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Finanzierung in Afrika

Welche Finanzierung braucht man für neue Auslandsmärkte? Noch vor Kurzem ließ sich die Marschrichtung der Exportnation in vier Buchstaben beschreiben: BRIC. Das hat sich geändert. Wohin soll es jetzt gehen? Und wie kann die Hausbank helfen?   

Die schlechten Botschaften aus China machen selbst in deutschen Publikumsmedien Schlagzeilen. Zwar staunt man hierzulande, dass ein erwartetes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von sechs Prozent als Schwächeln gilt. Aber klar ist: Zweistellige Wachstumsraten gehören der Vergangenheit an.

China hatte den Wachstumshöhepunkt der Erwerbsbevölkerung 2013 erreicht – seither schrumpft das Wirtschaftswachstum. Doch China wird selbst mit einem Wirtschaftswachstum von fünf Prozent oder weniger weiterhin viel zum Wachstum der Weltwirtschaft beitragen – jedoch mit dem Risiko hoher Volatilität.

Wo sind die neuen Wachstumsmärkte?

Auch nach Russland – bislang einer der wichtigsten Märkte für die Deutschen – äugen hiesige Unternehmen aufgrund der politischen Verhältnisse eher sorgen- als hoffnungsvoll. Dabei ist der Markt weniger wegen der bestehenden Sanktionen weggebrochen als wegen des schwachen Ölpreises. Der Rubelverfall ist geradezu beängstigend: Die Kaufkraft gegenüber dem Euro ist im Vergleich zu 2013 auf die Hälfte gefallen oder besser: abgestürzt.

Überhaupt der Ölpreis. Ehemals kaufkräftige, weil Öl exportierende Länder müssen Projekte zurückstellen, weil ihr Staatshaushalt auf einem Minimalpreis von 50 US-Dollar pro Barrel Öl kalkuliert war. Bei den aktuellen Preisen von 38 US-Dollar pro Barrel wird selbst im wohlhabenden arabischen Raum der Gürtel enger geschnallt.

Wirtschaftsgeografen verweisen gern auf die Korrelation von Wirtschaftswachstum und Bevölkerungspyramide. Von den 34 Staaten weltweit, die zwischen 2000 und 2009 mit einem relativen Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent p.a. am stärksten gewachsen sind, liegen sieben im subsaharischen Afrika. Die Erklärung ist simpel: Wachsende Bevölkerungen haben mehr Kaufkraft und investieren mehr.Welche Finanzierung braucht man für neue Auslandsmärkte? Noch vor Kurzem ließ sich die Marschrichtung der Exportnation in vier Buchstaben beschreiben: BRIC. Das hat sich geändert. Wohin soll es jetzt gehen? Und wie kann die Hausbank helfen?

Für deutsche Unternehmen könnte es sich deswegen lohnen, andere Länder bezüglich ihrer Marktpotenziale genauer unter die Lupe zu nehmen: Drei der acht bevölkerungsreichsten Länder der Welt, nämlich Indonesien, Pakistan und Bangladesch, werden weiter wachsen – in naher Zukunft geschätzt um 70 Prozent. Mit dem Indikator Bevölkerungswachstum fällt der Blick fast von selbst auch auf die vielen afrikanischen Staaten, die das größte quantitative Wachstum aufweisen. Demografen prognostizieren, dass sich dort die Bevölkerung von heute gut einer Mrd. Menschen bis zum Jahr 2050 auf über zwei Mrd. Menschen mehr als verdoppeln wird.

Ein gutes Produkt und eine gute Finanzierung

Natürlich sind solche Zahlen kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg. So attraktiv die potenzielle Nachfrage sein mag, so groß sind doch die politischen und wirtschaftlichen Risiken. Für manche Unternehmen mag dabei zusätzlich verunsichernd sein, dass sie neben hochwertigen Produkten auch noch eine überzeugende Finanzierung mitbringen müssen.

Viele Unternehmen arbeiten in unsicheren Märkten ausschließlich mit Vorauskasse, schließen die Verträge in Euro ab und lassen Chancen für profitable Geschäfte liegen. Hier kann gerade der Kreditgeber ein wertvoller Ratgeber in der Risiko-Chancen-Abwägung des Exportgeschäfts sein.

Die im internationalen Geschäft erfahrene Hausbank hält Lösungen bereit, die Zahlungs- und Währungsrisiken abschwächen und gleichzeitig dem Geschäftspartner im Ausland Nutzen durch Zugang zu zinsgünstigen Finanzierungen bieten. Beispielsweise kann bei Akkreditiven das Zahlungsrisiko gegen Dokumentenvorlage vom Käufer im Ausland auf die eigene Hausbank übertragen werden. Die gleiche Sicherheit bietet ohne aufwändige Dokumentenvorlage die Bank Payment Obligation, kurz BPO.Welche Finanzierung braucht man für neue Auslandsmärkte? Noch vor Kurzem ließ sich die Marschrichtung der Exportnation in vier Buchstaben beschreiben: BRIC. Das hat sich geändert. Wohin soll es jetzt gehen? Und wie kann die Hausbank helfen?

Vorteile können auch auf der Käuferseite generiert werden. Die Bank des Exporteurs kann auf Basis Akkreditiv oder BPO die Bank des Importeurs im Ausland zinsgünstig refinanzieren, indem das Zinsgefälle zwischen Europa und den Schwellen- und Entwicklungsländern genutzt wird. Die ausländische Bank gibt diesen Vorteil gegen eine Marge an den Käufer im Ausland weiter. Laufzeiten und Preise variieren nach Länderrisiko und der Bonität der Bank im Ausland.

Für die Lieferung größerer Anlagen und Maschinen könnte ein Bestellerkredit infrage kommen, der von der Bank des Exporteurs direkt dem Käufer im Ausland gewährt wird, unterlegt durch eine Garantie der staatlichen Exportkreditversicherung Euler Hermes.

Auch für Importe aus dem Ausland könnte es attraktiv sein, wenn durch Akkreditiv oder BPO eine Export-Vorfinanzierung des ausländischen Lieferanten möglich wird, indem die deutsche Hausbank der Auslandsbank zinsgünstigen Kredit gewährt, der an den Lieferanten weitergereicht wird.

Im Geschäft mit Schwellen- und Entwicklungsländern ist es günstiger, wenn das deutsche Unternehmen das Währungsrisiko absichert, als dem Geschäftspartner die Risiken aus Währungsschwankungen zu überlassen – vorausgesetzt die ausländische Währung ist auf dem Markt handelbar.

Da die Möglichkeiten vielfältig sind, macht es Sinn, die Hausbank bereits frühzeitig in die Verhandlungen miteinzubinden und auch die Vertriebsmitarbeiter im Unternehmen hinsichtlich Finanzierungs- und Zahlungsinstrumenten im internationalen Geschäft zu schulen.

Wer rechtzeitig den Rat von erfahrenen Experten hinzuzieht, sei es in puncto Geschäftsanbahnung, Abschluss, Zahlungssicherung oder Finanzierung, kann dort überragende Ergebnisse erzielen.

Fazit

Auch in Zeiten von geopolitischen Krisen und wirtschaftlichen Umwälzungen gibt es neue lukrative Absatzmärkte zu entdecken. Zu den bekannten Märkten gewinnen durch wachsende Volkswirtschaften neue Märkte an Attraktivität. Dass Afrikas Anteil an der Weltwirtschaft zwischen 2004 und 2013 trotzdem nur bescheiden von 2,0 auf 2,4 Prozent gestiegen ist, klingt weitsichtigen Unternehmern wie ein Versprechen. Hier liegen Potenziale. Man muss sie nur zu nutzen wissen!


Zur Person

(© privat)

Inés Lüdke ist Volkswirtin und Managing Director bei der Hypovereinsbank in München. Seit 1998 arbeitet sie im Bereich Global Transaction Banking mit Fokus auf Exportfinanzierung, Trade Finance und Internationales Cash Management. Sie ist im Aufsichtsrat der AKA Export Finance Bank in Frankfurt und im Außenwirtschaftsausschuss der IHK München und Oberbayern. www.hypovereinsbank.de

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