Liquiditätschancen in der Restrukturierung

Zusätzliche Liquidität in der Krise? Aussichtslos, werden viele sagen. Dabei verfügen manche Branchen über stille Reserven, die es nur zu heben gilt. Wie beispielsweise die momentan gebeutelte Möbelindustrie. 

Rolf Benz, Hülsta, Paschen – große Namen der deutschen Möbelindustrie, die sich seit 2015 alle in der Restrukturierung befinden. Die Liste ließe sich um zahlreiche weitere Traditionsunternehmen ergänzen. Die Möbelindustrie, die in Deutschland stark geprägt ist von alteingesessenen Traditionsbetrieben in Familienhand, muss sich derzeit neu erfinden. Überkapazitäten, hohe Personalkosten, ein schwindender inländischer Markt sind nur einige Faktoren, mit denen die Branche zu kämpfen hat. Inzwischen sind alle der genannten Unternehmen wieder auf einem guten Weg – mit neuer Führung, neuer Ausrichtung und neu aufgestellter Finanzierung.


“Unabhängig von der Branche zeigt sich, dass die Finanzierung in Restrukturierungsfällen zunehmend schwieriger wird”

Thomas Vinnen, seit 2010 Geschäftsführer der Nord Leasing GmbH


Neuausrichtung erfordert meist zusätzliche Liquidität

Soll ein erfolgreicher Neustart gelingen, kommen zu dem für die Restrukturierung meist ursächlichen Liquiditätsengpass häufig zusätzliche Liquiditätsanforderungen hinzu. Viele Unternehmen aus der Möbelbranche brauchen etwa für eine langfristige Neuausrichtung Investitionen in Marketing und Vertrieb. So will Hülsta der Konzentration im Möbelhandel zum Beispiel durch eine eigene Marketingkommunikation an den Endverbraucher begegnen. Der Regalexperte Paschen will ein neues strategisches Geschäftsfeld entwickeln.

Finanzierung in Restrukturierungen bleibt herausfordernd

Unabhängig von der Branche zeigt sich, dass die Finanzierung in Restrukturierungsfällen zunehmend schwieriger wird. In der Regel leiden Unternehmen unter einer schwachen Eigenkapitalquote. Ein Faktor, der nicht nur höhere Kreditkosten nach sich ziehen, sondern auch Investitionen verhindern kann. Umso wichtiger ist es, sich das Unternehmen genau anzusehen und fernab von Eigenkapital und anderen Finanzierungsformen neue Liquiditätsquellen zu erschließen. In der personal- und maschinenintensiven Produktion von Möbeln können das die Maschinen wie etwa CNC-Hobel sein. Zwar akzeptieren die Banken in der Regel solche Maschinen auch als Sicherheiten, aufgrund von Richtlinienvorgaben können diese aber nicht bewertet werden.

1
2
Vorheriger ArtikelMittelstand baut auf Auslandsmärkte
Nächster ArtikelDeutsche Börse will KMUs den Gang an die Börse erleichtern