Rendite mit Karma

Geld verdienen und Gutes tun: Immer mehr Investoren zielen auf Nachhaltigkeit ab. Impact Investing verbindet Menschlichkeit mit Unternehmertum. Bildung, soziale Projekte oder Öko-Wirtschaften gewinnen an Bedeutung.

„Ich beschäftige mich seit dem Studium mit Impact Investing“, erinnert sich Bernard Wendeln, Mitgründer von BonVenture. „Ich wollte als Unternehmer anderen Firmen auf die Beine helfen und der Gesellschaft etwas zurückgeben“, erklärt Wendeln. Er gründete ein Family Office sowie 2003 BonVenture. Mitmacher der ersten Stunde sind unter anderem die wohlhabenden Familien Brost, Haindl und Strascheg, die heute noch als Investoren und Beiräte fungieren und über entsprechende Expertise verfügen. „Eine meiner Lieblingsfirmen ist AfB social & green IT“, sagt Wendeln. AfB steht für „Arbeit für Menschen mit Behinderung“ und erfüllt alle Kriterien von BonVenture. Das Unternehmen kauft gebrauchte IT-Hardware, löscht die Daten, päppelt die Geräte mit neuen Grafikkarten oder Festplatten auf und vertreibt diese in eigenen Läden und Online-Shops. Übrige und irreparable Komponenten werden zerlegt und als Rohmaterial verkauft. So ist ein Doppeleffekt zu verzeichnen: Zum einen führen die Arbeiten Menschen mit Behinderungen aus, zum anderen wird die Umwelt durch das Upcycling geschont. Das Konzept kommt an. AfB beschäftigt heute mehr als 200 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von zehn Mio. Euro. „Uns ist es wichtig, Menschlichkeit und Unternehmertum miteinander zu kombinieren“, erklärt seine Partnerin Angela Lawaldt die Ziele der Impact Fonds.

Gewinn ist Pflicht

Auch Johannes Weber, Gründer von Ananda, will als Unternehmer Rendite mit Karma verbinden. „Wir investieren in Technologiefirmen mit einer sozialen oder umweltfreundlichen Wirkung“, sagt Weber. So gelte die Logikkette: Unterstützte Projekte müssen einen Umsatz vorweisen, mit dem sie eine soziale Wirkung erzielen – und das mit Gewinn. „Dass ein Innovationsfaktor vorhanden ist, Erfolge skalierbar sind und der Break-even Point überschritten wurde, ist für eine Investition essenziell“, ergänzt Lawaldt.

Quelle: Bertelsmann Stiftung
Quelle: Bertelsmann Stiftung

Wer sich für ein nachhaltiges Anlageprodukt entscheiden will, findet nur feine Unterschiede. BonVenture ist ausschließlich im deutschsprachigen Raum tätig, Ananda hingegen europaweit mit dem Fokus auf Technologieunternehmen. So greift der Fonds etwa Leso Digital Health, einem Online-Psychologenprogramm, unter die Arme. Das Unternehmen aus England therapiert Patienten mit Ängsten und Depressionen via Online-Schriftverkehr und verzeichnet speziell bei Männern einen positiven Effekt, da sie face to face oft mehr Zeit benötigen, sich zu öffnen. „Konkurrenten sind wir keine. Wir sehen uns als Mitbewerber mit gleichen Zielen und haben in der Vergangenheit zusammen zwei Projekte unterstützt“, stellt Ananda-Chef Weber klar. Geholfen wird nicht nur mit Geld, sondern auch mit Kreativität und unternehmerischer Expertise. Etwa, wenn es in den geförderten Firmen darum geht, Prozesse zu optimieren oder im Vertrieb Kontakte zu vermitteln.

 

 

Ohne Risiko geht’s nicht

Dass die Zeit reif für ein Umdenken beim Investieren ist, zeigt die Bewegung des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND). Der Verein fordert mehr politisches Engagement für Sozialunternehmen. „Obwohl alle Parteien Social Entrepreneurship gut finden, gibt es bislang noch zu wenig politische Unterstützung“, resümiert Markus Sauerhammer, Vereinsvorsitzender. „Die Zielrichtung ist klasse“, betont auch Finanzplaner Sobau. Wichtig sei, dass sich Investoren klarmachen, dass sie in Nachhaltigkeit und Umwelt investieren und das Kapital für zehn Jahre gebunden ist. Im optimalen Fall kommen gute Renditen zustande, allerdings sei das Risiko eines Totalverlustes ebenso wie bei herkömmlichen Unternehmensbeteiligungen gegeben, betont der Mannheimer Finanzexperte.

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