„Im klassischen Bankenmarkt gibt es einen Umbruch“

Das klassische Bankgeschäft ist nicht mehr einfach. Auch die Unternehmen sind mehr und mehr unzufrieden. Die, die es sich leisten können, gründen eine eigene Bank. So wie der Werkzeughersteller Trumpf aus Ditzingen. Andere Industrieunternehmen könnten folgen. Wir haben mit den Geschäftsführern der TRUMPF Financial Services gesprochen. 

Dörr: Positive Erfahrungen haben wir ja auch schon in den letzten dreizehn Jahren vor unserer Banklizenzerteilung mit unserer Leasinggesellschaft gemacht. Im Inland als auch im Ausland war eine hohe Nachfrage nach unseren Produkten da. Vor allem weil wir aus der Industrie kommen, die Branche sehr gut kennen und bei den Kunden bekannt sind. Diese Beziehung geht über das klassische Bank-Kunden-Verhältnis hinaus.

Ein Vorteil des Leasinggeschäfts ist, dass es risikoärmer ist als das klassische Kreditgeschäft.

Produktion bei Trumpf (© TRUMPF GmbH & Co. KG)
Produktion bei Trumpf: das Industrieunternehmen kennt seine Kunden sehr gut.

Dörr: Sicher ist es risikoärmer, weil wir die Maschinen im Hintergrund haben, die werthaltig sind. Insofern haben wir einen Großteil der Forderungen abgedeckt. Auch während der Wirtschaftskrise hatten wir Risikokosten, die unter unseren kalkulierten Kosten lagen.

In knapp fünf Jahren war die Gründung der Trumpf-Bank die erste Bankgründung in Baden-Württemberg überhaupt. Eine aussterbende Spezies?

Zetzmann-Krien: Seit 2008 sind die Leasinggesellschaften der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht unterstellt. Für uns galt es, proaktiv zu handeln und eine Vollbanklizenz zu beantragen. Zwar unterstehen wir dann noch mehr Regularien. Allerdings haben wir auch viele Vorteile, die wir nutzen können.

Welche denn?

Zetzmann-Krien: Wir haben jetzt den EU-Passport und können damit im EU-Raum weiter expandieren. Daneben haben wir die Möglichkeit, Kredite zu vergeben. Zudem spielt auch die zukünftige Refinanzierung eine Rolle. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass unser Modell eine Blaupause für andere Unternehmen sein kann. Gerade im Industriebereich ist es sicherlich ein Thema. Die Unternehmen kennen die Produkte, die Branche und die Kunden extrem gut. Das sind wichtige Assets, die es für sich zu nutzen gilt.

Eine Bank zu gründen, ist nicht trivial. Sie haben dafür drei Jahre gebraucht und ein entsprechend großes Unternehmen im Rücken, das den Prozess unterstützt hat.

Dörr: Wir haben die Banklizenz aus dem laufenden Geschäft der Leasinggesellschaft beantragt. Wir waren also schon reguliert, hatten die Prozesse am Laufen und haben diese in Richtung Vollbank angepasst. Das war eine große Herausforderung. Eine Bank auf der grünen Wiese zu gründen, braucht einen langen Atem und ein hohes Engagement. Von Beantragung bis zur Erteilung dauerte es 14 Monate. Insgesamt brauchten wir dafür in der Tat drei Jahre.

Wo liegen denn die Trends im Bankenmarkt?

Zetzmann-Krien: Im klassischen Bankenmarkt gibt es einen Umbruch. Die Sparkassen und Volksbanken stehen vor einer Fusionswelle. Kleine Institute tragen sich nicht mehr. Die Konsolidierung schreitet weiter voran. Das hat mit dem Kapitalmarktumfeld, aber auch mit höheren Auflagen zu tun. Nehmen Sie das Wertpapiergeschäft. Es gilt Beratungsprotokolle zu führen und Provisionen offen zu legen. Der Ergebnisdruck nimmt zu. Auch daraus ergibt sich der Trend zur Spezialisierung, den die Trumpf-Bank als Absatzfinanzierer verfolgt.

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