„Als Frau führt man anders, als wir es gewohnt sind“

Carolin Kutzera ist seit wenigen Monaten Co-Geschäftsführerin beim Polstermöbelhersteller Bretz. Im Interview spricht sie über die NextGen und ihre Vorbildfunktion als weibliche Führungskraft. Außerdem  erklärt sie, wie sie den Ruf der Marke, Regeln kreativ zu brechen, weiter mit Leben füllen will.

Neben der Reiselust wird die sogenannte NextGen noch mit anderen Eigenschaften charakterisiert: Sie ist im Digitalen zuhause, glaubt weniger an Hierarchien und sieht sich oft als disruptiver Vorantreiber. Wie viel NextGen steckt in Ihnen?

Ich würde mich auf jeden Fall als nahbar beschreiben. Mich interessiert der offene Austausch, ich habe auch keine Angst vor anderen Meinungen. Zum Thema Digitalisierung: Ich arbeite in einem Unternehmen, das sehr physisch ausgerichtet ist. Ich glaube, das wird immer einen Gegentrend zur Digitalisierung bilden. Uns geht es darum, die analoge und die digitale Welt miteinander zu verschmelzen, indem wir etwa unsere Markengeschichte noch besser erzählen. Ich bin aber insgesamt stolz darauf, wo wir stehen. Deshalb möchte ich eher Evolution und Revolution kombinieren.

Sie sind nicht nur NextGen, sondern auch eine Frau in der Geschäftsführung. Welchen Stellenwert hat das für Sie als mögliches Vorbild für andere Unternehmertöchter?

Ich habe am Anfang den Fokus darauf abgelehnt, so etwas wie die Quote mochte ich nicht. Mittlerweile bin ich aber stolz darauf, in der Möbelbranche eine der wenigen Frauen in Führungspositionen zu sein. Als Frau führt man eben anders, als wir es gewohnt sind. Ich möchte mit meinen Erfahrungen anderen Frauen helfen, zum Beispiel bei Network-Veranstaltungen.

Brand Store von Bretz in Düsseldorf: Der typische Kunde hat kein verrücktes Äußeres, folgt aber gerne seinem eigenen Stil.
Brand Store von Bretz in Düsseldorf: Der typische Kunde hat kein verrücktes Äußeres, folgt aber gerne seinem eigenen Stil.

Sie haben gerade den offenen Austausch im Unternehmen angesprochen. Ihr Vater und Onkel galten als kreative Streithähne. Wird sich das unter Ihnen beruhigen oder entspricht das auch Ihrem Naturell?

Ich habe mich in den vergangenen zehn Jahren schon immer mal wieder in die Streits eingeklinkt. Ich schätze es, wenn man nicht zu allem Ja und Amen sagt, sondern emotional und positiv streitet. Damit kann ich mich auf jeden Fall identifizieren. Ich diskutiere die Dinge gerne aus und mag den Konkurrenzkampf beziehungsweise das Spiel, das die Dinge vorantreibt. Als Frau bin ich vielleicht nicht so laut, aber umso konsequenter, die Dinge durchzufechten.

Braucht man diese Durchsetzungsfähigkeit, um sich die Anerkennung zu erarbeiten? Ihr Onkel, mit dem Sie jetzt in der Geschäftsführung sind, kennt Sie noch als kleines Kind, viele Mitarbeiter vermutlich auch.

Ja, man muss das, was man sagt, auch umsetzen. Man muss sich seine Erfolge erarbeiten oder dranbleiben, wenn mal etwas nicht so klappt wie erhofft. Gleichzeitig war mir wichtig, für die Mitarbeiter ein offenes Ohr zu haben und den Teamspirit zu fördern.

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