Kult ersetzt Zinsen

Immer mehr Anleger stecken ihr Geld in Dinge, die als krisenfest gelten. Nicht nur Oldtimer und Diamanten werden immer begehrter. Daneben entstehen auch neue Vermögenstitel wie Whisky oder Geigen. Je länger die Zinsen im Keller bleiben, desto mehr Blüten treibt das Geschäft mit dem guten Geschmack.

Knappheit und Nostalgie bestimmen den Wert

Der Hype um Kultobjekte hat mittlerweile eine Eigendynamik entwickelt, die sich in den nächsten Jahren fortsetzen sollte. „Ich halte das für ein Wachstumsthema. Die Menschen werden weiter in Dinge investieren, die Nachfrage steigt“, sagt Michael Carl, Geschäftsführer vom Trendforschungsinstitut 2b Ahead. Dabei geht es nicht primär um edle Produkte oder Luxusgüter. Vielmehr bestimmt die natürliche Knappheit die Preisentwicklung. Dazu kommt eine Prise Nostalgie: „Wir beobachten neuerdings auch, dass alte Technik den Eindruck von Langlebigkeit macht. Ich würde mir überlegen, welche Technologie vor ihrer Ablösung steht“, rät Trendforscher Carl. Ein Beispiel ist die Schallplatte. Vor ein paar Jahren noch totgesagt, erlebt sie seit geraumer Zeit eine Renaissance. Gerade seltene Exemplare werden fanatisch begehrt. „In solche Dinge würde ich heute investieren und sie dann für 20 Jahre in den Schrank legen.“

Begehrte Violinen: Mäzene bezahlen hohe Summen für die Streichinstrumente (© ballabeyla – stock.adobe.com)
Begehrte Violinen: Mäzene bezahlen hohe Summen für die Streichinstrumente (© ballabeyla – stock.adobe.com)

Zu den langlebigsten gehören seit eh und je Diamanten. Ein Diamant ist unvergänglich – dieser alte Werbespruch des weltgrößten Produzenten De Beers kann heute um den Beisatz und extrem wertbeständig ergänzt werden. Das findet jedenfalls Dr. Ulrich Freiesleben. Die meisten, mittelständische Unternehmer, Anwälte und andere Freiberufler, wählten Diamanten als langfristige Geldanlage von zehn bis 20 Jahren. Die gängigste Größe bei Diamondas sind Einkaräter. In bester Qualität kostet ein solches Stück bei Diamondas 2.000 Euro. Und die Wertsteigerung? Die ist nicht so hoch, wie sie beispielsweise bei Whisky oder Kunstwerken sein kann. Aber eine moderate Steigerung ist immer drin. Aktuell treiben zwei Faktoren den Preis: Erstens wurden lange keine neuen Vorkommen mehr entdeckt und zweitens nimmt die Nachfrage vieler reicher Asiaten seit Jahren stetig zu.

Kaufen und Spielen ergibt Wertsteigerung

Liebhaber sind auch gerne Mäzene. Der Münchener IT-Fachmann Jürgen Arnold investiert deshalb in Streichinstrumente. Drei hat er schon gekauft, eine Violine, eine Bratsche und ein historisches Cello. Seine Schätze – allein die Violine hat ihn 40.000 Euro gekostet – lagern nicht bei ihm zu Hause. Er verleiht sie dauerhaft an junge Künstler. Das Matching zwischen Mäzen und Künstler läuft über die Firma Violin Assets aus dem rheinischen Bedburg. Violin Assets verkauft die teuren Streichinstrumente als Geldanlage und vermittelt Künstler, die die Instrumente spielen. Klein-Mäzen Arnold stellt deshalb zwei jungen Musikerinnen ein Instrument zur Verfügung, die sich ohne das Instrument künstlerisch nicht weiterentwickeln könnten. Neben der musischen Rendite wird auch eine monetäre erwirtschaftet. Der Geschäftsführer von Violin Assets, Christian Reister, bewirbt sein Angebot auch als Geldanalge: „Die Fuchs-Taxe zeigt, dass der Wert von historischen Streichinstrumenten seit Jahren zwischen fünf und acht Prozent jährlich steigt.“ Die Fuchs-Taxe ist ein international gültiges Referenzwerk zur Preisbestimmung von Streichinstrumenten.

Ob kulinarischer Genuss, Luxus-Accessoires oder Musikkultur – der Wert von edlen Gegenständen steigt. Exklusivität und besondere Momente sind in Zeiten, in denen Geld seine Knappheit verliert, eine immer härtere Währung.

 

 

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