Dürr – Keine Kratzer im Lack

Natürlich gibt es in der über 20-jährigen Börsenhistorie der Schwaben nicht nur Glanzzeiten. Dies räumt auch Dieter ein, erklärt dennoch: „Wir haben den Schritt an den Kapitalmarkt nie bereut, weil wir auch nach dem IPO immer wieder erfolgreiche Finanzierungstransaktionen durchführen konnten. Natürlich gibt es hier und da Situationen, wo die quartalsorientierte Sichtweise am Kapitalmarkt nicht unbedingt zu unserem langfristigen Geschäft als Maschinen- und Anlagenbauer passt. Aber damit können wir gut leben, zumal unsere Analysten unser Geschäftsmodell verstehen. Die schwierigste Phase war sicherlich 2004/2005, als Dürr infolge von Akquisitionen mit hohen Schulden und Fremdkapitalkosten zu kämpfen hatte.“

Neue Heraufforderungen

Nachdem Heinz Dürr das Unternehmen auf internationalen Erfolgskurs geschickt hat, nimmt er eine neue Herausforderung an und versucht ab 1980, den maroden AEG-Konzern vor der Insolvenz zu retten. 1991 übernimmt Dürr dann den Chefposten bei der Bundesbahn, die er während seiner Amtszeit in ein privates Wirtschaftsunternehmen umwandelt. Dort blieb er bis 1997.

In der Zwischenzweit wächst auch der Konzern stetig weiter unter anderem durch verschiedene Akquisitionen: 1999 übernimmt Dürr die französische Alstom Automation, im Jahr 2000 folgt das Messtechnik-Unternehmen Schenk. Damit kann sich Dürr als Komplettanbieter für die Fahrzeugmontage etablieren und übernimmt im Bereich der Auswucht.- und Diagnosetechnik die Führungsposition.

Neuer Lack
Doch im Zuge der Einkaufstouren scheint es, als habe sich der der heutige MDAX-Konzern übernommen. Die Folge: 240 Mio. EUR Schulden, die auf dem Unternehmen lasten. 2003 müssen die Schwaben zum ersten Mal in der über 100-jährgien Firmengeschichte einen Verlust ausweisen. Die Lösung: Gesundschrumpfen und die Konzentration auf die Kernbereiche. Der Plan geht auf – Dürr zählt heute zu den führenden Anbietern von Produkten, Systemen und Dienstleitungen vorrangig für die Automobilfertigung weltweit und beschäftigt rund 7.300 Mitarbeiter. Im Jahr 2011 konnte der Umsatz um 52% auf 1,9 Mrd. EUR gesteigert werden. Das EBIT lag bei 106,5 Mio. EUR und überschritt damit zum ersten Mal die 100-Mio.-EUR-Grenze.

Fazit:
Das schwäbische Familienunternehmen ist ein gutes Beispiel für den soliden deutschen Mittelstand. Das familiäre Engagement tut dem Anlagenbauer gut. Den Kapitalmarkt hat sich Dürr zu Nutzen gemacht – und das mit Erfolg. Im Falle von Dürr passt der Börsenschuh – sowohl auf der Eigen- als auch auf Fremdkapitalseite.

Maximiliane Worch

Dürr AG – Geschäfts- und Kennzahlen

2011 2012e 2013e

Umsatz* 1922,0 2100,0 2200,0
Nettoergebnis* 64,3 77,0 81,0
EpS 3,72 4,45 4,68
KGV 16,1 13,4 12,8

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: Eigene Recherche, GoingPublic Research, Bankhaus Lampe

Autorenprofil

Maximiliane Worch ist seit 2010 Redakteurin beim GoingPublic Magazin. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Familienunternehmen & Börse, Life Sciences sowie Cleantech.

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