Flensburger Hand-Werker

Seit zwei Jahrzehnten steht Oliver Berking an der Spitze in der Silbermanufaktur Robbe & Berking. Aus der kleinen Werkstatt, die sein Ururgroßvater 1874 gründete, ist längst der weltweit größte Hersteller von edlem Silberbesteck geworden. Außer Besteck stellt das Flensburger Unternehmen inzwischen auch Holz-Yachten her – ebenfalls in reiner Handarbeit.

Auf den Partys der Luxus-Liner ist Oliver Berking nicht anzutreffen. Auch die großen Hotels, die er mit edlen Silberwaren beliefert, besucht er selten. Pulli und Wollsakko zieht er einem Smoking mit Krawatte vor. Aber seine Mitarbeiter und er kennen die Wünsche der Schönen und Reichen, wenn es um den perfekt gedeckten Tisch geht. Und die erfüllen sie in ihren Flensburger Werkstätten.

Niemand darf besser sein

„Als ich 1985 angefangen habe, an der Seite meines Vaters im Unternehmen zu arbeiten, waren viele Wettbewerber gerade dabei, ihre Produktion aus Kostengründen ins Ausland zu verlagern“, erinnert sich Berking. Doch ein „Billigmodell“ schied für Robbe und Berking schon damals aus. Und bis heute bleibt der Ururenkel dem Leitsatz des Unternehmensgründers treu, der einst sagte: „Andere mögen billiger, aber niemand darf besser sein als wir.“

Es ist das Jahr 1874. Nicolaus Christoph Robbe gründet die Flensburger Silbermanufaktur. In einer kleinen Werkstatt fertigt er gemeinsam mit seiner Frau Luise silberne Bestecke und Tafelgeräte. Das Geschäft entwickelt sich zunächst langsam, doch dann geht es bergauf. 1897 stellt Robbe seinen ersten Gesellen ein: Robert Berking. Der junge Silberschmied aus Braunschweig verliebt sich in Henriette Robbe, die Tochter seines Meisters, heiratet sie und beteiligt sich zu 50 Prozent an der kleinen Firma.
Nun beginnt das Unternehmen zu wachsen. Berking baut die Werkstatt aus, entwickelt ein eigenes Bestecksortiment, errichtet das erste eigene Firmengebäude und erweitert das Absatzgebiet. 1905 arbeiten zwölf Gesellen in der Werkstatt. Doch drei Jahre später kommt Berking mit nur 35 Jahren bei einem Badeunfall ums Leben. Seine Witwe, unterstützt von ihrem Vater und ihrem Bruder, leitet das Geschäft. Sie bleibt am Ruder, bis Sohn Theodor, ebenfalls ausgebildeter Silberschmied, 1925 die Firma übernimmt.

Schwere Jahre

Während des Krieges geht die Nachfrage nach feinem Silberbesteck drastisch zurück. Die Schmiede hält sich mit der Herstellung von Kriegsverdienstkreuzen über Wasser. Nach dem Krieg mit Silberbesteck neu an den Start zu gehen ist keine einfache Sache. Aber Robbe & Berking kann von den Jahren des Aufschwungs profitieren.
1959 übernimmt der 28-jährige Robert Berking die Unternehmensleitung. Er entwirft Besteck in modernem Design, verwendet aber stets nur Silber. Zum Geschäft in Deutschland kommen erste Aufträge aus dem Ausland hinzu. Etwa 100 Mitarbeiter zählt Robbe & Berking jetzt bereits, der Umsatz steigt kontinuierlich. In den 1980er-Jahren schließlich ist das Unternehmen aus Flensburg Europas größter Produzent von silbernen und versilberten Bestecken. Mit dem Aufbau einer eigenen handwerklichen Fertigung von Tafelgeräten und Geschenkartikeln wandelt Robert Berking den Besteckhersteller in eine Silbermanufaktur.Von ihm entwickelte Serien wie „Belvedere“ oder „Martelé“ sind heute Klassiker.

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