Ein Chamäleon aus Waldenburg

Doch die Stahl AG ist von der Börse überzeugt. „Der Bekanntheitsgrad steigt und das Unternehmen wird zu Disziplin in der Buchführung erzogen“, meint Hans-Volker Stahl. Bereits 1993 fand die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft statt. Die Familie war im Aufsichtsrat von vornherein in der Unterzahl, auch heute beschränkt sie sich auf drei Mitglieder. Ein Weg, den Hans-Volker Stahl gut findet. „Bei den meisten Familiengesellschaften ist der Einfluss der Familie sehr groß. Damit sinkt die Chance, Top-Manager für das Unternehmen zu finden, da sie immer befürchten müssen, dass ihnen jemand aus der Familie vorgesetzt wird.“ Das kann bei der Stahl AG nicht passieren, und das wisse jeder, der von außen kommt. Durch die Führung durch externe Manager haben sie auch kein Nachfolgeproblem.

Keine Überraschungen

Heute konzentriert sich die R. Stahl AG ganz auf den Explosionsschutz. Im Fokus des Wachstums steht die weitere Internationalisierung, vor allem in Asien und den USA. Als kleines Unternehmen kann sie es sich dabei leisten, auch ungewöhnliche Wege zu gehen: Als einer von wenigen expandierenden Mittelständlern entschied sie sich für eine Produktionsstätte in Indien, nicht in China. Die Angst vor Produktklau war einfach zu groß. Wettbewerbsnachteile sieht Hans-Volker Stahl dadurch nicht. „Es gibt viele Möglichkeiten, den chinesischen Markt zu bedienen, man muss dafür nicht direkt in China sein“, sagt er schmunzelnd. Wie wichtig die internationale Ausrichtung ist, sah die Firma während der Finanzkrise von 2009: Die hat sie ohne Kapitalerhöhungen überstanden, eben weil sie weltweit aufgestellt war. 2012 wurden 79% der Umsätze im Ausland erwirtschaftet.

Überhaupt musste die Firma bislang noch kein Kapital über die Börse aufnehmen. Eine Tatsache, auf die Hans-Volker Stahl Wert legt. Ihm geht es um Verlässlichkeit, auch für die Anleger. So kommt es, dass er auch beim Thema Nachfolge keine Überraschungen mag. Der Aufsichtsratsvorsitz soll in Familienhand bleiben, einen potenziellen Kandidaten hat er schon im Auge. Doch so etwas geht nicht von heute auf morgen. Der Funke muss erst noch überspringen.

wenzelis@goingpublic.de

 

Kurzprofil R. Stahl AG

Gründungsjahr: 1876
Branche: Explosionsschutz
Unternehmenssitz: Waldenburg (Baden-Württemberg)
Umsatz 2012: 291 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl 2012: 1.818 weltweit

www.stahl.de

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Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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