„Jetzt in den europäischen Markt einsteigen“

Derzeit sieht es eher nach einer Konsolidierung aus. Der DAX geriet zuletzt etwas unter Druck und die Chartsignale stehen eher auf Rot als auf Grün.

Genau. Der europäische Markt ist letztes Jahr um knapp 15 Prozent angestiegen und hat damit die Unterbewertung dieser Aktien eliminiert. Märkte preisen immer Erwartungen ein – manchmal mit hoher, manchmal mit niedriger Zuversicht. Im Endeffekt sind die Marktteilnehmer aktuell wieder zuversichtlicher geworden. Die Revisionen der Gewinnerwartungen sind viel weniger negativ als zuvor. Der Markt verschnauft jetzt auf diesem Niveau und wartet auf weitere positive fundamentale Signale. Gerade in dieser Phase sollte man in den europäischen Markt einsteigen beziehungsweise aufstocken.

In welchem europäischen Land finden Sie momentan günstige Titel?

Eine pauschale Aussage darüber, dass ein gewisser geographischer Markt günstig ist, kann ich nicht treffen. Ich finde aber in fast allen Märkten interessante Aktien, die in der Regel nicht vom Makroumfeld ihres Heimatlandes beeinflusst werden.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Titel aus?

Mein Fokus liegt auf organischem Gewinnwachstum – ich nenne das „Wachstum von innen heraus“. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir mit Hilfe des Managements einer Firma in den gemeinsamen vierteljährlichen Einzelterminen sehr gut verfolgen können, ob und inwieweit sich das Geschäft durch Treiber, die das Management größtenteils selbst beeinflussen kann, verbessert. Ich habe zudem einen Vorteil durch die Größe und hervorragende Vernetzung unserer Organisation. So kann ich täglich unter 25 Einzelterminen mit europäischen Firmen auswählen. Für eine solche gewissenhafte Arbeit und gründliche Unternehmensabdeckung braucht man natürlich ein internationales Analystennetzwerk im Rücken. Als Fidelity Worldwide Investment haben wir da gegenüber vielen Wettbewerbern einen entscheidenden Vorsprung. So finde ich regelmäßig Werte mit Luft nach oben im Aktienpreis.

Sind auch deutsche Aktien noch kaufenswert?

Allgemeingültig kann ich das nicht beantworten, aber in der Einzelbetrachtung: auf jeden Fall.

In welchen Sektoren finden Sie diese?

Ich finde Ideen in fast allen Sektoren. In einigen Sektoren sind die Aktien noch nicht zu teuer und in anderen gibt es im mittleren Marktkapitalisierungsbereich Firmen, die stiefmütterlich von den Brokern abgedeckt werden. Da gibt es Platz für positive Überraschungen.

Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die Dividendenrendite?

Die Gesamtrendite aus Aktienanlagen setzt sich zusammen aus Wachstum und somit Kapitalerträgen und Dividendeneinkommen. Je nach Stil des Fonds bekommt die eine Einkommensart eine etwas höhere Stellung als die andere. In meinem Fonds liegt der Fokus eher auf Wachstum.

Wer sollte in Ihren Fonds investieren?

Mein Fonds Fidelity Euro Blue Chip steht allen Anlegern offen, von privaten Anlegern bis zu großen Institutionellen. Anleger dürfen eine überdurchschnittliche Rendite mit kontrolliertem Risiko erwarten. Der Fonds ist jedoch als Langfristanlage konzipiert. Wenn Sie über die letzten 18 Jahre in meine Fonds investiert haben, sind Sie mit einer jährlichen Rendite nach Kosten von 6,1 Prozent absolut gut gefahren, auch im Vergleich zur Konkurrenz und zum Index, die im selben Zeitraum durchschnittlich um 4,3 Prozent pro Jahr beziehungsweise der Markt um 4,8 Prozent p.a. zugelegt haben. Dass der Fonds eine berechenbare Wertentwicklung zeigt, belegen auch verschiedene Ratings – wie das Gold Rating von Standard &Poor’s, die vier Sterne von Morningstar oder der Lipper Leader Award.


Zur Person
Alexandra Hartmann FidelityAlexandra Hartmann ist seit 1994 Portfoliomanagerin bei Fidelity. Sie startete als Analystin in London. Seit 2007 verantwortet sie mit großem Erfolg den Fidelity Euro Blue Chip Fonds. www.fidelity.de

Kurzprofil: Fidelity Euro Blue Chips Fonds
Anlage: Europäische Blue Chips
ISIN: LU0251128657
Auflegung: 03.07.2006
Performance 5 Jahre: 116,9%
Fondsvolumen: 888 Mio. EUR
 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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