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Externe Nachfolge

Die Modell Technik GmbH & Co. Formenbau KG im thüringischen Sömmerda ist ein bei Abnehmern in ganz Europa gefragter Druckguss-Werkzeugbauer. Um bei der Nachfolgeregelung auch die Zukunftsperspektiven des Unternehmens zu sichern, entschieden sich die drei Gesellschafter für den Verkauf an die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft GESCO AG.

Erfolgreich im Markt positioniert
Bis zu 45 Tonnen wiegen die von der Modell Technik (MTF) hergestellten Druckgießwerkzeuge, aus denen die Kunden des Unternehmens später komplexe Bauteile vor allem für die Automobilindustrie produzieren. Getriebegehäuse, Zylinderkopfhauben und Fahrzeugtüren etwa gehören dazu. Weil sich die MTF mit ihren Formwerkzeugen auf den Aluminiumguss fokussiert, profitiert sie heute vom Trend zu Leichtbauteilen. Nur wenige Wettbewerber verfügen über eine vergleichbare technologische Kompetenz sowie die für die Produktion der großen Werkzeugteile notwendigen Maschinen und Fertigungshallen. „Wir haben uns hinsichtlich Leistungsvolumen und Qualität einen besonderen Status erarbeitet, mit dem wir zu den Top Ten in Europa gehören“, sagt der Firmengründer Matthias Huke.

Klare Zielvorstellungen
Der heute noch als alleiniger Geschäftsführer fungierende Huke hatte die MTF im Zuge eines Management Buy-out zusammen mit einem kleinen Kreis privater Investoren gegründet. Seit dem Firmenstart im Jahr 1994 ist die Zahl der Mitarbeiter von 16 auf heute über 100 gestiegen, und parallel dazu hat sich auch der Umsatz nach oben entwickelt. Die Nachfolgeentscheidung stand an, als sich der älteste der drei Gesellschafter für den Verkauf seiner Anteile entschied. Huke (55) sowie sein zweiter Mitgesellschafter (58) erwogen zunächst selbst den Erwerb dieser Anteile. Angesichts fehlender familiärer Nachfolge und der anstehenden erheblichen Investitionssumme entschieden sich alle drei Teilhaber dann aber dafür, den Markt für einen Gesamtverkauf des Unternehmens zu sondieren. „Vor einem akzeptablen Preis hatte für uns die erfolgreiche Fortführung des Unternehmens Vorrang“, erläutert Huke.

Lösung mit mittelständisch orientiertem Finanzinvestor

Den geeigneten Käufer fanden die Eigentümer in der GESCO AG, die im Zuge von Nachfolgeregelungen erfolgreiche technologieorientierte Nischenanbieter erwirbt und langfristig weiterentwickelt. Die Beteiligungsgesellschaft war zum einen interessiert, weil ein Werkzeugbauer für Druckgussteile in ihrem auf Produktvielfalt ausgerichteten Portfolio bislang nicht vertreten war. „Von der Technologie bis hin zur betrieblichen Ausstattung verfügt Modell Technik über starke Alleinstellungsmerkmale. Zudem bewegt sich das Unternehmen in einem Markt, der vom Zwang zur Energieeffizienz und damit vom zunehmen¬den Leichtbau geprägt wird“, sagt GESCO-Vorstand Dr. Hans-Gert Mayrose. Doch auch menschliche Faktoren spielten eine Rolle. Die begeisterungsfähigen Mitarbeiter haben Mayrose ebenso überzeugt wie der führungsstarke, aber auch als unternehmerische Vaterfigur wirkende Firmenchef. „Das ist eine klassische mittelständische Konstellation, die Erfolg versprechend ist“, sagt der GESCO-Vorstand. Vom ersten Kennenlernen im Herbst 2011 über die Due Diligence bis hin zu den Preisverhandlungen verlief der Kaufprozess bis zur Vertragsunterzeichnung im Sommer 2012 auf Basis einer durch Offenheit geprägten gegenseitigen persönlichen Sympathie. „Entscheidend für den erfolgreichen Abschluss war dann letztlich die Mischung aus marktgerechtem Preis und zukunftsweisendem Geschäftsmodell“, sagt Mayrose.

Ausblick

Nach einem deutlichen Umsatzsprung von 11,4 auf über 13 Mio. EUR im vergangenen Jahr geht Geschäftsführer Huke 2013 zunächst von einer Konsolidierungsphase mit eher moderatem Umsatzzuwachs aus. Modell Technik rechnet darüber hinaus weiterhin mit einem soliden und profitablen Wachstum, nicht zuletzt weil deutsche Produktionsmittel aus dem Bereich der High-End-Technologie auch in Zukunft weltweit gefragt bleiben.

Norbert Hofmann
redaktion@unternehmeredition.de


Kurzprofil: Modell Technik GmbH & Co. Formenbau KG

Gründungsjahr: 1993
Branche: Werkzeug- und Formenbau
Unternehmenssitz: Sömmerda
Mitarbeiter: über 100
Umsatz 2012: 13 Mio. EUR
Internet: www.modelltechnik.com

„Ein Finanzinvestor wird am wenigsten in bewährte Strukturen eingreifen“

Interview mit Matthias Huke, Gründer und Geschäftsführer, Modell Technik GmbH & Co. Formenbau KG

Unternehmeredition: Herr Huke, was hat Sie und Ihre Mitgesellschafter zum Verkauf an einen Finanzinvestor bewogen?

Huke: Für mich persönlich kam eine familieninterne Regelung nicht in Frage, da weder meine beiden Töchter noch mein Schwiegersohn an einer Nachfolge interessiert waren. Somit musste also eine andere Lösung gefunden werden. Da das Unternehmen hervorragend am Markt positioniert ist, sind wir schon von einem größeren Interessentenkreis ausgegangen. Die MTF verfügt über eine vollkommen autarke Werkzeugproduktion und eine leistungsstarke Konstruktionsabteilung, mit deren Hilfe wir gemeinsam mit den Kunden deren Bauteile entwickeln. In der eigenen Labordruckgießerei mit drei Maschinen können wir zudem die Produktion erproben sowie Anlauf- und Kleinserien fertigen. Doch nur wenn die vorhandenen Konstellationen weitgehend erhalten bleiben, kann die Firma weiter erfolgreich sein. Wir sahen die Gefahr, dass ein strategischer Investor das Unternehmen passend zu seiner Struktur umgestaltet und man es dann nicht mehr wiedererkennen würde. Ein Finanzinvestor dagegen ist am Erfolg des Unternehmens interessiert und wird deshalb am wenigsten in bewährte Strukturen eingreifen.

Unternehmeredition: Warum haben Sie sich gerade für eine börsennotierte Beteiligungsgesellschaft wie GESCO entschieden?

Huke:
Die Entscheidung ist trotz höherer Preisangebote von strategischen Kaufinteressenten so gefallen, weil wir bei diesem Investor die bessere Zukunftsprognose für das Unternehmen sehen. GESCO verfügt über ein gewisses Potenzial und ist langfristig ausgerichtet, was man schon an den 16 vor uns im Portfolio bestehenden Firmen ablesen kann. Darunter befinden sich fünf Unternehmen, bei denen das Thema Werkzeug- und Formenbau eine wichtige Rolle spielt. Vor diesem Hintergrund sind – z. . im Einkauf oder bei der strategischen Ausrichtung – Synergien möglich, die der weiteren Entwicklung auch von MTF förderlich sein können. Ich selbst stehe in den nächsten Jahren als Geschäftsführer zur Verfügung und habe dabei nahezu noch den vollen Handlungsspielraum eines Unternehmers. Das ist auch von der Beteiligungsgesellschaft so gewünscht. Wenn der Zeitpunkt für meinen Ruhestand absehbar ist, werde ich gemeinsam mit GESCO an der Suche für den Nachfolger und dessen Einarbeitung arbeiten. So wird es einen nahtlos gleitenden Übergang geben können.

Unternehmeredition: Welchen Rat würden Sie Unternehmern geben, die eine externe Nachfolgelösung planen?

Huke:
Zuerst sollte man sich über die eigenen Ziele im Klaren werden. Will ich beispielsweise nur ein Maximum an Ertrag oder will ich auch für meine Mitarbeiter als langjährige Weggefährten eine gesicherte Zukunft? Ist diese Entscheidung gefallen, sollte man nicht zuerst an der falschen Front die Flagge hissen oder versuchen, den Markt allein zu bearbeiten. Wenn man hier nicht anonym und professionell vorgeht, schlägt das schnell ins Negative um. Ich habe mich hierzu eines kompetenten Consulting-Unternehmens bedient, das mich bei allen Schritten mit Rat und Tat sehr gut unterstützt und damit wesentlich zum Vert
ragsabschluss beigetragen hat.

Unternehmeredition: Herr Huke, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Norbert Hofmann.
redaktion@unternehmeredition.de

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