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Fördermittel für den EU-Binnenmarkt

In den Ländern und Regionen der Europäischen Union stehen vielfältige Fördermittel für unternehmerische Aktivitäten bereit. Auch deutsche Unternehmen können davon profitieren. 

Ende Oktober war es so weit: Die Europäische Kommission veröffentlichte ihre Binnenmarkstrategie. Den Fokus legt sie auf die Stärkung des europäischen Binnenmarktes durch Erleichterungen im freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Menschen in der Europäischen Union. Administrative Hindernisse für Verbraucher, Unternehmen und Arbeitnehmer sollen abgeschafft, der freie Zugang zum Binnenmarkt erleichtert werden. Er ist ein wichtiger Bestandteil der Kohäsionspolitik der Europäischen Union, deren erklärtes Ziel die Vertiefung der wirtschaftlichen und sozialen Integration in Europa ist.

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Kohäsionsfonds und der Europäische Sozialfonds (ESF) sind dabei wesentliche Instrumente. Mit insgesamt 352 Mrd. Euro machen die drei Fonds über ein Drittel des EU-Haushalts 2014–2020 aus. Diese EU-Mittel fließen zusammen mit nationalen und regionalen Finanzmitteln in spezifische Rahmenprogramme und konkrete Fördermaßnahmen in allen europäischen Regionen. Mit ihnen unterstützt die Europäische Union innovative kleine und mittlere Unternehmen, fördert die Schaffung von Arbeitsplätzen und trägt zur Bekämpfung von Armut und zur sozialen Integration bei. Darüber hinaus werden die Fördermittel für den Umweltschutz, für die Verbesserung der Infrastruktur, für die Steigerung von Energie- und Ressourceneffizienz sowie die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen eingesetzt.

Vielfältige Fördermittel für Unternehmen

Die Fördermittel für Unternehmen sind vielfältig. Für Investitionen in Maschinen und Anlagen kommen zunehmend Finanzinstrumente wie Darlehen, Garantien oder Risikokapital zum Einsatz. Zuschüsse werden in der Regel für konkrete Projekte und Initiativen bereitgestellt. So können beispielsweise in Polen ansässige kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Projektkostenzuschüsse für Forschungs- und Entwicklungsprojekte für ihre industrielle Produktion beantragen. Die Förderquoten liegen zwischen 35 Prozent und 70 Prozent je nach Unternehmensgröße und Art des Förderprojekts. In den Ländern und Regionen der Europäischen Union stehen vielfältige Fördermittel für unternehmerische Aktivitäten bereit. Auch deutsche Unternehmen können davon profitieren. 

Für den Einkauf externer wissenschaftlicher Dienstleistungen zur Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen oder Designprojekten können sich in Polen registrierte KMU um Innovationsgutscheine bewerben, die einen Zuschuss zu den Kosten von bis zu 80 Prozent gewähren. In Portugal zum Beispiel stehen für KMU aus Industrie, Dienstleistungssektor und Tourismus zinslose Darlehen in Höhe von bis zu 35 Prozent der Investitionssumme mit einer Laufzeit von acht Jahren zur Verfügung. Voraussetzung ist, dass sie in die Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Produktionsverfahren investieren. Das Darlehen kann in Abhängigkeit von Unternehmensgröße und Investitionsart erhöht werden beziehungsweise auch zum Teil in einen Zuschuss umgewandelt werden.

Verschiedene Verfahren der Mittelvergabe

Die Mittelvergabe bei Zuschussprogrammen erfolgt häufig in Wettbewerbsverfahren, die die zuständigen regionalen Verwaltungsbehörden durchführen. KMU können sich dabei an den regelmäßig veröffentlichten Aufrufen für Projektvorschläge („Calls for Proposals“) beteiligen. Diese Aufrufe enthalten neben den Zielen und Inhalten der förderfähigen Projekte auch Angaben zur Höhe der Fördermittel, den Auswahlkriterien sowie zum Antragsprozedere. Antragsberechtigte können je nach Förderprogramm KMU, wissenschaftliche Forschungseinrichtungen, Gebietskörperschaften oder sonstige Organisationen sein, die in den Regionen aktiv sind.

Ausschreibungen für öffentliche Aufträge („Calls for Tenders“) erfolgen in der Regel für Infrastrukturprojekte in den Bereichen Verkehr, Umwelt und Energie, die in den weniger entwickelten Regionen aus den Kohäsionsfonds finanziert werden. Sie werden europaweit veröffentlicht.

Enterprise Europe Network vermittelt Kontakte

Die Liste möglicher Fördermittel in den europäischen Regionen ist lang. Deutsche Unternehmen, die diese Mittel für ihre Tochtergesellschaften oder regionale Kooperationspartner vor Ort nutzen wollen, erhalten Informationen und Kontakte unter anderem über die in allen Regionen vertretenen Partner des Enterprise Europe Network der Europäischen Kommission.


Zur Person

(© NRW.BANK)

Ingrid Hentzschel ist Leiterin der Abteilung EU- und Spezialberatung Mittelstand in der NRW.BANK, der Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie unterstützt das Land bei seinen struktur- und wirtschaftspolitischen Aufgaben und setzt hierbei das gesamte Spektrum kreditwirtschaftlicher Förderprodukte ein. Als Enterprise-Europe-Network-Partner in Nordrhein-Westfalen kooperiert die NRW.BANK im Konsortium NRW.Europa. www.nrweuropa.de

Die Kontaktadressen zu den deutschen Netzwerkpartnern finden Sie hier.

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