hubergroup bringt Münchner Lacke in die Welt

Die hubergroup gehört zu den größten Druckfarbenherstellern weltweit. Doch der Markt ist hart umkämpft. Der 250-jährige Farbenspezialist setzt sich mit den Werten eines Familienunternehmens durch. 

Und die Rezepturen sind alles. Die Farbe der hubergroup ist zwar etwas teurer, dafür aber auch etwas „besser“, wie Borgmann meint: Mit ihr muss der Drucker weniger Probeläufe machen, bis sie richtig sitzt – ein wesentlicher Faktor im preissensiblen Druckgeschäft. Und es gibt sie weltweit in der gleichen Qualität – noch eine Besonderheit. Das Geheimnis dafür sind die Konzentrate, die in der indischen Fabrik hergestellt und in den einzelnen Produktionsstandorten weiterverarbeitet werden. „Die sind hochkonzentriert und machen bereits 40 bis 60 Prozent der letztlichen Farbe aus.“ Für standardisierte Großmengen werden sie angerührt und direkt an die Kunden geschickt. Kleinere Mengen Farbe werden erst beim Kunden hergestellt, in sogenannten Mischstationen. Die lokalen Rohstoffe mögen variieren, doch das Profil der Farben ist immer gleich. Dieses Verfahren schützt auch vor Produktpiraterie. In China ist die hubergroup deswegen nur mit Mischstationen vertreten.

Die hubergroup liefert weltweit

Doch letztendlich ist es nur die Loyalität der Mitarbeiter, die gegen Ideenklau hilft. „So sicher kann man IT-Systeme gar nicht aufsetzen, als dass es keine unerwünschten Zugriffe gibt“, ist Borgmann überzeugt. Vor allem in Indien hatten die Bayern anfangs die Befürchtung, dass Mitarbeiter abgeworben werden und wertvolles Know-how mitnehmen könnten – ein Super-GAU. Doch die Mitarbeiter bleiben. Vielleicht, weil die hubergroup für indische Verhältnisse ein geradezu

Versand nach Brasilien in den 1930er Jahren: Die hubergroup hatte früh vereinzelte Handelsbeziehungen dorthin (© MHM Holding GmbH)
Versand nach Brasilien in den 1930er Jahren: Die hubergroup hatte früh vereinzelte Handelsbeziehungen dorthin. (© MHM Holding GmbH)

traumhafter Arbeitgeber ist. Sie zahlt mehr als der Durchschnitt und haben viele Zeitarbeiter eingestellt – bei dem indischen Lohnniveau eine Kleinigkeit, wie Borgmann meint. Sie kommt für die ärztliche Versorgung der Mitarbeiter auf und zahlt den Kindern eine Ausbildungsberatung. All das nicht aus Berechnung, sondern als Selbstverständlichkeit. „In einem Land wie Indien aktiv sein und sich nicht persönlich engagieren – wenn man erfolgreich sein will, geht das vermutlich gar nicht“, ist Borgmann überzeugt. Auch haben die Bayern in ihrer Firma das strenge indische Hierarchiegefüge aufgelöst. Jeder darf mitreden, der Einzelne ist gefragt. „Die Leute schätzen das“, so Borgmann. Der Dank dafür: viel Loyalität und Engagement. Als die hubergroup dieses Jahr ihr 250-jähriges Bestehen feierte, haben die Inder die größte Party veranstaltet – und das, obwohl sie erst seit zehn Jahren dabei sind.

Drei Faktoren prägen die Huber Gruppe heute: Marktnähe, schnelle technologische Umsetzung und ein langer Atem. Vor allem Letzteres soll so bleiben. „Bei uns gibt es nichts Kurzfristiges oder Maßnahmen, die den Quartalsgewinn optimieren“, meint Geiger. Ein Börsengang stand nie zur Diskussion. Auch heute noch tut die Gruppe alles, um ein Familienunternehmen zu bleiben. Viermal im Jahr machen Gesellschafter und Geschäftsführung gemeinsame Ausflüge und Reisen. Es soll so viel Austausch wie möglich geben, auch die Kleinsten sind dabei. Mit zwölf Jahren nimmt der Nachwuchs schon an den Gesellschafterversammlungen teil – recht früh, doch sie sollen reinwachsen. Seit 2010 ist zum ersten Mal kein Familienmitglied mehr in der Geschäftsführung vertreten. Das war natürlich ein Bruch, in der Familienlogik aber auch schon wieder schlüssig. Denn wenn ein Familienmitglied operativ ins Unternehmen einsteigen will, dann nur auf Geschäftsführerebene – so die Unternehmensverfassung. Damit ist die Latte recht hoch gehängt, und es muss eine entsprechende Eignung da sein. Doch die Firma soll nicht als Auffanglager für Familienmitglieder angesehen werden. „Wir sind nicht die größten, aber die schönsten“, sagt Borgmann zufrieden und lächelt. Ob das stimmt, kann jeder im Münchner Haidhausen-Museum sehen: Zum Jubiläum wird dort die 250-jährige Geschichte der Huber Gruppe ausgestellt.

Kurzprofil MHM Holding GmbH (hubergroup)

 Gründungsjahr 1765
 Branche Druckfarben
 Unternehmenssitz  Kirchheim-Heimstetten (Oberbayern)
 Umsatz 2014  835 Mio. Euro
 Mitarbeiterzahl ca. 3.500

www.hubergroup.de

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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