Fischen in fremden Gewässern

Das Potenzial für Transaktionen ist riesig: Doch gerade in stark wachsenden Schwellenländern wie Asien ist die „Corporate Governance“ nicht auf dem gleichen Stand wie in Nordeuropa. Neben den üblichen Kriterien wie Preis und Transaktionsmodell kann sich das zum Knackpunkt bei Akquisitionen im Ausland auswachsen

Sehr häufig startet nach dem Signing eine Reihe von Aktivitäten, um das Target in eine akquisitionsfähige Form zu bringen. Doch damit nicht genug: Auch nach dem Closing muss das „Aufräumen“ häufig weitergehen. Vor einer Integration sollte also bei Übernahmen in Schwellenländern häufig eine Phase des Post Transaction Management zwischengeschaltet werden, während derer das Target in einen integrationsfähigen Zustand gebracht wird.

Co-Investor für Akquisition in China

Man stelle sich folgenden Fall vor: Ein deutsches Unternehmen akquiriert ein im Westen Chinas ansässiges Unternehmen. Keiner der Führungskräfte des Targets spricht Englisch. Die Due Diligence zeigt die Vermischung von Unternehmens- und Privatsphäre des Eigentümers klar auf. Manche Kunden des Unternehmens sind durch „Sonderleistungen“ incentiviert.

Auf der anderen Seite stellt dieses Target eine außergewöhnliche Chance dar: einen Einstieg in ein bestimmtes Marktsegment im größten Wachstumsmarkt der Welt, der sonst nicht darstellbar wäre. Konditionen und Transaktionsmodell sind zielführend.

Was hat der Investor in diesem nicht untypischen Fall getan? Er hat den lokalen Partner, der beim Akquisitionsmanagement behilflich war, in die Pflicht genommen. Indem er ihn als Co-Investor zu bevorzugten Konditionen in den Gesellschafterkreis des Targets aufgenommen hat, hat er sich das Committment des lokal erfahrenen Partners gesichert. Nach einer Phase des Post Transaction Managements hat der Investor die Anteile des temporären Partners übernommen und das Unternehmen zu einer marktführenden Position ausgebaut.

Risiken richtig einschätzen und managen

Dem außergewöhnlichen Globalisierungs- und Wachstumsschub, der für ein Unternehmen aus einer Akquisition etwa in einem Schwellenland resultieren kann, stehen erhebliche Risiken gegenüber. Wie immer beim unternehmerischen Handeln geht es um die richtige Einschätzung der Risiken, wozu geeignete Partner unumgänglich sind.


Zur Person

Frank-Christian Raffel (© Privat)
(© Privat)

Frank-Christian Raffel ist Mitgründer und Geschäftsführender Gesellschafter von MelchersRaffel Ltd. mit Standorten in Hongkong, Shanghai, Singapur und München. MelchersRaffel berät bei Strategie- und M&A-Vorhaben in den wesentlichen Regionen Asiens und in deutschsprachigen Ländern. www.melchersraffel.com

Autorenprofil

Frank-Christian Raffel ist Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter von MelchersRaffel Ltd. mit Standorten in Hongkong, Shanghai und Singapur und München. MelchersRaffel berät bei Strategie- und M&A-Vorhaben in den wesentlichen Regionen Asiens und in deutschsprachigen Ländern und hat Zugriff auf die Netzwerke der Melchers-Organisation, die seit mehr als 150 Jahren in China und weiteren Regionen Asiens mit rund 25 Standorten erfolgreich tätig ist. www.melchersraffel.com

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