hubergroup bringt Münchner Lacke in die Welt

Die hubergroup gehört zu den größten Druckfarbenherstellern weltweit. Doch der Markt ist hart umkämpft. Der 250-jährige Farbenspezialist setzt sich mit den Werten eines Familienunternehmens durch. 

Nach dem Krieg folgte der erste wirkliche Schritt in Richtung Globalisierung: mit dem Kauf der Hostmann-Steinberg in Celle, die bereits eine Niederlassung in Kanada hatte. „Damals hat die Familie ein Unternehmen gekauft, das größer war als das eigene – das war unglaublich“, weiß Borgmann aus Erzählungen. Zuvor gab es vereinzelte Handelsbeziehungen nach Italien und Brasilien, ein Umstand, auf den die Familie immer stolz war. Weiter ging es mit Tochtergesellschaften in Europa, der nächste große Zuwachs kam mit dem Wegbrechen des Ostblocks. Der bisher wohl größte Schritt in der Unternehmensgeschichte war der Kauf der indischen Mikro Inks im Jahr 2006, einer Chemiefabrik bei Mumbai. Heute hat die Huber Gruppe 40 Tochtergesellschaften in insgesamt 130 Ländern. Sie produziert Druckfarben für alle möglichen Materialien, saug- wie nicht saugfähig: Papier, Blech, Folien, Karton. Allein für Verpackungen gibt es unzählige Möglichkeiten. Es gibt öl-, lösungs- und wasserbasierte Farbsysteme und solche, die per UV-Strahlung trocknen – ein Trend der letzten Jahre. Produktionsstandorte sind in München, Celle und Berlin, in Italien, den USA und Indien.

Farbe der hubergroup: Kleinmengen werden erst beim Kunden angerührt (© MHM Holding GmbH)
Farbe der hubergroup: Kleinmengen werden erst beim Kunden angerührt. (© MHM Holding GmbH)

„Diese breite Aufstellung ist wichtig, das Geschäft ist stark regional geprägt“, meint Michael Geiger, der Finanzchef der hubergroup. Wenn ein Kunde Farbe braucht, muss die in spätestens 48 Stunden da sein – überall auf der Welt. Der Vorteil der Bayern: Sie waren schon immer nah am Markt, sind organisch über Zukäufe von Partnerunternehmen im Ausland gewachsen. Auch die Wettbewerber kauften zu, wenn auch mit harschen Methoden. Mittlerweile ist die Konsolidierung abgeschlossen, der Markt hat sich beruhigt. Dafür wird er von einem neuen Strukturwandel durchgerüttelt.

Glücksfall Indien

Der sogenannte Akzidenzbereich, also Zeitschriften, Magazine und kleinformatige Lesestücke, ist rückläufig. Alle Hersteller müssen umdenken und suchen neue Produktsparten, etwa Verpackung. Oder sie erschließen neue Märkte. Mit ihrem Standort Indien hat die Münchner hubergroup gleich mehrere Asse im Ärmel: Einen der größten Binnenmärkte der Welt, in dem der Akzidenzbereich noch wächst. Und einen der größten Verbrauchermärkte mit einer aufstrebenden Verpackungssparte. Außerdem können sie von dort den Rest Asiens erschließen. Ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet die Gruppe bereits dort. In Indien ist sie Marktführer, China spielt keine bedeutende Rolle. „Das lohnt sich nur, wenn man direkt vor Ort produziert“, so Borgmann. Das sei aufgrund der grassierenden Produktpiraterie aber schwierig. Der Großteil des Umsatzes kommt noch aus Europa, die USA sind mit 100 Mio. Euro dabei. Insgesamt erwirtschaftet die Gruppe knapp 835 Mio. Euro.

Und noch einen Vorteil bietet Indien. Als ihnen Mikro Inks 2006 zum Kauf angeboten wurde, war das eher ein Glückstreffer – eigentlich war die BASF interessiert, doch die blies den Deal kurzerhand ab. Es war die Zeit, als sich die hubergroup entscheiden musste: Ein kleiner, feiner Spezialitätenanbieter bleiben oder mit den Großen mithalten. Es dauerte nicht lange, bis sie merkte, welches Schmuckkästchen sie mit der indischen Chemiefabrik an Land gezogen hatte. Denn natürlich hatte die Gruppe nun die komplette Produktionskette im Haus und war so wettbewerbsfähiger – sie hatte aber auch eine ganz neue Innovationskraft. Die Rohstoffe werden nicht mehr standardisiert geliefert, sondern je nach Wunsch variiert. „Seitdem sind wir noch mehr Herr über die Rezepturen“, sagt Borgmann.

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