Klare Verhältnisse

„Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist nie unbelastet“

Interview mit Tobias Hahn, Geschäftsführer der Glasbau Hahn GmbHTobias Hahn

 

Unternehmeredition: Wie haben Sie die Übernahme der Verantwortung im Familienbetrieb empfunden?

Hahn: Ich war mit dem Unternehmen durch Ferienjobs in der Werkstatt bis hin zu Auslandsmontagen von Jugend an eng verbunden. Während der zweijährigen Einarbeitung in die Geschäftsführung hat mich mein Vater dann mit den Anforderungen an das Management und vor allem auch mit den internationalen Regeln vertraut gemacht. Der volle Umfang der Verantwortung wurde mir aber erst bewusst, als er sich ganz aus dem operativen Geschäft zurückzog. Das war fast schon ein Schock, und in den ersten zwei Jahren habe mich mitunter sogar gefragt, ob diese Schuhe nicht zu groß sind. Erleichtert wurde die Übergangsphase allerdings auch durch die Tatsache, dass mein Vater ein funktionierendes mittleres Management aufgebaut hatte. So konnte der Betrieb operativ relativ unabhängig von der Nachfolgeregelung weiterarbeiten.

Mussten sich die Beschäftigten an einen neuen Führungsstil gewöhnen?

Da wir eine sehr geringe Fluktuation haben, kenne ich die meisten Mitarbeiter schon über eine lange Zeit. Andererseits war es für die Beschäftigten, die jahrzehntelang für den Vater gearbeitet hatten, schon eine große Umstellung. Unser Führungsstil und unsere Persönlichkeiten sind eben doch unterschiedlich. Ich habe etwa am Anfang viel mehr Fragen gestellt und versucht, die Mitarbeiter mit ihren Einschätzungen mit ins Boot zu nehmen. Damit waren einige dann aber zum Teil überfordert.

Welchen Rat würden Sie anderen Unternehmerfamilien geben?

Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist nie unbelastet. In unserem Fall ist sie sehr gut, aber auch sie wird von unterbewussten Kräften beeinflusst. So will man etwa nichts machen, von dem man denkt, dass der Vater es nicht gut findet. Dieser Kräfte sollte man sich bewusst sein, um eine objektive Entscheidung zu treffen. Dann steht man vor der Frage: Ist es gut so oder widersetze ich mich dem? Ich habe in der Übergangszeit unter anderem in psychologischen Fachbüchern zu den Themen Nachfolge, Familie und Kommunikation gute Anregungen gefunden. Möglicherweise hilft auch der Informationsaustausch mit anderen Unternehmern. Mir bringt zum Beispiel die Mitgliedschaft im BdW Bundesverband einen persönlichen Mehrwert. Da geht es um Nachhaltigkeit und ökosoziale Marktwirtschaft – aus meiner Sicht eines der wichtigsten Themen unserer Zeit.

Herr Hahn, vielen Dank für das Gespräch.

 

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