„Ihr habt keine Phantasie“

True Fruits war der erste Smoothie-Hersteller in Deutschland und ist heute Marktführer. Die drei Gründer setzen auf Kompromisslosigkeit, sowohl bei der Qualität als auch beim Marketing, das bewusst die Grenzen des guten Geschmacks auslotet. Die extrovertierte Haltung zahlt sich bislang aus.

Vielleicht findet man deshalb True Fruits nicht wie erwartet in Bioläden, sondern im konventionellen Handel. Dabei ist es der Anspruch, vor allem Qualitätsführer zu sein. Die Zutaten – ob Mangos und Bananen, aber auch Grünkohl, Rhabarber oder pinke Drachenfrucht – sind hochwertiger als in herkömmlichen Säften. Zusammen mit der Glasverpackung und der Keramikschrift sind die Smoothies mit einem Literpreis von 7,75 Euro teurer als die Konkurrenzprodukte, ein Luxusartikel unter den Saftmarken. Die Produkte sollen gleichzeitig puristisch sein und Begehrlichkeit wecken: „Wir wollten vor allem unserem Impuls folgen, den geilsten Smoothie zu machen“, unterstreicht Lecloux.

Provokantes Auftreten: True Fruits möchte mehr als ein braver Smoothie-Hersteller sein.
Provokantes Auftreten: True Fruits möchte mehr als ein braver Smoothie-Hersteller sein.

Leidenschaft und Naivität

Heute ist eine von Lecloux´ Hauptbeschäftigungen, die Entstehungsgeschichte des Start-ups auf Kongressen und in Hörsälen zu erzählen, gewürzt mit Pointen und jeder Menge Selbstironie. Dabei betont er, wie leidenschaftlich und gleichzeitig naiv die drei an die Sache rangegangen sind. Vor allem die kritischen Phasen erzählt er mit blumigen Anekdoten. Beispielsweise hat es vier Anläufe gebraucht, um den Bistro-Chef einer Tankstellenkette überhaupt für ein Gespräch zu gewinnen, während die drei Gründer schon auf zwei Millionen Glasflaschen saßen und ihre Investoren zufriedenstellen mussten.

Nachdem die erste Hürde genommen war, folgten weitere Listungen in Supermärkten. Spätestens mit der Einführung der Green Smoothies 2014, die neben Obst auch püriertes Gemüse enthalten, war der Durchbruch geschafft und True Fruits ein etablierter Lieferant im Lebensmittelhandel. Bis heute ist Lecloux überzeugt, dass ein gutes Unternehmen vor allem durch den eigenen Impuls und weniger durch eine ausgefeilte Strategie aufgebaut wird. Deshalb ist er kein Freund von Lehrbüchern oder Experten: „Damals herrschte eine Billiger-billiger-billiger-Attitüde. Das fanden wir aber nicht geil. Heute kann ich diesen Leuten nur sagen: Ihr habt einfach keine Phantasie.“

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