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„Die Digitalisierung bietet riesige Chancen“

Dr. Thomas Drews über die Nachfrage nach Beteiligungskapital und das Investitionsverhalten des Mittelstands im Spannungsfeld zwischen Hochkonjunktur und politischen Risiken.

Unternehmeredition: Sind im Niedrigzinsumfeld auch Mezzanine-Finanzierungen wie die stillen Beteiligungen zinsgünstiger geworden, und nutzen Firmen das jetzt, um ihre Finanzierungsstruktur durch stärkere Eigenkapitalanteile wetterfest zu machen?

Drews: Die Zinsen sind auch im Mezzanine-Bereich gesunken. Gleichzeitig haben wir das System der Anpassung an die Bonität verfeinert. Wir bieten Firmen mit guter Bonität also deutlich günstigere Beteiligungsentgelte als früher, auch wenn sie – wie es bei diesem Finanzierungsinstrument üblich ist – über dem Niveau klassischer Kreditzinsen liegen. Das hat sich allerdings nicht in einem Run auf diese eigenkapitalähnlichen Mittel widergespiegelt, und wir beobachten das mit Blick auf möglicherweise bald wieder steigende Zinsen auch jetzt nicht. Viele Unternehmen fahren eher ihre Mezzanine-Finanzierungen zurück und tauschen sie aufgrund ihrer guten wirtschaftlichen Lage gegen günstigere Darlehensbedingungen.

Wie entwickelt sich generell die Nachfrage nach Finanzierungen durch die MBG Mecklenburg-Vorpommern, und was sind die wichtigsten Anlässe?

Nach der rückläufigen Nachfrage in den letzten Jahren registrieren wir jetzt eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Wachstumsstarke Unternehmen und innovative Firmen insbesondere aus dem Technologiebereich zeigen besonderes Interesse an unserem Finanzierungsangebot. Das freut uns, denn bei vielen von ihnen sehen wir gute Marktchancen. Ebenfalls sehr stark gefragt sind Gründungsfinanzierungen aus dem von uns im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums angebotenen Mikromezzaninprogramm. Bei etablierten Unternehmen dagegen beobachten wir eine rückläufige Nachfrage.

Wir leben in einer Zeit politischer Irritationen und protektionistischer Tendenzen. Beschäftigt das auch den Mittelstand?

Politische Risiken wie der Brexit oder ein eingeschränkter Welthandel durch die Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten Donald Trump werden für die Wirtschaft zunehmend an Bedeutung gewinnen. Noch schlägt es jedoch nicht durch, auch wenn sich die Unternehmen an der einen oder anderen Stelle schon Sorgen machen. Wir spüren als prägenden Faktor vorrangig die gute globale Konjunktur, die sich auch in der Investitionstätigkeit der Firmen niederschlägt. Sehr stark bemerkbar machen sich aber die Handelssanktionen gegen Russland. Das hat investitionshemmend gewirkt, und betroffene Unternehmen mussten sich neue Märkte suchen. Während sich also die Probleme aus der Trump-Politik und dem Brexit erst ankündigen, sind die aus den Russland-Sanktionen resultierenden schon da.

Wie wirkt sich der anhaltende Trend zu einer noch stärkeren Digitalisierung auf die Investitionstätigkeit des Mittelstands aus?

Die Digitalisierung ist das wichtigste Thema überhaupt. In Mecklenburg-Vorpommern werden derzeit viele Anstrengungen unternommen, die Anbindung an das Internet stark zu verbessern. Gerade bei uns hier im platten Land sind mit dem Breitbandausbau riesige Chancen verbunden. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen lohnt es sich dann auch, die Digitalisierung voranzutreiben und in dieses Thema zu investieren. Derzeit können viele Potenziale noch gar nicht abgerufen werden.


Zur Person

Dr. Thomas Drews ist seit 2004 Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern GmbH / Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH. Davor war er in verschiedenen Funktionen für die UniCredit Bank AG sowie für die Dresdner Bank AG tätig.

www.buergschaftsbank-mv.de

 

 

 

 

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