„Wir setzten stark auf den eigenen Cashflow“

Die Hirschvogel Automotive Group hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Milliardenkonzern entwickelt. Der CFO der Gruppe Dr. Alfons Hätscher erklärt, welche Faktoren dafür ausschlaggebend waren und warum sich Wachstum konsolidieren wird. 

Seit 2013 sind Sie für die Finanzierung am Kapitalmarkt aktiv und haben über Schuldscheine 100 Mio. Euro eingesammelt. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Der Schuldschein hat sich für uns als Finanzierungsinstrument bewährt. Wir haben seitdem weitere Tranchen aufgelegt und planen, Schuldscheine auch in Zukunft einzusetzen. Einen großen Vorteil sehen wir in den vergleichsweise langen Laufzeiten, bei uns sind es sieben bis zehn Jahre. Außerdem sind uns die Investoren bekannt. Auch die deutsche Dokumentation und deutsches Recht kommen uns entgegen, weil es das Handling vereinfacht. Den anonymen Kapitalmarkt wollen wir nicht angehen.

Ist der Aktienmarkt als Quelle für Eigenkapital eine Option?

Nein, das schließen wir beziehungsweise die Gesellschafterfamilien kategorisch aus. Unsere Eigenkapitalquote wollen wir stabil halten, deshalb setzen wir bei unserem Wachstum und unseren Investitionen stark auf den eigenen Free Cashflow.

In Ihrer Branche heißt Investieren oft, Maschinen anzuschaffen. Im Umkehrschluss brauchen Sie nicht ein einzelnes Projekt, sondern mehrere, damit sich der finanzielle Aufwand lohnt.

Richtig. Hintergrund ist, dass wir für neue Projekte, die unsere Fertigungskapazitäten übersteigen, quasi gezwungen sind, zu investieren. Wenn wir also neue Maschinen anschaffen, gehen wir natürlich auch das Risiko ein, die neuen Kapazitäten langfristig zu füllen. Normalerweise lastet man mit einem einzelnen Projekt die Jahreskapazität eines Umformaggregats nur zu einem geringen Prozentsatz aus.

Könnten Sie das Risiko nicht minimieren, indem Sie die Maschinen erst mal leasen?

Nein, Leasing spielt bei Investitionen in Maschinenkapazitäten keine Rolle. Ein Kauf rechnet sich einfach besser. Bei der Entscheidung für einen Auftrag ist ja das Kriterium, dass wir die neuen Maschinen sehr lange benutzen werden.

Wie verteilt sich generell bei Ihnen das Investitionsbudget zwischen Maschinen, Immobilien, neuen Technologien und Forschung & Entwicklung?

Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel investiert, um neue Standorte zu gründen und vorhandene auszubauen. Für die Immobilien, also Werksgebäude und Produktionshallen, fielen hier um die 30 Prozent unserer Investitionen an. Den überwiegenden Teil, rund 70 Prozent, investieren wir in maschinelle Anlagen und den Ausbau unserer IT-Infrastruktur. Dazu zählen auch Themen wie Digitalisierung und Industrie 4.0.

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