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Endlich: Hinweisgeberschutzgesetz verabschiedet

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Mit über einem Jahr Verspätung hat der Ge­setz­ge­ber nun end­lich die sogenannte Whist­leb­lo­wer-Richt­li­nie in deut­sches Recht um­ge­setzt. In Kraft tre­ten wird das Ge­setz einen Mo­nat nach Verkündung − also al­ler Vor­aus­sicht nach noch im Juni 2023. Bußgelder für die Nicht­einführung ei­nes Sys­tems wer­den ab sechs Mo­na­ten nach der Verkündung verhängt.

Nach­dem das Bun­des­ka­bi­nett zunächst am 27. Juli 2022 den Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes für einen bes­se­ren Schutz hin­weis­ge­ben­der Per­so­nen be­schlos­sen und in das Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren ein­ge­bracht hatte, ver­ab­schie­dete der Bun­des­tag dar­auf­hin am 16. Dezember 2022 das Hin­weis­ge­ber­schutz­ge­setz mit den Emp­feh­lun­gen des Rechts­aus­schus­ses. Am 10. Februar 2023 legte je­doch der Bun­des­rat sein Veto da­ge­gen ein.

Auch der zweite Ver­such schei­terte. Nach großer Kri­tik ge­gen die Auf­tei­lung des Ge­set­zes in einen zu­stim­mungs­bedürf­ti­gen und einen nicht-zu­stim­mungs­bedürf­ti­gen Teil wur­den die Entwürfe kurz­fris­tig von der Ta­ges­ord­nung des Bun­des­ta­ges am 30. März 2023 ge­nom­men. Der da­nach an­ge­ru­fene Ver­mitt­lungs­aus­schuss konnte sich nun­mehr auf eine Be­schluss­emp­feh­lung ei­ni­gen und legte diese am 11. Mai 2023 dem Bun­des­tag vor. Nach der Ver­ab­schie­dung im Bun­des­tag stimmte der Bun­des­rat am 12. Mai 2023 dem Ge­setz­ent­wurf nun eben­falls zu. Da das Ge­setz be­reits einen Mo­nat nach Verkündung in Kraft tritt, be­steht nun­mehr aku­ter Hand­lungs­be­darf für die Un­ter­neh­men.

Ab wann muss ein Hinweisgebersystem implementiert sein?

Nach den EU-recht­li­chen Vor­ga­ben hätte die Richt­li­nie (EU) 2019/1937 („Whist­leb­lo­wer-Richt­li­nie“) be­reits bis zum 17. Dezember 2021 in deut­sches Recht um­ge­setzt wer­den müssen. Die verspätete Um­set­zung konnte teil­weise zur un­mit­tel­ba­ren An­wen­dung der EU-Richt­li­nie führen. Dies galt ins­be­son­dere für Un­ter­neh­men aus dem öff­ent­li­chen Sek­tor. Hier müss­ten des­halb be­reits ent­spre­chende Hin­weis­ge­ber­sys­teme im­ple­men­tiert sein.

Pri­vate Un­ter­neh­men konn­ten da­ge­gen die Um­set­zung der Richt­li­nie in deut­sches Recht ab­war­ten − nun be­steht al­ler­dings drin­gen­der Hand­lungs­be­darf! Die Pflicht zur Einführung ei­nes ent­spre­chen­den Hin­weis­ge­ber­sys­tems be­steht für Un­ter­neh­men mit mehr als 249 Mit­ar­bei­tern be­reits einen Mo­nat nach der Ge­set­zes­verkündung.

Le­dig­lich Ar­beit­ge­ber mit in der Re­gel 50 bis 249 Be­schäftig­ten müssen ein ent­spre­chen­des Hin­weis­ge­ber­sys­tem erst zum 17. Dezember 2023 im­ple­men­tie­ren, § 42 HinSchG.

Welche Unternehmen sind betroffen?

Die Pflicht zur Im­ple­men­tie­rung ei­nes Hin­weis­ge­ber­sys­tems trifft grundsätz­li­che alle pri­vat­recht­li­chen und öff­ent­lich-recht­li­chen Un­ter­neh­men mit je­weils in der Re­gel min­des­tens 50 Be­schäftig­ten. In § 12 Abs. 3 HinSchG wird die Pflicht für be­stimmte Un­ter­neh­men un­abhängig von ih­rer Be­schäftig­ten­zahl an­ge­ord­net. Er­leich­te­run­gen be­ste­hen hier­bei grundsätz­lich nur für mit­tel­große Un­ter­neh­men mit ei­ner Be­schäftig­ten­zahl von 50 bis 249 Mit­ar­bei­tern. Nach § 14 Abs. 2 HinSchG können diese Un­ter­neh­men für die Ent­ge­gen­nahme von Mel­dun­gen und für die wei­te­ren nach die­sem Ge­setz vor­ge­se­he­nen Maßnah­men eine ge­mein­same Stelle ein­rich­ten und be­trei­ben. Sie blei­ben aber wei­ter­hin ver­pflich­tet, den Ver­stoß ab­zu­stel­len und dem Hin­weis­ge­ber Rück­mel­dung zu er­tei­len. Für kon­zern­an­gehörige Ge­sell­schaf­ten ist in­so­weit eine Er­leich­te­rung vor­ge­se­hen, als dass auch bei ei­ner an­de­ren Kon­zern­ge­sell­schaft eine un­abhängige und ver­trau­li­che Stelle als „Drit­ter“ ein­ge­rich­tet wer­den kann, die auch für meh­rere selbstständige Un­ter­neh­men in dem Kon­zern tätig sein kann. In­terne Mel­dun­gen müssen so­dann auch in der im je­wei­li­gen be­auf­tra­gen­den Toch­ter­un­ter­neh­men vor­herr­schen­den Ar­beits­spra­che möglich sein. Durch die Be­auf­tra­gung ei­ner zen­tra­len Mel­de­stelle bei ei­ner Kon­zern­ge­sell­schaft dürfen keine zusätz­li­chen Hürden für hin­weis­ge­bende Per­so­nen auf­ge­baut wer­den.

So­weit der Bund oder ein Land Be­schäfti­gungs­ge­ber ist, können die obers­ten Bun­des- oder Lan­des­behörden Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten in Form von ein­zel­nen oder meh­re­ren Behörden, Ver­wal­tungs­stel­len, Be­trie­ben oder Ge­rich­ten be­stim­men, die in­terne Mel­de­stel­len ein­zu­rich­ten und zu be­trei­ben ha­ben. Für Ge­mein­den und Ge­mein­de­verbände und sol­che Be­schäfti­gungs­ge­ber, die im Ei­gen­tum oder un­ter der Kon­trolle von Ge­mein­den und Ge­mein­de­verbänden ste­hen, rich­tet sich die Pflicht nach dem je­wei­li­gen Lan­des­recht. In­so­weit kann im je­wei­li­gen Lan­des­recht auch vor­ge­se­hen wer­den, dass Ge­mein­den und Ge­mein­de­verbände mit we­ni­ger als 10.000 Ein­woh­nern von der Pflicht zur Ein­rich­tung in­ter­ner Mel­de­stel­len aus­ge­nom­men wer­den. Für diese ist be­reits jetzt von ei­ner un­mit­tel­ba­ren Gel­tung der EU-Richt­li­nie aus­zu­ge­hen.

Welche Arten von Hinweisgebersystemen sind möglich?

Für die hin­weis­ge­ben­den Per­so­nen be­ste­hen grundsätz­lich zwei gleich­wer­tig ne­ben­ein­an­der­ste­hende Mel­de­wege. Hier­bei han­delt es sich zum einen um in­terne und zum an­de­ren um ex­terne Mel­de­kanäle, § 7 HinSchG. Da­bei sollte die hin­weis­ge­bende Per­son je­doch nach § 7 Abs. 1 S. 2 HinSchG in den Fällen, in de­nen in­tern wirk­sam ge­gen den Ver­stoß vor­ge­gan­gen wer­den kann und sie keine Re­pres­sa­lien befürch­tet, die Mel­dung an eine in­terne Mel­de­stelle be­vor­zu­gen.

Interne Meldekanäle

Bei der ge­nauen Aus­ge­stal­tung des in­ter­nen Mel­de­ka­nals be­steht Ge­stal­tungs­spiel­raum, §§ 12 ff. HinSchG. Die in­terne Mel­de­stelle kann ein­ge­rich­tet wer­den, in­dem eine bei dem je­wei­li­gen Be­schäfti­gungs­ge­ber be­schäftigte Per­son, eine aus meh­re­ren be­schäftig­ten Per­so­nen be­ste­hende Ar­beits­ein­heit oder ein Drit­ter mit den Auf­ga­ben der in­ter­nen Mel­de­stelle be­traut wird. Da­mit kann ins­be­son­dere auch ein Rechts­an­walt als ex­terne Om­buds­per­son mit den Auf­ga­ben der in­ter­nen Mel­de­stelle be­auf­tragt wer­den. In je­dem Fall benötigt die be­tref­fende Per­son hin­rei­chende Kom­pe­ten­zen, um die not­wen­dige recht­li­che Be­wer­tung der Mel­dun­gen vor­neh­men zu können.

Zu den Auf­ga­ben der in­ter­nen Mel­de­stelle gehört das Be­trei­ben der Mel­de­kanäle, die Durchführung des Ver­fah­rens nach § 17 HinSchG so­wie das Er­grei­fen von an­ge­mes­se­nen Fol­gemaßnah­men.

Die Mel­de­wege müssen so aus­ge­stal­tet sein, dass die Hin­weise in schrift­li­cher oder münd­li­cher Form er­fol­gen können.

Eine im letz­ten Ent­wurf vor­ge­se­hene Ver­pflich­tung zur Ein­rich­tung von Mel­de­stel­len, die auch eine an­onyme Mel­dung ermögli­chen, be­steht nach dem nun­mehr ver­ab­schie­de­ten Ge­setz nicht mehr. § 16 Abs. 1 S. 4 HinSchG sieht „le­dig­lich“ vor, dass die in­terne Mel­de­stelle auch an­onym ein­ge­hende Mel­dun­gen be­ar­bei­ten sollte. Den Un­ter­neh­men steht al­ler­dings frei, die an­onyme Kon­takt­auf­nahme so­wie die an­onyme Kom­mu­ni­ka­tion zwi­schen hin­weis­ge­ben­der Per­son und in­ter­ner Mel­de­stelle zu ermögli­chen. Dies gilt ins­be­son­dere auch für die­je­ni­gen, die be­reits sol­che Kanäle ein­ge­rich­tet ha­ben.

Geht eine Whist­leb­lo­wer-Mel­dung im Un­ter­neh­men ein, ist die Ver­trau­lich­keit der Iden­tität des Hin­weis­ge­bers, der Per­so­nen, die Ge­gen­stand der Mel­dung sind und sons­ti­ger in der Mel­dung ge­nann­ten Per­so­nen, zu wah­ren, § 8 HinSchG. Aus­nah­men von die­sem Ver­trau­lich­keits­ge­bot sind nur in sehr eng be­grenz­ten Fällen vor­ge­se­hen, vgl. § 9 HinSchG.

Als Hin­weis­ge­ber­sys­tem bie­tet sich vor dem Hin­ter­grund der ge­setz­li­chen Vor­ga­ben in ers­ter Li­nie die Ein­rich­tung ei­ner elek­tro­ni­schen Mel­demöglich­keit an. Außer­dem muss nach § 16 Abs. 3 HinSchG auf Wunsch des Hin­weis­ge­bers auch eine phy­si­sche Zu­sam­men­kunft in­ner­halb ei­nes an­ge­mes­se­nen Zeit­rah­mens ermöglicht wer­den. Die Möglich­keit für hin­weis­ge­bende Per­so­nen ein persönli­ches Ge­spräch zu führen, hat ins­be­son­dere bei der Be­trau­ung ei­nes Drit­ten mit den Auf­ga­ben ei­ner in­ter­nen Mel­de­stelle eine her­aus­ra­gende Be­deu­tung. Mit Ein­wil­li­gung der hin­weis­ge­ben­den Per­son kann die Zu­sam­men­kunft je­doch auch im Wege der Bild- und Tonüber­tra­gung er­fol­gen (§ 16 Abs. 3 HinSchG).

Der in­terne Mel­de­ka­nal muss zu­min­dest den Be­schäftig­ten und Leih­ar­beit­neh­mern des Un­ter­neh­mens of­fen­ste­hen. Frei­wil­lig kann das Hin­weis­ge­ber­sys­tem auch sol­chen Per­so­nen zugäng­lich ge­macht wer­den, die im Rah­men ih­rer be­ruf­li­chen Tätig­keit mit dem je­wei­li­gen Un­ter­neh­men in Kon­takt ste­hen. Hier­bei han­delt es sich etwa um Or­gan­mit­glie­der und Ak­tionäre des Un­ter­neh­mens, Be­wer­ber, Selbstständige bzw. ehe­ma­lige Ar­beit­neh­mer.

Externe Meldekanäle

Ne­ben der Eta­blie­rung ei­nes in­ter­nen Mel­de­sys­tems müssen die Un­ter­neh­men ih­ren Mit­ar­bei­tern als po­ten­zi­el­len Hin­weis­ge­bern aber auch verständ­li­che und leicht zugäng­li­che In­for­ma­tio­nen über die Möglich­kei­ten ex­ter­ner Mel­dun­gen an be­stimmte Behörden er­tei­len. Auch für die ex­ter­nen Mel­de­stel­len gilt, dass sie an­onyme Mel­dun­gen be­ar­bei­ten sol­len, je­doch kei­nen ent­spre­chen­den Ka­nal hierfür ein­rich­ten müssen, § 27 Abs. 1 HinSchG. Zu­gleich sieht § 24 Abs. 2 HinSchG eine Auf­gabe der ex­ter­nen Mel­de­stel­len darin, ins­be­son­dere auch über die Möglich­keit ei­ner in­ter­nen Mel­dung zu in­for­mie­ren.

Der Hin­weis­ge­ber kann zwar grundsätz­lich ent­schei­den, ob er Verstöße un­ter­neh­mens­in­tern mel­det oder sich ex­tern an eine Behörde wen­det. Al­ler­dings sol­len die in­ter­nen Mel­de­stel­len, wie oben dar­ge­stellt, be­vor­zugt wer­den, § 7 Abs. 1 HinSchG. Nach § 7 Abs. 3 HinSchG sol­len Be­schäfti­gungs­ge­ber wei­ter­hin An­reize dafür schaf­fen, dass sich hin­weis­ge­bende Per­so­nen vor ei­ner Mel­dung an eine ex­terne Mel­de­stelle zunächst an die je­wei­lige in­terne Mel­de­stelle wen­den und für Be­schäftigte klare und leicht zugäng­li­che In­for­ma­tio­nen über die Nut­zung des in­ter­nen Mel­de­ver­fah­rens be­reit­stel­len. Zu­gleich sind sie nach § 13 Abs. 2 HinSchG ver­pflich­tet, über ex­terne Mel­de­ver­fah­ren zu in­for­mie­ren.

Welche Meldungen genießen Whistleblower-Schutz?

Das Hin­weis­ge­ber­schutz­ge­setz geht in sei­nem An­wen­dungs­be­reich über die Vor­ga­ben der EU-Richt­li­nie hin­aus. Da­nach sind Hin­weis­ge­ber bei der Mel­dung von Verstößen ge­schützt, die straf­be­wehrt oder (mit ei­ni­gen Ein­schränkun­gen) bußgeld­be­wehrt sind, § 2 Abs. 1 Nr. 1 und 2 HinSchG. Die Mel­dung muss In­for­ma­tio­nen über Verstöße bei dem Be­schäfti­gungs­ge­ber, bei dem die hin­weis­ge­bende Per­son tätig ist oder war, oder bei ei­ner an­de­ren Stelle, mit der die hin­weis­ge­bende Per­son auf­grund ih­rer be­ruf­li­chen Tätig­keit im Kon­takt steht oder stand, be­inhal­ten (vgl. § 3 Abs. 3 HinSchG).

Darüber hin­aus er­streckt sich der sach­li­che An­wen­dungs­be­reich auf sons­tige Verstöße ge­gen Rechts­vor­schrif­ten des Bun­des und der Länder so­wie un­mit­tel­bar gel­tende Rechts­akte der EU und der Eu­ropäischen Atom­ge­mein­schaft, § 2 Abs. 1 Nr. 3 bis 10, Abs. 2 HinSchG. Dar­un­ter fal­len u. a. ins­be­son­dere fol­gende Be­rei­che:

Der An­wen­dungs­be­reich des Hin­weis­ge­ber­schutz­ge­set­zes er­fasst des Wei­te­ren bei­spiels­weise auch Äußerun­gen von Be­am­tin­nen und Be­am­ten, die einen Ver­stoß ge­gen die Pflicht zur Ver­fas­sungs­treue dar­stel­len.

Whistleblower-Meldung – und dann?

Dem Hin­weis­ge­ber muss der Ein­gang der Mel­dung in­ner­halb von sie­ben Ta­gen bestätigt wer­den. Der ein­ge­gan­gene Hin­weis wird so­dann durch die in­terne Mel­de­stelle geprüft. An­schließend müssen an­ge­mes­sene Fol­gemaßnah­men nach § 18 HinSchG er­grif­fen wer­den. Bei­spiel­weise kann das Ver­fah­ren zwecks wei­te­rer Un­ter­su­chun­gen auch an eine bei dem Un­ter­neh­men für in­terne Er­mitt­lun­gen zuständige Ar­beits­ein­heit ab­ge­ge­ben wer­den, § 18 Nr. 4 HinSchG. Zu­dem wird in den Erläute­run­gen kla­rge­stellt, dass zur Durchführung in­ter­ner Un­ter­su­chun­gen − un­ter Wah­rung der Ver­trau­lich­keit − auch In­for­ma­tio­nen an Ar­beits­ein­hei­ten bei dem Un­ter­neh­men wei­ter­ge­ge­ben wer­den können.

Die in­terne Mel­de­stelle muss der hin­weis­ge­ben­den Per­son in­ner­halb von drei Mo­na­ten nach Bestäti­gung des Ein­gangs der Mel­dung eine Rück­mel­dung er­tei­len. Die Rück­mel­dung um­fasst die Mit­tei­lung ge­plan­ter so­wie be­reits er­grif­fe­ner Fol­gemaßnah­men so­wie die Gründe für diese.

Die ein­ge­hen­den Mel­dun­gen sind zu do­ku­men­tie­ren, § 11 HinSchG. Ggf. sollte dem Hin­weis­ge­ber die Do­ku­men­ta­tion zum Zwecke der Ve­ri­fi­zie­rung vor­ge­legt wer­den.

In­wie­weit Be­schäfti­gungs­ge­ber An­reize schaf­fen sol­len, zunächst in­terne Mel­de­ver­fah­ren zu nut­zen, gibt das Ge­setz nicht vor. Da die hin­weis­ge­bende Per­son die in­ter­nen Mel­de­wege be­vor­zu­gen soll, wenn keine Re­pres­sa­lien zu befürch­ten sind und zu er­war­ten ist, dass wirk­sam ge­gen den Ver­stoß vor­ge­gan­gen wird, kann dies als ausdrück­li­cher Ap­pell des Ge­setz­ge­bers für ent­spre­chende pro­fes­sio­nelle in­terne Struk­tu­ren ge­se­hen wer­den. Nur wenn Hin­weis­ge­ber dar­auf ver­trauen können, dass Un­ter­neh­men Hin­weise ernst neh­men, ih­nen sorgfältig nach­ge­hen und Straf­ta­ten bzw. Un­re­gelmäßig­kei­ten aufklären so­wie an­ge­mes­sen sank­tio­nie­ren, wer­den sie diese in­ter­nen Mel­de­struk­tu­ren auch wie vor­ge­se­hen be­vor­zu­gen.

Schutzwirkung für den Hinweisgeber

Whist­leb­lo­wer ge­nießen nur dann recht­li­chen Schutz, wenn ein be­rech­tig­ter Grund zu der An­nahme be­stand, dass die ge­mel­de­ten In­for­ma­tio­nen über Verstöße zum Zeit­punkt der Mel­dung der Wahr­heit ent­spra­chen, in den An­wen­dungs­be­reich des Ge­set­zes fie­len und sie diese über die vor­ge­ge­benen in­ter­nen oder ex­ter­nen Mel­de­kanäle ab­ge­ge­ben ha­ben. Un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen ver­bie­tet das Ge­setz jede Form von Re­pres­sa­lien, Dis­kri­mi­nie­run­gen oder Be­nach­tei­li­gun­gen, § 33 ff. HinSchG. Die Hin­weis­ge­ber müssen bei ei­ner ord­nungs­gemäßen Mel­dung keine ar­beits­recht­li­chen Kon­se­quen­zen befürch­ten. Im Falle ei­nes ar­beits­recht­li­chen Pro­zes­ses ist eine Be­weis­last­um­kehr zu­guns­ten des Hin­weis­ge­bers vor­ge­se­hen, § 36 Abs. 2 HinSchG. Da­nach muss der Ar­beit­ge­ber be­wei­sen, dass kein Zu­sam­men­hang mit der Mel­dung des Hin­wei­ses durch den Ar­beit­neh­mer be­stand. Bei einem Ver­stoß ge­gen das Ver­bot von Re­pres­sa­lien be­steht ein Scha­dens­er­satz­an­spruch für Vermögens­schäden des Hin­weis­ge­bers.

Bei Verstößen sind Sank­tio­nie­run­gen mit emp­find­li­chen Geldbußen zwi­schen 10.000 und 50.000 EUR vor­ge­se­hen, § 40 HinSchG. Für die Nichtein­rich­tung ei­ner ent­spre­chen­den in­ter­nen Mel­de­stelle wer­den die Bußgelder erst mit ei­ner Überg­angs­frist von sechs Mo­na­ten und da­mit ab dem sechs­ten Mo­nat nach Verkündung verhängt. Die Bußgelder können so­wohl die Ver­ant­wort­li­chen als auch (über § 30 OWiG) die je­wei­li­gen Un­ter­neh­men be­tref­fen. Ach­tung, bei be­stimm­ten Verstößen kann sich das Bußgeld ge­gen das Un­ter­neh­men auch ver­zehn­fa­chen, § 40 Abs. 6 S. 2 HinSchG.

Fazit: Dringender Handlungsbedarf!

Nach einem lan­gen Hin und Her im Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren müssen die Un­ter­neh­men nun han­deln. Dies be­deu­tet: Vor al­lem größere Un­ter­neh­men (ab 249 Mit­ar­bei­tern) müssen um­ge­hend ein Hin­weis­ge­ber­sys­tem, das den An­for­de­run­gen des Hin­weis­ge­ber­schutz­ge­set­zes ent­spricht, im­ple­men­tie­ren, um ins­be­son­dere emp­find­li­che Geldbußen zu ver­hin­dern. Aber auch kleine Un­ter­neh­men müssen sich auf die Neu­re­ge­lun­gen ein­stel­len, da Hin­weis­ge­ber­sys­teme dort bis­her ganz re­gelmäßig nicht be­ste­hen und sie diese ge­setz­li­che Ver­pflich­tung be­reits Ende 2023 tref­fen wird. So­fern sol­che Sys­teme vor­han­den sind, erfüllen sie häufig zu­min­dest nicht die nun ver­ab­schie­de­ten ge­setz­li­chen Vor­ga­ben. In­so­fern ist es rat­sam, sich schnellstmöglich mit der Im­ple­men­tie­rung ei­nes sol­chen Sys­tems ein­schließlich der ge­setz­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen aus­ein­an­der zu set­zen und Per­so­nen mit den an­ste­hen­den Auf­ga­ben zu be­trauen.

Da­mit Mit­ar­bei­ter sich nicht an ex­terne Mel­de­stel­len wen­den, muss das Hin­weis­ge­ber­sys­tem trans­pa­rent aus­ge­stal­tet wer­den und die Mit­ar­bei­ter soll­ten über die Nut­zung des Hin­weis­ge­ber­sys­tems frühzei­tig und voll­umfäng­lich in­for­miert wer­den. Flan­kie­rend hierzu sollte eine un­ter­neh­mens­in­terne Hin­weis­ge­ber­richt­li­nie im­ple­men­tiert bzw. in einen Code of Con­duct ein­ge­bet­tet wer­den.

Da­mit auch für die tech­ni­sche Um­set­zung und die Um­set­zung sons­ti­ger recht­li­cher Rah­men­be­din­gun­gen, etwa mögli­che Mit­be­stim­mungs­rechte des Be­triebs­rats oder da­ten­schutz­recht­li­che An­for­de­run­gen, aus­rei­chend Zeit bleibt, sollte mit den Maßnah­men un­be­dingt spätes­tens jetzt be­gon­nen wer­den.

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