Für die Zukunft gewappnet?

Ein Zuwachs an Insolvenzen ist derzeit nicht zu sehen. Allerdings befürchten Experten, dass die Zukunft für deutsche Mittelständler nicht mehr ganz so rosig aussehen könnte. Die Unternehmeredition fragte nach.

Begegnen Unternehmer Krisen heute offensiver als noch vor Jahren?

Arndt Geiwitz, Partner, Schneider, Geiwitz & Partner

Arndt Geiwitz/Schneider, Geiwitz & Partner (© privat)
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Krise ist seit den Staats- und Großbankenpleiten definitiv salonfähiger geworden, wenngleich ich mir einen deutlich konstruktiveren und weniger klischeebehafteten Umgang mit den Krisen und Insolvenzen von Unternehmen wünschen würde. Wir brauchen aber Mut zu einer Fresh-Start-Philosophie, weil wir ansonsten den zunehmenden Geschwindigkeiten und neuen Technologien nicht gerecht werden. Wir brauchen also in Deutschland ein grundsätzlich anderes kulturelles Verständnis von Scheitern im beruflichen Leben und einen professionelleren Umgang aller Beteiligten mit Krisen- und Insolvenzszenarien. Andererseits möchte ich auf keinen Fall damit sagen, dass wir deshalb deutsche Kaufmannseigenschaften und seriöses Handeln infrage stellen dürfen.
Arndt Geiwitz


Wolfgang Schmidt-Gorbach, Managing Partner, optegra GmbH & Co. KG

Wolfgang Schmidt-Gorbach/optegra GmbH & Co. KG (© privat)
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Nein, das Thema „Krise“ ist nach meiner Wahrnehmung für viele Unternehmer immer noch ein Tabu. Dabei ist der Boom eigentlich nur der positive Gegenpunkt zwischen zwei Krisen. Sich mit schwierigen Unternehmenssituationen zu befassen, sollte eigentlich ein ganz normaler Zustand sein. Es ist zutiefst menschlich, zuerst zu versuchen, die Alarmzeichen zu verdrängen und darauf zu hoffen, dass es wieder besser wird. Leider geschehen Wunder selten, und ich wünsche mir, dass mehr Unternehmer die guten Zeiten nutzen, um Veränderungen vorzunehmen und damit ihr Unternehmen krisenfester zu machen.


Christian Nicolas Bächstädt, Managing Partner, ACXIT Capital Partners

Christian Nicolaus Bächstädt/ACXIT Capital Partners (© privat)
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Grundsätzlich hat eine – durch das ESUG begünstigte – weitere Professionalisierung der Krisenbewältigung stattgefunden. Im Rahmen der Sanierungen werden durchschnittlich bessere Ergebnisse erzielt, und die Insolvenzanträge werden – wie vom Gesetzgeber gewollt – frühzeitiger gestellt. Allerdings verkaufen einige Berater die Eigenverwaltung als Allheilmittel, um „lästige Gläubiger“ loszuwerden, was nicht immer funktioniert.

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