“Die Herausforderung besteht in der operativen Umsetzung”

Unternehmeredition: In der Unternehmensberatung fordern Sie einen Richtungswechsel weg von visionären Strategien und dem Erstellen reiner Konzepte hin zur konkreten und raschen Umsetzung im Unternehmen. Was steckt dahinter?

Bickel: Es gibt in Deutschland wahrscheinlich kein Unternehmen, das nicht bereits von mehreren Unternehmensberatungen durchleuchtet worden ist. Zurück bleiben konzeptionell brillant gemachte, intellektuell bestechende Pamphlete – offen bleibt aber die Frage nach deren Umsetzung. Das führt zu Frustrationen. Natürlich braucht man ein Konzept, aber nicht als Selbstzweck, sondern als Richtschnur, um einen Umbau vernünftig durchzuführen. Die intellektuelle Herausforderung besteht in der operativen Umsetzung des Konzeptes im Unternehmen. Dafür braucht es Erfahrung und Reife, außerdem muss man gut mit Menschen umgehen können. Es gilt, das Projekt so aufzusetzen und zu orchestrieren, dass jeder genau weiß, was zu tun ist. Nur so lässt sich der Umsetzungsstand der einzelnen Arbeitspakete systematisch nachvollziehen. Ein theoretischer Masterplan reicht nicht aus, der Unternehmer benötigt praktische Hilfestellung bis hin zur Übernahme operativer Verantwortung, um eine zeitnahe Umsetzung zu gewährleisten. All das muss richtig kommuniziert werden, nach innen und nach außen.

Unternehmeredition: Wie hat sich Ihr Unternehmen Alvarez & Marsal positioniert?

Bickel: Wir sind als Restrukturierungshaus gestartet und positionieren uns heute als eine internationale Professional-Services-Firma, mit den Schwerpunkten Transaktionsberatung, Ertragssteigerung, Restrukturierung, Dispute Analysis and Forensic. Wir können, sowohl in der Krise als auch im Aufschwung, einem Unternehmer zur Seite stehen, um Prozesse zu beschleunigen. Wir unterscheiden uns vom klassischen Berater, weil wir aktiv Organfunktionen in der Geschäftsführung übernehmen und uns somit auch Haftungsrisiken aussetzen. Wir arbeiten in kleinen Teams, die tiefe Funktions- und Branchenexpertise besitzen. Wir haben einen Know-how-Vorsprung, weil diese Themen unser Tagesgeschäft sind. Unsere Expertise stellen wir dem Unternehmer solange zur Verfügung, bis das Problem gelöst ist. Außerdem kann vereinbart werden, dass wir erfolgsabhängig vergütet werden. Für konkrete, stichhaltige Ergebnisse sind die Unternehmen auch bereit zu bezahlen. Gute Beratung kostet Geld, schlechte ein Vermögen.

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