„Der Name Flixbus funktioniert“

Mit einem Marktanteil von 75 Prozent ist Flixbus der größte Anbieter von Fernbusreisen im deutschsprachigen Raum. Geschäftsführer Jochen Engert über die Finanzierung des Unternehmens, seine Wachstumsstrategie und neue Produkte. 

In welcher Hand liegen die Anteile von Flixbus?

Das Gründerteam und General Atlantic sind mit jeweils 35 Prozent die größten Anteilseigner. Dazu sind für uns Holtzbrinck und die Daimler-Tochter Moovel wichtige Partner. Der Rest verteilt sich primär auf Business Angels.

Noch arbeiten Sie nicht kostendeckend, auch aufgrund der Wachstumsstrategie. Wann soll sich das ändern?

Natürlich werden wir das Geschäft irgendwann profitabel betreiben. Daran arbeiten wir sehr hart und sind auf einem guten Weg. Im Kerngeschäft, dazu zählt neben dem DACH-Markt mittlerweile auch Frankreich und Italien, werden wir das zeitnah schaffen. In den reiferen Märkten sind wir auf einigen Strecken schon jetzt profitabel unterwegs.

Immer wieder ist auch ein Börsengang im Gespräch.

Aktuell fokussieren wir uns auf die Internationalisierung und weitere Expansion. Wir haben keinerlei Druck, uns über einen Exit Gedanken zu machen. Das Wachstumspotenzial ist riesig, und als nicht börsennotierte Firma haben wir viele Freiheiten. Unsere Partner sehen ihr Investment eher mittel- bis langfristig. Uns geht es jetzt vor allem darum, ein nachhaltiges und stabiles Geschäft aufzubauen.

Die Debatte um Flüchtlinge und vor allem die Grenzkontrollen dürften Ihren Fahrplan momentan etwas durcheinanderwirbeln.

Sicher ist das Thema Flüchtlinge bei uns aktuell sehr präsent. Vor allem, weil sie – wie viele andere auch – eine Möglichkeit zum günstigen Reisen suchen. In der Tat haben wir momentan mit Grenzkontrollen zu kämpfen, gerade an der deutsch-österreichischen Grenze und nach Skandinavien kommt es zu Wartezeiten. Auf grenzüberschreitenden Linien herrscht zudem Ausweispflicht, was den Check-in für unsere Fahrer nicht unbedingt erleichtert.

Was ist Ihre Strategie für die Zukunft?

Wir wollen noch mehr Leute in Europa dazu bringen, Fernbusse zu nutzen. Wir bieten mittlerweile auch Charter-Busse für Gruppen an. Für Online-Buchungen ist dieser Markt noch nicht erschlossen, dabei hat er ähnlich großes Potenzial wie der Linienverkehr. Eine Idee ist, ein Around-Europe-Ticket zu entwickeln. Zudem steht auch ein Vielfahrer-Programm auf der Agenda. Unser Ziel ist klar: Wir wollen Europas Straßen flächendeckend grün machen.


Zur Person

Jochen Engert/Flixbus (© privat)
Jochen Engert (© privat)

Zusammen mit André Schwämmlein und Daniel Krauss ist Jochen Engert Geschäftsführer der FlixMobility GmbH. Sie gründeten die FlixBus GmbH 2011 in München. Mit rund 1.000 Bussen gehört das Unternehmen zu den Schwergewichten im Markt. Nach dem Merger mit MeinFernbus ist die Gesellschaft seit Kurzem wieder zur Einmarkenstrategie zurückgekehrt und will den europäischen Markt für Busfernreisen aufmischen. www.flixbus.de

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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