„Als Frau führt man anders, als wir es gewohnt sind“

Carolin Kutzera ist seit wenigen Monaten Co-Geschäftsführerin beim Polstermöbelhersteller Bretz. Im Interview spricht sie über die NextGen und ihre Vorbildfunktion als weibliche Führungskraft. Außerdem  erklärt sie, wie sie den Ruf der Marke, Regeln kreativ zu brechen, weiter mit Leben füllen will.

Drei Generationen Familie Bretz (v.l.n.r.): Norbert, Karl-Fritz (†) und Erika Bretz, Meike Steinberg, Harmut Bretz, Carolin Kutzera.
Drei Generationen Familie Bretz (v.l.n.r.): Norbert, Karl-Fritz (†) und Erika Bretz, Meike Steinberg, Harmut Bretz, Carolin Kutzera.

Wie wollen Sie weiter wachsen?

Ein Hebel ist unsere Vertriebsstrategie, indem wir mehr auf den Faktor Erlebnis setzen. Daneben wollen wir den Export steigern und im Ausland die Partnerschaften stärken, vor allem an bestehenden Standorten, wo wir bereits präsent sind. Als zweiten Schritt haben wir den asiatischen Markt und die USA im Auge. Voraussetzung für die Expansion ist für mich, dass wir weiter in unsere Marke investieren, das ist einfach unser Steckenpferd.

Können Sie sich auch vorstellen, andere Gesellschafter an Bord zu nehmen, um global zu wachsen?

Nein, wir wollen das aus Eigenmitteln finanzieren, am besten aus dem Cashflow.

Im Mai vergangenen Jahres ist Ihr Großvater Karl-Fritz Bretz gestorben, der das Unternehmen lange geleitet hatte. Wo fehlt er Ihnen heute als Berater?

Er kannte eigentlich alle Probleme, die wir in den vergangenen Jahren durchmachen mussten. Persönlich hat er mir sehr geholfen, als ich mich vom Design in Richtung Sales orientiert habe. Bei meinem ersten großen Kunden hatte ich ordentlich Bammel, da hat er mir gesagt: Du kannst eigentlich nur etwas dazugewinnen und hast nichts zu verlieren. Dieser Optimismus, auch wenn es Risiken gibt, hat mich und das Unternehmen geprägt.


Zum Unternehmen

Der Polstermöbelhersteller Bretz wurde 1895 von Johann Bretz in Gensingen nahe Mainz gegründet. In seiner Unternehmensgeschichte musste Bretz zwei Mal neu anfangen. Die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstörten das Firmenareal vollständig. 1986 musste die Firma Insolvenz anmelden. Die beiden Brüder Norbert und Hartmut folgten daraufhin dem Wunsch ihres Vaters Karl-Fritz und stiegen ins Unternehmen ein. Heute macht Bretz circa 12 Mio. Euro Umsatz und versteht sich als Qualitätsführer und Querdenker in der Möbelbranche. Am Hauptsitz in Gensingen werden alle Möbel größtenteils handwerklich gefertigt, der Vertrieb erfolgt in Deutschland über 14 eigene Läden und hochwertige Einrichtungshäuser. Im Unternehmen arbeiten rund 90 Mitarbeiter.

www.bretz.de

Zur Person

Carolin Kutzera ist in fünfter Generation Geschäftsführerin von Bretz und arbeitet seit 2009 im Familienunternehmen, erst als Creative Manager, dann als Creative Director. Ihr Design Ohlinda ist mittlerweile Topseller im Sortiment. Zwischen 2005 und 2008 hat sie in Mailand, später in Paris, eine Hochschulausbildung in Fashion Design und Innovation Management absolviert. Danach arbeitete sie für ein Jahr in London bei einem Modelabel. Zwischen 2016 und 2018 hat sie einen Master of Business Administration an der Mannheim Business School und in Paris abgeschlossen. Seit Oktober 2018 bildet sie zusammen mit ihrem Onkel Norbert die Geschäftsführung bei Bretz.

 

 

 

 

 

Autorenprofil

Als Redakteur bei der Unternehmeredition leitet Volker Haaß die Online-Aktivitäten sowie die Sonderpublikationen der Plattform. Dazu gehört unter anderem die FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie.

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