„Es gibt keine Anzeichen, dass Bargeld verschwindet“

Mit dem Geschäft rund um Banknoten wurde das Familienunternehmen Giesecke & Devrient groß. Im Jahr 2015 stellte es den unrentablen Gelddruck in München ein. Nach einer Umstrukturierung soll das Geschäft mit digitalen Identitäten, dem Sichern von Daten und Automatisierungslösungen mehr in den Fokus rücken.

Auch die Themen Industrie 4.0 und generell die Automatisierung stehen auf Ihrer Agenda. Derzeit baut etwa die Bundesbank in Dortmund ein modernes Bargeldzentrum. Wo wollen Sie ansetzen?

Etwa bei der professionalisierten Bargeldbearbeitung. Schon bald werden Cash-Center aufgebaut sein wie moderne Fabriken, mit Lagerhaltungssystemen, Automatisierungstechnik und IT-Systemen. Die Diskussionen, die wir heute mit unseren Kunden dazu führen, gehen voll in Richtung Industrie 4.0. Von diesem Industrietrend wollen wir als Komplettanbieter für solche Zentren profitieren.

Sicherlich ein hart umkämpfter Markt. Wie finden Sie denn hier die besten Köpfe?

Das wird zunehmend schwerer, wir sind nicht Apple oder Google. Jedoch haben wir Spezialkenntnisse und wissen, worüber wir reden. Wir haben ein gutes Netzwerk mit mehreren Standorten in Deutschland.

Sie haben auch einen Inkubator gegründet – was hat es damit auf sich?

Er ist eine hauseigene Ideenfabrik. Er hilft unseren Unternehmensbereichen, neue digitale Produkte schnell und unbürokratisch bis zur Marktreife zu entwickeln. Damit wollen wir die physische und die digitale Welt bei uns verknüpfen.

Wie stark wollen Sie künftig wachsen?

Wir stecken uns keine riesigen Wachstumsziele. Wichtiger ist uns, die Qualität unseres Portfolios weiter zu entwickeln. Einige Geschäftsfelder bieten uns längerfristige Entwicklungsmöglichkeiten. Diese voranzutreiben ist uns wichtiger als einmalig einen Zehn-Prozent-Sprung zu machen.


Zur Person

Press_RWintergerst_1Seit November 2016 ist Ralf Wintergerst CEO von Giesecke & Devrient (G+D). Bereits seit 1998 ist er im Familienunternehmen tätig. Im Dezember 2013 wurde Wintergerst Mitglied der Geschäftsführung und leitete den Geschäftsbereich „Banknote“. Deutlich ausbauen will Giesecke & Devrient das Geschäft rund um die Cybersicherheit. Vor allem in der Industrie sieht das Unternehmen Potenzial. Traditionell wird jedoch auch das Geschäft rund ums Geld wichtig bleiben. Nachdem das Unternehmen 2014 rote Zahlen schrieb, kämpfte es sich nach der Restrukturierung wieder aus der Verlustzone. Giesecke & Devrient beschäftigt 11.300 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2016 einen Umsatz von etwas mehr als zwei Mrd. Euro.

www.gi-de.de

 

 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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