Kredite fließen sparsamer

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Auch im dritten Quartal 2023 blieb der Anteil der Unternehmen, die Kreditverhandlungen mit Banken führten, weiter unter dem langfristigen Durchschnitt. Das gilt nach Angaben der aktuellen KfW-ifo-Kredithürde für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie für Großunternehmen. Der Anteil der Befragten, die Verhandlungen über ein Darlehen führten, sank bei den kleinen mittleren Unternehmen (KMU) auf 20,2% und bei den Großunternehmen auf 30,4%.  Vor dem Hintergrund trüber Konjunkturaussichten und restriktiver Geldpolitik würden die Befragungsergebnisse auf eine schwache, aber stabile Kreditnachfrage der Unternehmen hindeuten.

Straffere Kreditpolitik

Nach der aktuellen Befragung Kleine und mittlere Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche nehmen eine Verschärfung der Kreditvergabepolitik wahr, darunter besonders deutlich die Dienstleister und das Verarbeitende Gewerbe. Laut den befragten Unternehmen haben die Barrieren auf dem Weg zu einer Bankfinanzierung wieder zugenommen – und zwar erheblich. Die KfW-ifo-Kredithürde für den Mittelstand machte einen Satz um 6,1% nach oben. Ein Drittel der KMU stuften das Verhalten der Banken in Kreditverhandlungen als restriktiv ein. Damit wurde der bisherige Höchstwert seit der Überarbeitung der Befragungsmethodik im Jahr 2017 leicht übertroffen. Die wachsenden Schwierigkeiten bei Kreditverhandlungen dürften zum einen dem anhaltenden Zinsanstieg zuzuschreiben sein. Im Durchschnitt sein für Unternehmenskredite zuletzt mehr als 5% fällig geworden.

Banken werden strenger

Zum anderen sei laut KfW-Analyse eine weitere Straffung der Kreditvergabepolitik aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Stimmung und einer damit einhergehenden Neubewertung der Risiken durch die Banken plausibel. Die steigenden Kredithürden würden dabei mittelständische Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen treffen. Auch die Großunternehmen berichteten, dass die Banken erneut strenger geworden sind. Die Kredithürde für diese Größenklasse stieg um 3,4% an.

Die KfW-ifo-Kredithürde wird im Rahmen der ifo-Konjunkturumfragen seit 2017 nach einer Überarbeitung der Methodik vierteljährlich erhoben. Die Kredithürde gibt den Prozentanteil der Unternehmen an, die das Bankverhalten in Kreditverhandlungen als „restriktiv“ einordnen. Für die Indikatoren der KfW-ifo-Kredithürde erfolgt die Auswertung der Befragungsergebnisse differenziert nach Größenklassen und Sektoren. Dazu werden monatlich rund 9.000 Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Großhandel, Einzelhandel sowie Dienstleistungen (ohne Kreditgewerbe, Versicherungen und Staat) befragt, darunter rund 7.500 Mittelständler.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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