Doch keine Krise in Deutschland?

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Gute Nachrichten kommen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Nach fünf Rückgängen in Folge bekommt das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland im Oktober wieder die Kurve. Es steigt erstmalig wieder – bleibt aber im negativen Stimmungsbereich. Sowohl eine verbesserte Lagebeurteilung als auch etwas weniger pessimistische Erwartungen hätten den Ausschlag für diese Entwicklung des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers gegeben. Die Erwartungen der Unternehmen seien etwas weniger pessimistisch und auch Lageurteile hätten sich insgesamt verbessert. Unter den Hauptwirtschaftsbereichen der mittelständischen Wirtschaft zeige sich auch im Oktober ein differenziertes Bild. Während im Großhandel und im Bauhauptgewerbe das Geschäftsklima erneut sinkt, steigt es im verarbeitenden Ge- werbe, im Einzelhandel und unter den Dienstleistungsunternehmen. In den letzten Monaten hätten sich die Beschäftigungs- und Absatzpreiserwartungen in den KMU und den Großunternehmen praktisch synchron nach unten bewegt. Im Oktober divergiere die Entwicklung nun etwas: Während die Beschäftigungserwartungen der Großunternehmen weiter fallen, bewegen sich die der KMU geringfügig nach oben. Die Absatzpreiserwartungen seien ebenfalls nur im Mittelstand etwas angestiegen. Es sei insgesamt aber mit einem nachlassenden Inflationsdruck zu rechnen.

Privater Konsum läuft weiter

Mit dem Anstieg des mittelständischen Geschäftsklimas verfestigt sich nach Ansicht der Experten das Bild, dass der konjunkturelle Talboden endlich durchschritten werde. Noch seien es aber vor allem die Erwartungen, die sich erholen. Ob nach der minimalen Schrumpfung im Sommerquartal schon im laufenden Herbstquartal wieder ein Wachstum anstehe, bleibe daher ungewiss. Berechtigte Konjunkturhoffnungen für das kommende Jahr beruhten aber auf dem privaten Konsum, denn die wieder steigenden Reallöhne würden die größte Verwendungskomponente des Bruttoinlandsprodukts früher oder später anschieben. Weil eine ähnliche Entwicklung auch bei den meisten europäischen Handelspartnern zu erwarten sei, seien auch die Voraussetzungen für eine wieder anziehende Auslands- und Industriegüternach-frage gegeben.

Schlechte Noten für Wirtschaftspolitik

Wirtschaftsexperten sehen eine deutlich verschlechterte wirtschaftspolitische Lage in Deutschland, Österreich und der Schweiz gegenüber dem Vorquartal. Dies zeigt der Economic Experts Survey (EES), eine globale vierteljährliche Umfrage des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. Sie bewerteten die Wirtschaftspolitik in Deutschland und Österreich mit jeweils minus 16 Punkten und in der Schweiz mit minus 8 Punkten, auf einer Skala von minus 100 bis plus 100. Diese Bewertungen weichen vom weltweiten Durchschnitt von plus 0,5 Punkten ab. „In Deutschland kritisieren die Experten, dass die Wirtschaftspolitik planlos erscheint und zu wenig auf Marktmechanismen setzt“, erklärt ifo-Forscher Niklas Potrafke.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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