Investieren in der Krise

Mittlerweile geht die Flutung der Finanzmärkte durch die Notenbanken in das neunte Jahr. Das gewünschte Resultat – nämlich die Weltwirtschaft wiederzubeleben – ist nur unzureichend gelungen. Wie soll man nun investieren?

Ich plädiere weiterhin dafür, in Aktien zu investieren. Mit einem KGV von rund 17 ist der DAX so teuer, wie es Immobilien in normalen Zeiten sind. Die Kurs-Buchwert-Verhältnisse sind moderat, die Dividendenrenditen hoch – auf den Eurostoxx zum Beispiel fast vier Prozent. Aktien von Unternehmen mit sicheren Geschäftsmodellen wie zum Beispiel Nestlé oder LVMH überstehen Krisen unbeschadet, können Preissteigerungen an Kunden weitergeben und schütten zwei bis drei Prozent Dividende pro Jahr aus.

Etliche Indizes sind billig, so zum Beispiel der Eurostoxx, der Nikkei oder Brasilien. Die hoch bejubelten BRICS zum Beispiel befinden sich fast alle in der Krise – wodurch man in Aktien von dort beheimateten Unternehmen billig investieren kann. Dennoch sollten Aktien von Qualitätsunternehmen Priorität haben. Damit lassen sich die kommenden Krisen und Verwerfungen besser bestehen.

Ein Sonderfall sind die vielfach als Wunderanlageklasse beschriebenen „Private Equity Investments“. Es ist weder „Private“ (weil viele Unternehmen mittlerweile börsennotiert = „public“ sind) noch „Equity“, weil viel mit Fremdkapital gearbeitet wird. Ja, Private-Equity-Gesellschaften erwerben ganze Unternehmen, laden diese dann aber mit Fremdkapital = „leverage“ voll. Eigentlich sollte „Private Equity“ daher „Public Leverage“ heißen. Inhaber von Private-Equity-Anteilen machen sich also zunächst einmal die Niedrigzinsen zunutze.

In den letzten Jahren ist sehr viel Geld in Private Equity geflossen. Kaufobjekte werden rar, es werden hohe Preise gezahlt, weil Anlagedruck besteht. Viele Private-Equity-Investments werden daher enttäuschen; direkt in Aktien zu investieren erscheint oft sinnvoller.

Autorenprofil

Seit Juli 2013 ist Prof. Dr. Max Otte für den Vermögensbildungsfonds verantwortlich. Otte studierte in Köln Volkswirtschaftslehre und politischen Wissenschaften. Er promovierte an der Princeton University. Otte ist Gründer des Instituts für Vermögensentwicklung und des Center for Value Investing. Er hat mehr als ein Dutzend Bücher verfasst und bereits frühzeitig auf eine bevorstehende weltweite Finanzkrise aufmerksam gemacht. Nach dem Crash an den Börsen war Otte einer der ersten, die wieder zum Kauf von Aktien rieten.

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