Unternehmerfamilien gelten als langfristig denkend – zu Recht. Dies hat Implikationen für den privaten und geschäftlichen Bereich und umfasst Themen wie Nachfolge und Gesamtvermögen. Welche Risiken Betroffene dabei als zentral empfinden, zeigen aktuelle Erkenntnisse zu Zielen, Weltbild und Risikomanagement.
Kontinuität lernen
Ist man sich der Risiken und Herausforderungen inklusive ihrer teilweise erheblichen emotionalen Ladung bewusst und geht bedacht mit ihnen um, kann man auch dem Risikofall mit Gelassenheit begegnen. Dies zeigt u.a. die Beschäftigung mit hochvermögenden Unternehmern und Investoren der dritten und späterer Generationen. Trotz der verschärften Bedingungen der vergangenen Jahre ist nur jeder sechste aus ihrem Kreis heute weniger risikobereit als vor Ausbruch der Subprime-Krise. Damit zeigen über Generationen erfolgreiche Familien eine wesentlich größere Kontinuität als der Durchschnitt. Wer Kriege und Währungsreformen überdauert hat, lernt offenkundig, seine Exposures so zu definieren, dass er sie auch im Krisenfall als tragbar empfindet. Und wer mehrfach Generationenwechsel gestalten musste, nutzt intensiver als andere die Potenziale einer expliziten Familienstrategie und des frühzeitigen Herausführens der nächsten Generation – um Begeisterung zu wecken und Talente zu entdecken.
Fazit
Innere und äußere Destabilisierungspotenziale stellen Unternehmer wiederkehrend vor Herausforderungen – das war schon immer so. Und erfolgreiche Unternehmer zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie mit Herausforderungen beweglich umgehen. Als kritisch erweisen sich v.a. Aufgaben abseits des eigenen Kernkompetenzbereichs, weil es hier an Expertise fehlt. Um auch hier erfolgreich zu agieren, gilt es, sich zunächst der eigenen Zielprioritäten bewusst zu sein. Diese bilden die Grundlage für eine leistungsfähige Strategie, die alle Bereiche inkludiert und regelmäßig auf den Prüfstand gestellt wird. Zu jeder Zeit alle gewichtigen Aspekte im Auge zu behalten, gelingt in der Umsetzung am ehesten im Rahmen eines systematischen Ansatzes, der Komplexität reduziert und individuell zugeschnitten ist. Ein erster Schritt ist in diesem Sinne eine Bestandsaufnahme zu Vermögenswerten, Interessen und Kompetenzen, die unter Moderation rasch erstellt werden kann. Langfristig erweist sie sich oft als unbezahlbar.
Zur Person
Prof. Dr. Yvonne Brückner ist Initiatorin des Family Office Panel, einer Netzwerk- und Kompetenzinitiative zu unternehmerischen Gesamtvermögensstrategien. Diese stellt Vermögensinhabern neben Fachpublikationen mit direktem Praxisbezug auch Raum zur Vernetzung mit Gleichgesinnten zur Verfügung. Einmal im Jahr befragt Dr. Brückner Mitglieder des Family Office Panels zu deren Vermögensstrategie. www.fo-panel.de.