Unternehmeredition: Hat sich das Geschäftsmodell von Indus in der Coronakrise bewährt?
Dr. Johannes Schmidt: Corona hat gezeigt, dass unser Geschäftsmodell in Krisenzeiten sehr widerstandsfähig ist. Wir haben eine sehr breite Diversifikation in unserem Portfolio. Unsere 48 Beteiligungsunternehmen sind regional breit verteilt und auch inhaltlich sehr verschieden – das war in der Pandemie ein großer Vorteil. Die Diversifikation hat ausgleichend gewirkt. Wir haben Geschäfte in Bereichen wie der Fahrzeugtechnik, die sehr stark von der Krise betroffen waren und es zum Teil noch sind. Aber wir haben auch andere Bereiche, die von der Coronakrise wenig bis gar nicht betroffen waren, allen voran unser Segment Bau. Der diversifizierte Ansatz von Indus funktioniert in solchen Zeiten besonders gut.
Was sind weitere wichtige Merkmale Ihres Geschäftsmodells?
Wir verfolgen konsequent den Ansatz, dass unsere Unternehmen, die in der Regel Hidden Champions in ihren Marktnischen sind, einerseits zunächst unabhängig agieren. Andererseits profitieren sie von uns als Holding durch die vielen Angebote, die wir ihnen machen. Diese Angebote in den Themenfeldern Innovation, Internationalisierung und Nachhaltigkeit sowie im Themenfeld operative Exzellenz in der Produktion und im Vertrieb stellen einen Mehrwert dar, den die Unternehmen nutzen können, um ihre individuellen Geschäfte weiterzuentwickeln. Und dann sind wir auch darauf ausgerichtet, unsere Beteiligungen sehr lange zu halten.
Wie sieht es mit der Finanzierung der Unternehmen aus?
Indus als Holding versteht sich als eine Art Bank der Beteiligungsunternehmen, die ihre Entwicklung fördert. Wenn unsere Gesellschaften Investitionen oder Wachstum planen, werden sie aus der Holding heraus finanziert. Wir selbst sind auf der Finanzierungsseite grundsolide aufgestellt. Wir haben erst im vorigen März in einer Kapitalerhöhung rund 85 Mio. EUR frisches Eigenkapital bekommen. Damit sind wir auch gerüstet für weiteres Wachstum. Wir haben in diesem Jahr bereits drei Unternehmen übernommen und dafür rund 60 Mio. EUR ausgegeben. Auf der Finanzierungsseite sehen wir überhaupt keine Engpässe, auch nicht beim Cashflow – der lag im Coronajahr 2020 sogar über dem Vorjahr.
Wie sieht eine Firma aus, die gut zu Indus passt?
Nehmen wir die Firma Wirus als Beispiel. Wir haben diesen Hersteller von Fenster- und Türsystemen in diesem Jahr übernommen. Dabei handelt es sich um ein seit 40 Jahren inhabergeführtes Unternehmen. Wir haben im ersten Schritt 70% erworben. Die Familie des Geschäftsführers hält weiterhin 30% und der Geschäftsführer als geschäftsführender Gesellschafter bleibt weiterhin im Unternehmen. Wirus ist Zulieferer im Bau – und dieser Bereich gehört zu den von uns definierten Zukunftsbranchen. Überdies ist das Unternehmen hochprofitabel: Es ist in den vergangenen Jahren doppelt so schnell gewachsen wie der Markt. Auch in puncto Digitalisierung der Prozesse ist Wirus weit vorne. Das Unternehmen hat somit alles, was einen Hidden Champion nach unseren Wünschen ausmacht.
Bleibt die Ausrichtung auf das produzierende Gewerbe?
Wir sehen für uns nach wie vor die Kernkompetenz bei Unternehmen, die auch ein Produkt herstellen. Wenn man das aber heute richtig machen will, muss man viel mehr tun: Man braucht auch ein komplettes Dienstleistungsangebot, man muss digitalisierte Prozesse haben und kontinuierlich Innovationen generieren. Als Holding sehen wir unsere Hauptaufgabe darin, unsere Unternehmen auf diesem Weg zu begleiten. Deshalb habe ich gar keine Angst davor, produzierende Unternehmen zu besitzen.
ZUR PERSON
Dr. Johannes Schmidt,
Vorstandsvorsitzender,
indus@indus.de
Das Investorenprofil zur Indus Holding AG finden Sie hier.
Das Interview ist in der Beilage Spezial “Investoren im Mittelstand” der Unternehmeredition 3/2021 erschienen.