Expangiert

Die freiwillige Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung gehört seit jeher zum Unternehmertum. Genauso der Gedanke, durch Expansion neue Absatzmärkte zu erschließen. Wohltätiges Engagement in internationalen Projekten kann eine Chance sein, beides zu verbinden. 

Ein weiterer Nutzen für die Firmen ist das weltweite Partnernetzwerk, über das große Organisationen verfügen. „Wir stehen in Verbindung mit Gesundheitsministerien, Krankenhäusern und Ärzten“, sagt Spiegel. Damit könne man den Prozess des Markteintrittes in einem Entwicklungsland unterstützen. Schön sei, dass jedes dieser großen Projekte ein Unikat ist, meint die Bereichsleiterin. Kennen sich die Partner bereits durch frühere Zusammenarbeit, sei das hilfreich. „Die Firmen wissen dann schon, dass Prozesse in gemeinnützigen Organisationen anders ablaufen als in der freien Wirtschaft“, erklärt sie. Das erleichtere die Kommunikation und fördere gegenseitiges Verständnis. Doch auch seitens der Firmen kosten solche großen Hilfsprojekte Zeit. Wenn Unternehmen mit viel Herzblut dabei sind, gestalten sie ihr Engagement gerne partizipativ. Für die Projektgruppe Cusco stellte Geuder beispielsweise regelmäßig Mitarbeiter frei, um Materiallieferungen vor Ort zu begleiten.

 Tue Gutes und profitiere davon

 Zwei weitere Alternativen können dafür sorgen, dass soziales Engagement und wirtschaftliche Interessen Hand in Hand gehen: Cause-related Marketing (CrM) und Payroll Giving sind Formen des Engagements, welche die Abstimmung zwischen Unternehmen und Hilfsorganisation erfordern. Beide sind jedoch einfacher, als ein komplettes Projekt in einem Entwicklungsland zu implementieren. Auch hier lassen sich wirtschaftliche Interessen und gemeinnützige Ziele gut kombinieren. Beim Payroll Giving verzichten Angestellte monatlich auf die Rest-Cent-Beträge ihres Gehalts und spenden diese für einen gemeinnützigen Zweck. Oft stocken Unternehmen die Beiträge auf. „Es geht um Mitarbeiterbindung und positive Wahrnehmung bei potentiellen Arbeitnehmern“, erläutert Spiegel. Studien belegen zudem, dass auch Arbeitnehmer immer bewusster entscheiden, wo sie arbeiten wollen. Speziell die gefragte Generation Y findet sozial engagierte Firmen attraktiv.

Auto-Spende von Geuder: In Persu können Ärzte Menschen in abgelegenen Gegenden behandeln (© Geuder).
Auto-Spende von Geuder: In Persu können Ärzte Menschen in abgelegenen Gegenden behandeln (© Geuder).

Hingegen kann Cause-related Marketing (CrM) absatzsteigernd wirken oder einen Markteintritt unterstützen. Hierbei bindet das Unternehmen den Kunden direkt ins eigene Engagement ein. Spiegel berichtet von der Aktion mit einem Arzneimittelhersteller. Bei dieser gingen beim Verkauf eines bestimmten Produktes 25 Cent direkt auf das Konto der Organisation. 44.000 Euro spielte das ein, mehr als 1.700 Menschen bekamen dafür eine Grauer-Star-Operation. „Solche Aktionen kommen gut an“, weiß Spiegel von den rund 100 Firmen, mit denen sie aktuell zusammenarbeitet. Allerdings seien hier längere Vorlaufzeiten zu beachten. „Wir planen jetzt schon Projekte, die Ende 2018 starten.“

Brillenexperte Ulrich Fux findet Cause-related Marketing auch für Lunor interessant. „Wenn wir dadurch mehr Absatz erzeugen können, ist das doch wunderbar“, überlegt der zum Wirtschaftssenator berufene Schwabe. Steigende Gewinne sieht er jedoch nicht nur durch die unternehmerische, sondern auch durch die altruistische Brille: als Chance noch mehr zu spenden und dadurch noch mehr helfen zu können. Demnächst geht Lunor sogar unter die Imker. Die Firma Beefuture überlässt dem Brillenhersteller einen Bienenstock zur Pflege. Denn auch das fliegende Volk braucht inzwischen die Hilfe von Spendern.

 

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