„Es gibt keine Anzeichen, dass Bargeld verschwindet“

Mit dem Geschäft rund um Banknoten wurde das Familienunternehmen Giesecke & Devrient groß. Im Jahr 2015 stellte es den unrentablen Gelddruck in München ein. Nach einer Umstrukturierung soll das Geschäft mit digitalen Identitäten, dem Sichern von Daten und Automatisierungslösungen mehr in den Fokus rücken.

G+D war immer sehr verschlossen. Ist es Teil der Strategie, sich etwas zu öffnen?

In der Tat wollen wir zugänglicher werden. Dass wir eher in uns gekehrt waren, lag jedoch nicht unbedingt an den handelnden Personen. Wir entwickeln Sicherheitstechnik, viele Kunden wollen nicht, dass darüber öffentlich gesprochen wird. Dennoch ist klar, dass wir uns mehr zeigen müssen, damit mehr Leute wissen, was wir tun.

Neben dem Banknotengeschäft haben Sie sich auch der Verschlüsselung und generell der sicheren Kommunikation verschrieben. Wie läuft das Geschäft in diesen unsicheren Zeiten?

Momentan ist es die wahrscheinlich beste Zeit, dieses Unternehmen zu führen. Zum einen kümmern wir uns um das sichere Bezahlen auf allen Ebenen und sorgen für sichere Verbindungen. Wir kümmern uns aber auch um digitale Identitäten, sichern Daten und die IT und bieten Automatisierungslösungen an.

Numeron: Die Maschine überprüft die Echtheit und Umlauffähigkeit von Geldscheinen.
Numeron: Die Maschine überprüft die Echtheit und Umlauffähigkeit von Geldscheinen.

Dann haben Sie sicherlich einen Freudensprung gemacht, als Sie vom Hackangriff Wannacry hörten?

Das nicht, doch letztlich sind solche Meldungen wichtig. Sie verstärken das Bewusstsein, dass zuverlässige Cybersicherheitslösungen unerlässlich sind. In einer verwobenen Welt werden Attacken dieser Art zunehmen. Große Teile deutscher Behörden setzen unsere Kryptotechnologie ein, um Dokumente sicher zu übermitteln. Dieses Feld wollen wir ausweiten – nicht nur bei Behörden.

Wie soll das aussehen?

Aktuell bauen wir eine Division für Cybersicherheitslösungen für industrielle Anwendungen auf. Dadurch, dass in der deutschen Industrie die Standorte sehr verteilt liegen, fließen Unmengen an Daten. Wir bauen Lösungen, um diese Ströme zu sichern. Nach und nach wollen wir die Anwendungen in der Industrie ausrollen.

Haben Sie schon Kunden?

Wir haben vielversprechende Ansätze. Aktuell sprechen wir mit verschiedenen Herstellern aus der Verpackungs- und Logistikindustrie über die Absicherung ihrer Maschinen im Hochsicherheitsumfeld. Darüber hinaus beschäftigt das Thema viele unserer Kunden, etwa aus den Bereichen Automobil, Hausgeräte oder Zahlterminals.

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