Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner insolvent

Nach einer aktuellen Studie steht in jedem zweiten Unternehmen im deutschen Baugewerbe in den kommenden zehn Jahren der Rückzug des Inhabers an.
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Der Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner hat beim Amtsgericht Düsseldorf einen Insolvenzantrag gestellt und Eigenverwaltung beantragt. Das Gericht hat diesem Antrag stattgegeben und den Rechtsanwalt Georg F. Kreplin von der Kanzlei KKN Rechtsanwälte zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Neben der Development Partner GmbH wurden – aus rechtlichen Gründen – auch für einige Projektgesellschaften Insolvenzanträge gestellt. Dies erfolgte laut vorläufigem Insolvenzverwalter unabhängig von der Aussicht auf Fortführung der Projekte. Begleitet wird die Unternehmensgruppe während der Restrukturierung durch die Wirtschaftskanzlei SGP Schneider Geiwitz. Die Sanierungsexperten von SGP Schneider Geiwitz Christian Plail und Arndt Geiwitz übernehmen in diesem Verfahren die Funktion der Generalbevollmächtigten. Die Kanzlei bleitet seit einigen Wochen bereits das Insolvenzverfahren der Düsseldorfer Centrum-Gruppe.

Projekte nicht von Insolvenz betroffen

Arndt Geiwitz, Foto: Schneider Geiwitz

Der Blick von Geiwitz in die Zukunft des Unternehmens ist positiv: „Development Partner hat in der Branche einen hervorragenden Ruf. Die Entwicklungsperspektiven der namhaften Projekte, wie etwa der IBM-Campus in Ehningen bei Stuttgart sowie das Vorhaben „Elements“ in Berlin, sind nach wie vor herausragend und von den Insolvenzanträgen nicht betroffen. Wir werden – unabhängig von Größe und Prestige – jedes Projekt prüfen und alle tragfähigen Projekte fortführen.“  Aufgrund der langen wie auch andauernden kritischen Marktentwicklung sind die Liquiditätsreserven aufgebraucht. Das Geschäftsmodell, Portfolio und Know-how von Development Partner sind nach Ansicht von Geiwitz nach wie vor zukunftsfähig.

Marktlage für Projektentwickler sehr schwierig

Christian Plail
Christian Plail, Foto: Schneider Geiwitz

„Starke Baukostensteigerungen, die hohen Zinsen und die enorme Zurückhaltung von Finanzierern bei der Vergabe von Darlehen treffen auf gesunkene Bewertungen von Objekten aufgrund der Marktlage. Zudem ist die Nachfrage bei potenziellen Käufern nahezu in allen Projektbereichen zum Erliegen gekommen. Auch ist das kundenseitige Investmentverhalten weniger stark ausgeprägt als noch in der Vergangenheit – in Einzelfällen ziehen Investoren ihre Anteile aus Immobilien zurück und schwenken aufgrund der veränderten Zins-Lage teils auf andere Anlagemöglichkeiten um. Diese Faktoren setzen der gesamten Branche wie auch Development Partner massiv zu“, fügt Plail an. Daher sei es notwendig, jetzt eine umfassende Restrukturierung einzuleiten, um für die Projekte wie auch das Unternehmen eine höchstmögliche Erfolgschance zu haben.

Spitze des Eisbergs?

Sebastian H. Lohmer

Die aktuelle Marktentwicklung wird auch auf absehbare Zeit weiter herausfordernd bleiben. Aktuell verzeichnet Deutschland den niedrigsten Gesamt-Investment-Umsatz seit Jahren. Sebastian H. Lohmer, Fondsexperte und Berater institutioneller Investoren, geht davon aus, dass zahlreiche Projektentwickler heute auf einem viel zu großen Grundstücksbestand sitzen, der unter den aktuellen Marktbedingungen nicht mehr weiterentwickelt werden kann: „Diese Situation führt dann – ohne weitere Einnahmen – in absehbarer Zeit zu Liquiditätsengpässen und im schlimmsten Fall zur Insolvenz, und insofern sehen wir gerade erst die Spitze des Eisberges. Die für die Grundstücke erzielbaren Preise werden um einiges niedriger sein, sofern sich dafür überhaupt Käufer finden lassen. Den Schaden tragen die Entwickler und ins besonders deren Finanzierer.“

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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