zu den Kernprodukten gehören die Eberswalder Würstchen mit ca. 3 Mio. Stück pro Woche. Ich denke, der Bedarf an regionalen Markenprodukten wird noch steigen – das wird auch von unseren Handelspartnern erkannt, und wir werden davon profitieren.

Unternehmeredition: Was sind Ihre Pläne für die nahe Zukunft?

Kühn: Im Kern allen Bestrebens steht immer noch der Erhalt des Unternehmens. Die höheren Rohstoffpreise sind ein ernstes Problem, und die Branche steckt in der Konsolidierung. Wir sind nicht mit großen finanziellen Mitteln ausgestattet; jeden Euro, den wir verdienen, geben wir wieder ins Unternehmen. In den nächsten Jahren wollen wir insbesondere unsere Energetik modernisieren und in die Kühlung investieren. Wir würden auch gerne größere Aufschnitt- und Verpackungsmaschinen kaufen. Aber der Wettbewerb ist so heftig, dass wir nicht so viel Geld verdienen, um wirklich offensiv agieren zu können. Wir wollen uns deshalb Finanzierungsmöglichkeiten von außen nicht verschließen – wenn sich eine interessante Option ergibt, werden wir darüber nachdenken.

Unternehmeredition: Herr Kühn, vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Bernd Frank.
redaktion@unternehmeredition.de

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