„Die Konsolidierung wird kommen“

Der Spezialist für Filtersysteme Mann + Hummel hat seit 2016 zwei große Akquisitionen gestemmt, die jüngste gerade im Juli. Im Interview erklären die kommissarische Vorsitzende der Geschäftsführung Emese Weissenbacher und der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Fischer, wie sie damit ihr Portfolio erweitern wollen und welcher Wettbewerbsdruck hinter der M&A-Strategie steckt.

Filter von Mann + Hummel: Der Spezialist will mit den Akquisitionen neben dem Automobilmarkt neue Märkte besetzen

Inwieweit hat sich die Wachstumsprognose durch den großen Zukauf von Affinia bis jetzt bestätigt?

Fischer: Wir sind im Rahmen dessen, was wir erwartet haben. Wir machen ja etliche Akquisitionen, in den vergangenen zehn Jahren waren es acht. Nicht jede Integration ist sofort erfolgreich. Wir hatten bereits Erfahrung gesammelt im amerikanischen Automotive Aftermarket. Jetzt hatten wir einen ausgezeichneten Integrationsprozess, auf der Gegenseite ist uns die gute Mannschaft erhalten geblieben. Uns ist es gelungen, Affinia den Stolz auf das eigene Unternehmen und die eigene Marke zu lassen.

Wie sieht so ein Integrationsprozess bei einem Unternehmen aus, das geografisch weit entfernt vom Stammsitz liegt?

Weissenbacher: Bei früheren Akquisitionen haben wir häufiger den Fehler gemacht, dem Unternehmen unsere Prozesse überzustülpen. Bei Affinia haben wir ganz bewusst eine andere Integrationsstrategie definiert. Im Vorfeld haben wir unsere eigene Organisation auf eine so große Akquisition vorbereitet: Die Führungsebene unterhalb der Geschäftsführung wurde gestärkt, die Gruppe neu strukturiert. Damit war es möglich, dass sich einer der Geschäftsführer zu 100 Prozent auf die Integration konzentrieren konnte. Am wichtigsten war aber die Entscheidung, was wir integrieren und was nicht. Affinia war ein sehr erfolgreiches Unternehmen, und wir wollten, dass das so bleibt. Deshalb haben wir lediglich einzelne Bereiche wie Finanzen und Einkauf integriert.

In Ihrem Geschäftsbericht betonen Sie den harten Wettbewerb. Welchen Druck spüren Sie bei Ihren M&A-Aktivitäten?

Weissenbacher: Ich bin davon überzeugt, dass wir in gewissem Maße zum Wachstum verdammt sind. Nur mit einer gewissen Größenordnung sind wir in der Lage, die künftigen Herausforderungen zu managen. Trotzdem ist es bei jeder Akquisition wichtig, dass sie zur Strategie des Unternehmens passt.

Fischer: Wir sind in den vergangenen 30 Jahren immer zwischen acht und zehn Prozent gewachsen. Unser Markt ist aber bis heute sehr fragmentiert. Wir sind mit einem Marktanteil von circa fünf Prozent Weltmarktführer. Die Konsolidierung wird also kommen. Wir müssen  selbst zukaufen, bevor große Gebilde entstehen, die uns das Leben richtig schwer machen.

Gibt es bereits Anfragen von Unternehmen, die Mann + Hummel übernehmen wollen?

Fischer: Permanent. Von Automobilzulieferern über Filtrationshersteller bis hin zu den diversen Großinvestoren dieser Welt sind alle dabei.

Der M&A-Markt läuft gerade auf Hochtouren, entsprechend schrauben sich die Multiples in die Höhe. Wie sieht denn ein guter Spagat aus zwischen günstiger Finanzierung und einem vernünftigen Kaufpreis?

Weissenbacher: Dabei geht es wirklich um die strategische Entscheidung. Die Targets müssen vom Geschäftsmodell, dem Produktportfolio und der Kultur zu uns passen. Da gehen wir recht systematisch vor. Bei der Finanzierung wissen wir ganz genau, wo unsere Grenzen liegen.

Fischer: Wir sind durchaus auch in der Lage, Dinge abzulehnen. Der operativ Verantwortliche kriegt oft Leuchten in den Augen, ein Objekt zu erwerben. Da kommt dann die Vernunft von Frau Weissenbacher als CFO ins Spiel, die die Multiples und die strategischen Vorteile gegeneinander abwägt.

Gibt es für Sie aktuell ein absolutes Maximum bei den Multiples, dass Sie sagen, bei neun oder zehn sind wir nicht mehr dabei?

Weissenbacher: Also dafür würden wir noch gerne Unternehmen akquirieren. Die aktuellen Multiples sind schon höher. Allgemein gibt es bei uns kein Maximum, das hängt davon ab, welches Potenzial das Target für uns bringt: Ist das ein Nukleus oder können wir das Unternehmen nicht mehr wirklich weiterentwickeln.

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