Expangiert

Die freiwillige Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung gehört seit jeher zum Unternehmertum. Genauso der Gedanke, durch Expansion neue Absatzmärkte zu erschließen. Wohltätiges Engagement in internationalen Projekten kann eine Chance sein, beides zu verbinden. 

„Uns geht es nicht um PR. Wir wollen wirklich helfen“, betont auch Brillenexperte Fux. Der Familienbetrieb spendet daher auch Sehhilfen nach Bangladesch. „Da müssen wir natürlich aufpassen, dass unsere Modelle nicht als Re-Import den deutschen Markt erreichen“, erklärt der Vorstand. Sachspenden sind demnach eine weitere Form des Engagements. Vorteile sind ähnlich wie bei einer Überweisung: Imagetransfer, wenig Aufwand und kurze Vorlaufzeiten. „Ideal für uns sind Zuwendungen, die einen konkreten Bedarf decken, wie im Fall von Geuder“, ergänzt CBM-Frau Spiegel. Der Medizintechnikhersteller besorgte 2008 einen geländefähigen Toyota für ein Projekt in Peru. Damit konnten einheimische Ärzte in Außeneinsätzen Menschen in weit abgelegenen Landstrichen behandeln.

Über NGO Netzwerk aufbauen

Geuder ist ein weltweit agierender Hersteller von augenchirurgischen Instrumenten und Geräten, dessen Engagement 2002 startete. Zunächst punktuell durch Geld- und Sachspenden. „Die Initiative ging anfangs von einzelnen Mitarbeitern im Betrieb aus“, erklärt Elie Atallah, internationaler Verkaufsleiter beim Heidelberger Unternehmen. Zwei Kollegen gründeten nach einer Südamerika-Reise eine Projektgruppe. Diese organisierte zusammen mit der NGO über viele Jahre Spenden, etwa Instrumente im Wert von 500.000 Euro, jenen Geländewagen und Vor-Ort-Schulungen für peruanische Augenärzte in einer eigens dafür errichteten Augenklinik in Cusco.

Blessing aus Uganda: Einen Monat nach seiner Katarakt-OP kann er wieder sehen.
Blessing aus Uganda: Einen Monat nach seiner Katarakt-OP kann er wieder sehen.

2012 trat CBM an Geuder heran. Die Idee: ein größeres Projekt in einem armen Land zu fördern. Dabei habe man versucht, den eigenen Bedarf mit den wirtschaftlichen Interessen des Partners zu verbinden, erklärt Tanja Spiegel. Bei dem Vorhaben handelt es sich um den Bau eines Phaco-Trainingszentrums. Ausgestattet mit dem Equipment des Herstellers, sollen dort Augenchirurgen lernen, in modernster OP-Technik den grauen Star zu operieren. Bei dieser Krankheit, die bei uns meist im Alter auftritt, trübt sich die Linse. In Entwicklungsländern ist sie aufgrund schlechterer Lebensbedingungen oft angeboren. Betroffene erblinden im Laufe ihres Lebens. Der Plan ist, innerhalb von fünf Jahren 200 Ärzte in der neuen Phaco-OP-Methode auszubilden.

„Natürlich bedeutet für uns so ein Projekt erst einmal viel organisatorische Arbeit“, so Atallah. Dem Unternehmen ist es wichtig, ein Land auszuwählen, in dem die Vertriebsstrukturen passen. Die Medizintechniker entschieden sich für Ägypten. „Dort habe ich einen Händler, auf den ich mich verlassen kann“, erklärt der Verkaufsleiter. Die Geräte können vom Vertriebspartner in Kairo installiert und gewartet werden. Administration, Finanzierung und Aufbau übernimmt die NGO. „Ich hatte großes Vertrauen, dass das läuft“, so Atallah. Seit Sommer finden die ersten Trainings statt.

„Wir erleben immer wieder, dass Ärzte aus den Schulungen sich an Geuder erinnern, wenn sie Jahre später ihre eigene Praxis ausstatten“, berichtet der Vertriebler. Daher stellt das Unternehmen in Indien ebenfalls kostenlos seine Premiumtechnik bereit. Im Sankara Geuder Competence Center (SGCC) in Bangalore erlernen junge Ärzte aus aller Welt an den Geräten des Mittelständlers moderne Augen-OP-Methoden. „Wir machen den Namen Geuder so in der internationalen Community bekannt“, erklärt Atallah, „und freuen uns natürlich, wenn nach Jahren etwas zurückfließt und sich in ein Geschäft umwandelt.“

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