Vom Lotterievermittler zum Energiehändler

Die Stuttgarter Glöckle-Gruppe verkaufte über Jahrzehnte staatliche Lotterielose. Ab 2008 musste das Unternehmen auf gesetzliche Reformen reagieren. Es folgte ein radikaler Strategiewechsel. Neue Geschäftszweige kamen dazu. Heute machen diese den Großteil des Umsatzes aus.

Im Energiesektor sah das Szenario deutlich positiver aus. 2008 gründete das Unternehmen deshalb die E.Vita GmbH, die Strom und Gas vor allem an Gewerbekunden vertreibt. „Wir traten an mit dem Anspruch, dem Kunden ein Partner auf Augenhöhe zu sein, der sie persönlich zu ihren Einsparpotenzialen berät“, skizziert Manfred Neff die Geschäftsidee. Neff ist Geschäftsführer der Glöckle-Gruppe und zuständig für den Vertrieb und die Abwicklung des Stromgeschäfts. Kunden mit einem hohen Verbrauch empfiehlt die E.Vita beispielsweise, Lastspitzen in verbrauchsärmere Zeiten zu verschieben.

Mit dem rasanten Start in den Energiesektor konnte der Umsatzverlust abgefangen werden. Es musste niemand entlassen werden. Fünf Jahre später erweiterte die Glöckle-Gruppe sein Portfolio um die Marke C.VITA. Dabei geht es um Businesslösungen im Bereich der Telekommunikation.

Online-Lottogeschäft an Finanzinvestoren verkauft

Ab 2012 hätte eigentlich auch das Lottogeschäft wieder Fahrt aufnehmen können. Mit dem Glückspieländerungsstaatsvertrag kam es zur Reform der Reform – Werbung war wieder erlaubt. Die Glöckle-Gruppe forcierte zunächst den Online-Vertrieb von Lotto 6 aus 49. Doch nach einem Testlauf verkaufte man das Spiel an die Lottowelt AG. „Wir haben uns auf die Vertriebsmethoden konzentriert, die wir am besten beherrschen: die Direktansprache der Kunden auf der Basis eines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses“, erklärt Axel Glöckle die Entscheidung.

Inzwischen ist der Energiesektor der dominierende Geschäftszweig. Hier probiert die Glöckle-Gruppe neue Nischen aus, beispielweise beim Heizstrom: „In Deutschland gibt es nach Schätzungen zwei Millionen Stromheizungen. Gleichzeitig haben erst rund zwei Prozent der Kunden ihren Anbieter gewechselt“, zeigt sich Manfred Neff optimistisch. Im Blick haben die Schwaben inzwischen auch digitale Stromzähler. Die sind für Unternehmen mit einem Verbrauch ab 10.000 kWh bereits ab 2017 gesetzlich vorgeschrieben. Doch in vielen Betrieben drehen sich noch die alten schwarzen Geräte aus Kaisers Zeiten. „Diese Smart Meter sind eine der Schlüsseltechnologien der Energiewende. Da wollen wir mit vorn dabei sein.“

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