Mit Private Equity zum Marktführer

„Bei uns wird nicht hineinregiert“
Interview mit Armin Rappen, Vorstandsvorsitzender, Mateco AG

Unternehmeredition: Herr Rappen, welche Erfahrungen haben Sie mit Private Equity gemacht?
Rappen: Bislang nur gute. Mit Private Equity ist deutliche Dynamik entstanden. Wir haben 60 bis 70% mehr Umsatz als vor fünf Jahren, doppelt so viele Geräte, 37 gegenüber damals 23 Niederlassungen und 500 gegenüber 300 Mitarbeitern. Ohne die Odewald-Beteiligung wäre das alles nicht möglich gewesen.

Unternehmeredition: Aber lässt Ihnen die Zusammenarbeit noch genügend Freiräume im Tagesgeschäft?
Rappen: Wir stimmen die Strategie mit dem Aufsichtsrat ab, aber bei uns wird nicht „hineinregiert“. Mateco hat sich im Kern nicht verändert – wir sind nach wie vor der schwäbische Mittelständler. Auch das Verhältnis zwischen Odewald und unserem Gründer Kauderer ist gut. Er ist mit 5% beteiligt und dem Unternehmen als Ehrenmitglied des Aufsichtsrats verbunden. Für uns jüngere Vorstände ist das wichtig. Wir können auf seine Erfahrungen zurückgreifen, der Prozess kann nahtlos fortgeführt werden.

Unternehmeredition: Mateco ist selbst übernommen worden und übernimmt seinerseits andere Unternehmen. Funktioniert so eine Übernahme immer?
Rappen: Mateco hat inzwischen sieben Unternehmen erworben und erfolgreich integriert, die alle inhabergeführt waren. Mit einer Ausnahme hat das überall hervorragend funktioniert, weil wir von vornherein darauf achten, dass die Firmenkulturen zusammenpassen. In dem einen Fall wollte der Unternehmer am Ende die Verantwortung doch nicht abgeben. Aber auch hier läuft alles ausgezeichnet, nur nicht mit sehr persönlichem Verhältnis mit dem Unternehmer wie in allen anderen Fällen. Das Beispiel zeigt: Ein Firmenverkauf ist nicht nur eine kaufmännische, sondern immer auch eine emotionale Angelegenheit. Der Unternehmer möchte sein Unternehmen in guten Händen wissen. Wir erwerben eine Firma nur, wenn wir sie integrieren und weiterentwickeln können, nicht nur, um Marktanteile zu erwerben. Aufgrund einer Übernahme haben wir keine einzige betriebsbedingte Kündigung ausgesprochen. Der Unternehmer muss bereit sein, Verantwortung abzugeben und wir brauchen Mitarbeiter, die selbstständig arbeiten, denn es handelt sich um

Unternehmeredition: In vielen Unternehmen grassiert die Angst vor Private Equity. Was ist für Sie entscheidend, dass es klappt?
Rappen: Ich kenne die Angst vor Private Equity und den vermeintlichen Heuschrecken. Nach meiner Erfahrung ist sie unbegründet. Bei uns wird nichts ausgesaugt, alles wird im Unternehmen gelassen und reinvestiert. Den Mitarbeitern muss die Wahl für Private Equity aber gut erklärt werden, denn oft ändert sich ja wirklich viel. Der Unternehmer kann extrem helfen, wenn er allen vermitteln kann, dass er sich genau angeschaut hat, an wen er verkauft. Das erzeugt viel Vertrauen. Es ist aber auch wichtig, dass sich der Investor an das hält, was er bei der Übernahme versprochen hat. Dann ist das Zusammenwirken von Private Equity und Unternehmertum für alle Beteiligten erfolgreich.

Artikel und Interview: Lorenz Goslich
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Mateco AG
Gründungsjahr: 1973
Branche: Arbeits- und Hebebühnen
Unternehmenssitz: Stuttgart
Mitarbeiterzahl: 500
Umsatz 2011: 80 Mio. EUR
Internet: www.mateco.de

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