„Im klassischen Bankenmarkt gibt es einen Umbruch“

Das klassische Bankgeschäft ist nicht mehr einfach. Auch die Unternehmen sind mehr und mehr unzufrieden. Die, die es sich leisten können, gründen eine eigene Bank. So wie der Werkzeughersteller Trumpf aus Ditzingen. Andere Industrieunternehmen könnten folgen. Wir haben mit den Geschäftsführern der TRUMPF Financial Services gesprochen. 

Sind Sie froh darüber, dass es Basel III gibt und die Banken ihre Eigenkapitalquote erhöhen müssen?

Zetzmann-Krien: Die Pflichten sind ja zunächst mal gleich. Die haben wir genauso wie andere Banken. Was passieren kann ist, dass sich klassische Banken gewisse Restriktionen auferlegen, etwa was die Kreditvergabe in bestimmten Branchen angeht. Es kann durchaus sein, dass Branchen oder Länder, in denen unsere Kunden tätig sind, beschnitten werden und die Kreditversorgung klemmt– vor allem während der Finanzkrise war dem so. Momentan haben wir allerdings einen Run auf Firmenkunden. Doch auch das wird sich wieder ändern. Wir sehen uns als einen verlässlichen und vor allem stabilen Player.

Wie nah sind Sie den Unternehmen?

Dörr: Wir sind in ihnen, da wir sie regelmäßig besuchen. Wir haben schon sehr, sehr viele Unternehmen unserer Branche gesehen, so dass wir uns schneller ein Bild machen können als klassische Banken.

Bislang steht die Absatzfinanzierung im Vordergrund. Wird das auch künftig so bleiben?

Dörr: Über die Vollbanklizenz haben wir jetzt die Möglichkeit, auch Kredite zu vergeben und den Vorteil, dass wir Förderkredite durchleiten können. Bei der L-Bank haben wir eine Akkreditierung. Daneben betreiben wir das Einlagengeschäft und bieten den deutschen Mitarbeitern Spar- und Festgeldkonten an, in die sie einzahlen können. Unser Kerngeschäft wird allerdings die Absatzfinanzierung bleiben.

Warum sollten Ihre Mitarbeiter gerade bei der Trumpf-Bank sparen?

Zetzmann-Krien: Immerhin bekommen sie momentan 1,1 Prozent Zinsen auf dem Sparbuch und zwischen einem und 1,75 Prozent für Festgeld. Das Vertrauen in das Unternehmen ist riesig. Der Großteil der Mitarbeiter vertraut seinem Arbeitgeber mehr als dem Kapitalmarkt. In acht Wochen haben bereits zehn Prozent unserer Kollegen ein Konto eröffnet.

Was hat Sie die Banklizenz gekostet?

Dörr: Sie kostet vor allem viel Arbeit, und Sie brauchen dafür hochmotivierte Mitarbeiter. Die reinen Kosten für die Banklizenz waren überschaubar.


Zu den Personen

Diane Zetzmann-Krien und Hans-Joachim Dörr (© TRUMPF GmbH & Co. KG)
(© TRUMPF GmbH & Co. KG)

Diane Zetzmann-Krien blickt auf über 20 Jahre operative und strategische Analysten-, Auslands- und Management Erfahrung im Bankbereich zurück. Bevor sie im Februar 2015 als Geschäftsführerin mit der Verantwortlichkeit für die Marktfolge zu TRUMPF Financial Services kam, war sie die Vorsitzende der Geschäftsführung der Förderbank Bremens. Hans-Joachim Dörr verantwortet seit 2003 den Auf- und Ausbau des Bereichs Financial Services bei TRUMPF. Als Geschäftsführer der TRUMPF-eigenen Leasinggesellschaft hat er die Transformation in die heutige Vollbank vorangetrieben und verantwortet in der Geschäftsführung der Bank den Marktbereich. www.de.trumpf.com

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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