„Ich bin ein Besessener”

Die Mobilität ist im Wandel. Das trifft auch den Autovermieter Sixt. Unterschiedliche Angebote will er künftig bündeln. Über die strategische Ausrichtung sprach die Unternehmeredition mit Vorstand Alexander Sixt in Pullach, der Zentrale von Sixt.

Das klassische Mietgeschäft macht immer noch rund drei Viertel des Konzernumsatzes aus. Ist da noch Luft nach oben?

In Deutschland sind wir schon auf einem ziemlich hohen Niveau. Unser Marktanteil liegt hier bei deutlich mehr als 30 Prozent. Dramatische Sprünge sind somit nicht mehr zu erwarten. Allerdings wachsen wir im europäischen Ausland seit Jahren stark, in den großen Ländern im zweistelligen Prozentbereich. Aktuell am dynamischsten läuft es allerdings in den USA. In den Markt sind wir erst 2011 eingetreten. Unsere Flotte dort umfasst bereits rund 20.000 Autos.

Sixt-Zentrale: In Pullach bei München hat das Unternehmen seinen Hauptsitz. (© Sixt SE)
Sixt-Zentrale: In Pullach bei München hat das Unternehmen seinen Hauptsitz. (© Sixt SE)

Wie viel Umsatz erwirtschaften Sie mit Ihrem Mietgeschäft in Übersee?

Genaue Zahlen nennen wir nicht, aber der Umsatz liegt sehr deutlich im dreistelligen Millionenbereich. In Deutschland lagen die Vermieterlöse 2015 bei rund 700 Mio. Euro. Geht die Expansion in diesem Tempo weiter, kann ich mir vorstellen, dass die USA mittelfristig Deutschland als größten Sixt-Markt ablösen werden.

Was erwarten Sie für das Gesamtjahr?

Wir liegen im Plan. Wir wollen den operativen Konzernumsatz leicht steigern und gehen beim Gewinn vor Steuern von einer stabilen bis leicht steigenden Entwicklung aus – trotz hoher Expansionskosten.

Mit Sixt Delivery haben Sie auch einen Autobring- und Abholservice im Angebot. Momentan ist autonomes Fahren in aller Munde. Wann holt uns das Auto ohne Fahrer ab?

Ich habe mich erst vor Kurzem ohne Fahrer zum Supermarkt fahren lassen. Das hat sehr gut funktioniert. Eingegriffen habe ich gar nicht. Rein technisch werden wir bereits in fünf bis sechs Jahren so weit sein. Die größten Hürden für das vollautonome Fahren liegen beim Gesetzgeber und ethischen Grenzen. Etwa, was das Auto tun soll, wenn es ausweichen muss und auf eine Gruppe Menschen zufährt. Wiegt das Einzelschicksal höher oder das Leben von Kindern? Dazu kommt die Frage der Haftung: Derzeit steht der Fahrer für einen Unfall in der Pflicht. Baut das Auto den Unfall, haftet dann der Hersteller? Es sind also noch viele Fragen offen.


Alexander Sixt in der Firmenzentrale in Pullach. (© Sixt SE)
Alexander Sixt in der Firmenlounge. Der Sessel ist natürlich in Orange. (© Sixt SE)

Zur Person:

Alexander Sixt ist seit Februar 2015 Vorstand der Sixt SE. Dort verantwortet er die Ressorts Strategie und Organisation. Davor leitete er die Unternehmensentwicklung in der Gesellschaft. Verantwortlich war er auch für die Einführung des Carsharing-Modells DriveNow. Vor seiner Zeit beim Autovermieter arbeitete er als Senior Consultant bei Roland Berger. Wie sein Vater Erich besitzt er kein eigenes Auto, er nimmt, was die Sixt-Flotte anzubieten hat.

www.sixt.de

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

1
2
3
4
Vorheriger ArtikelWie Mittelständler eine Digitalstrategie aufsetzen
Nächster ArtikelBrutale Transparenz