Wieder ein Energieversorger insolvent

Energieversorger insolvent
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Die Serie der Insolvenzen bei Energieversorgungsunternehmen setzt sich fort. Seit dem Ende des vergangenen Jahres meldeten die Unternehmen enyway GmbH, Neckermann Strom, Fulminant Energie, Smiling Green Energy, Lition Energie, Otima Energie, in.power, Energie für uns, Kehag Energiehandel GmbH und die Dreischtrom GmbH Insolvenz an. Ein weiterer großer Fall ist die Insolvenz der Münchner Green City AG, da hier auch Anlegergelder im Volumen von rund 245 Mio. EUR betroffen sind.

Preissteigerung als Ursache für Pleiten

Nun hat das Kieler Unternehmen Enqu GmbH einen Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Reinhold Schmid-Sperber, Partner bei Reimer Rechtsanwälte, bestellt. Enqu ist seit 2009 aktiv und hat nach eigenen Angaben einige Tausend Kunden. Von 2017 bis 2019 war nach Angaben auf der Enqu-Website das europaweit agierende Energieunternehmen Statkraft an Enqu beteiligt. Als Ursache für diese Pleitenserie gilt der starke Anstieg der Preise für Gas und Strom auf den kurzfristigen Energiehandelsplätzen. Da sich gerade die jüngeren Unternehmen dort versorgten, leiden sie nun besonders unter der Preisentwicklung. Und dies im Gegensatz zu den großen Versorgern, die sich Energiekontingente langfristig gesichert haben.

Gesetzgeber will handeln

Die Pleitenserie von sogenannten Energiediscountern hat nun auch den Gesetzgeber auf den Plan gerufen. Das Problem für die Kunden der insolventen Unternehmen ist, dass sie in die sogenannte „Grundversorgung“ rutschen. Und dies lassen sich die Lieferanten teilweise fürstlich bezahlen – Steigerungen um mehr als das Doppelte sind dabei keine Seltenheit. Nun wird geplant, dass kurzfristige Kündigungen von Lieferverträgen für Energie nicht mehr möglich sind. Immerhin 40 Versorger sollen seit dem dritten Quartal 2021 diesen Schritt gegangen sein. In der Bundesregierung gibt es Pläne für eine Versicherungspflicht. Dabei sollen Energieversorgungsunternehmen ihre Lieferverpflichtung absichern, so dass die Versorgung der Kunden weiter sichergestellt ist.

Staatsanwaltschaft beginnt Untersuchungen

Die zahlreichen Kündigungen von Versorgungsverträgen gegenüber den Kunden durch einige Stromdiscounter hat nun auch die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf auf den Plan gerufen. Untersucht wird dabei der Verdacht, ob trotz der ausgesprochenen Kündigungen noch Strom- und Gas-Kontingente am Energiemarkt zu hohen Preisen verkauft wurden, obwohl Lieferverpflichtungen gegenüber den Kunden bestanden.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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