„Es gibt keine Anzeichen, dass Bargeld verschwindet“

Mit dem Geschäft rund um Banknoten wurde das Familienunternehmen Giesecke & Devrient groß. Im Jahr 2015 stellte es den unrentablen Gelddruck in München ein. Nach einer Umstrukturierung soll das Geschäft mit digitalen Identitäten, dem Sichern von Daten und Automatisierungslösungen mehr in den Fokus rücken.

Dennoch haben Sie den Druck am Standort München im Jahr 2015 eingestellt. Was waren die Gründe?

In München hatten wir die Produktion, Forschung und Entwicklung, den Vertrieb und die Verwaltung. Mischbetriebe sind ineffizient und teuer. Gleichzeitig erhalten wir von den Kunden erhebliche Sicherheitsauflagen. Hebt man diese an unterschiedlichsten Standorten auf das höchste Niveau, wird das zur Kostenbelastung. In München konnten wir Banknoten nicht mehr kostendeckend produzieren. Gedruckt wird jetzt noch in unserem Stammhaus in Leipzig und in Kuala Lumpur mit der gleichen Kapazität.

Insgesamt haben Sie damals weltweit knapp 1.000 Mitarbeiter abgebaut. Wie hat die Belegschaft eines erfolgsverwöhnten Familienunternehmens dies aufgenommen?

Für uns alle war das eine schwere Zeit, weil der Standort immer sehr stark mit dem Banknotendruck verbunden war. In München trennten wir uns von 600 Mitarbeitern. Auch der Eigentümerfamilie und dem Management fiel dieser Einschnitt nicht leicht. Allerdings gab es keine Alternative.

Welche Maßnahmen haben Sie im Restrukturierungsprozess ergriffen?

Zum einen haben wir in der Zentrale die Kostenbasis gesenkt, indem wir die Produktion an einen anderen Standort verlagert haben. Zudem haben wir unsere Einkaufsprozesse neu strukturiert und Verwaltungskosten reduziert.

Sie haben das Unternehmen auch neu gegliedert.

Richtig, wir haben den Konzern parallel neu aufgestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir eine integrierte Struktur. Jetzt arbeiten wir in einer Holding-Struktur mit vier rechtlich eigenständigen Geschäftsbereichen. Das hat den Vorteil, dass wir weniger Kompromisse eingehen müssen und der Kunde stärker in den Fokus rückt.

Wie wirkt sich das auf die einzelnen Unternehmensteile aus?

Will man sich weiterentwickeln und Partner, Unternehmen oder Portfolioelemente dazunehmen, ist es besser, dieses partiell zu tun. Das ist in der neuen Struktur deutlich einfacher. Wir haben die Teams neu besetzt und das Branding der einzelnen Firmen erneuert.

Was hat sich optisch verändert?

Die einzelnen Unternehmensteile haben etwa eigene Farbcodes bekommen. Messestände, Visitenkarten oder auch das Papier haben jetzt ein eigenes Farbschema, auch um die Identifikation der Mitarbeiter mit der Einheit zu stärken. Wir haben das G+D-Logo verändert und Namen neu vergeben.

Nächste Seite: “Momentan ist es die wahrscheinlich beste Zeit, dieses Unternehmen zu führen”

1
2
3
4
Vorheriger ArtikelNeuer Anlauf in Asien
Nächster ArtikelJochen Schweizer verkauft an ProSiebenSat.1